Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Im Laufe des Jahres sind zwei Kleinbahnen 
von Privatunternehmern in der Kolonie gebaut. 
Die Fura —Brumassie-Linie, 26,48 Meilen 
lang, ist von der Prestea-Bahn-Limited von Fura 
Innotion am Ankobranfluß nach Prestea gebaut, 
um die Minen von Prestea und Brumassie aus- 
nutzen zu können. 
Die Dunkwa-Linie von der Regierungs- 
bahn nach Attasi, ist von der Attasi-Minen-Gesell- 
schaft gebaut. 
Verkehrswege. 
Die Verkehrswege, die von dem Public Works 
Department erhalten werden, sind in gutem Zustande 
und haben eine Länge von 200 Meilen. 
Autzpflanzen Britisch-Oftafrikas. 
Der „East African Quarterly“ enthält einige 
interessante Mitteilungen über die wichtigsten afrika- 
nischen Nutzpflanzen Britisch-Ostafrikas, die hier aus- 
zugswelse mitgeteilt seien. 
Britlsch-Ostafrika ist sehr reich an einheimischen 
Pflanzen von wirtschaftlichem Wert und es ist wahr- 
scheinlich, daß noch auf lange Zeit hinaus und häufig 
neue Pflanzen, die elnen Handelswert haben, entdeckt 
werden. Gummilianen nehmen den ersten Platz so- 
wohl ihrer Wichtigkeit wie ihrer Verbreitung nach 
ein. Landolphia Kirküb ist die verbreitetste Gummi- 
liane. Von ihr stammen die meisten andern in Ost- 
afrika ab, besonders die in den Gebieten von Tanga 
bis Kismayu. Man hat ihr Vorkommen in den 
Kamasiahügeln 6000 Fuß über dem Meere fest- 
gestellt. 
Landolphia Florida wird oft mit L. Kirkii 
verwechselt. Sie wächst an der Küste bis zu 1800 
Fuß Meereshöhe. L. Petersiana ist eine in den 
Küstenhügeln sehr gewöhnliche Pflanze. Gummt ist 
bisher aus dieser Liane nicht gezogen worden. L. 
Watsoniana kommt in Nandi, etwa 5000 Fuß hoch, 
vor. Eine Abart dieser Spezies ist Landolphia. 
L. Tayloris von den Rabaihügeln. L. Ugandensis 
ist sowohl in dem Jericho= wie Nandi-Distrikt, 
5000 Fuß hoch gefunden und gibt sehr guten Gummi. 
Auch L. lucida hispido gehört hierher, über deren 
Vorkommen jedoch wenig bekannt ist. Von der 
Clitandra Kilimandjarica wird der Laitokttak- 
Gummi gewonnen; sie kommt auf den nördlichen 
Abhängen des Killmandscharo, etwa 3000 Fuß hoch, 
vor. Proben, die man nach England geschickt, sind 
mit 3 bis 4,10 Schilling pro Pfund bezahlt worden. 
Je sorgfältiger der Gummi präpartert ist, desto 
höher steht er im Prelse. 
In den trockenen Gegenden pflegt die Gummi- 
liane nur in der Nähe der Flüsse zu wachsen, 
während an der Küste die Llane überall gefunden 
wird, wo sie Schatten hat und einen Baum oder 
Busch, an welchem sie ranken kann. Man hat be- 
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nach Europa zu Gerberzwecken exportiert. 
  
obachtet, daß es am vorteilhaftesten ist, die Gummi- 
liane während oder gleich nach dem Frühlingsregen 
anzuzapfen. Der Ausgangszoll für Gummi beträgt 
10 v. H. des Wertes, und die Zolleinnahmen betrugen 
für das Jahr 1905 etwa 15 000 Pfund. 
Kopalgummi erhält man von einem großen Baume, 
Trachylobium Hornemanionum, den man an der 
bewaldeten Küste von der deutschen Grenze an bis 
zum Tanafluß findet. Die Ausfuhr wurde 1904 
auf 1274 Pfund geschätzt. Der Ausfuhrzoll auf 
Kopalgummi beträgt 15 v. H. des Wertes. 
Die Rinde des Mangrovebaums wird vielfach 
Lange 
Strecken des Küstensaums werden zwecks Gewinnung 
der Mangrovenklide bebaut. Die kleinen Buchten 
und Inseln bei Lama scheinen die beste Rinde zu 
liefern. Die Rinde hat in Europa gewöhnlich einen 
Wert von 4 bis 5 4 pro Tonne, doch schwankt der 
Preis sehr. 
Kaum ein Landstrich der tropischen Zonen des 
Landes ist ohne wertvolle Faserstoffe. Leider sind 
die Bastfibern, die von den Eingeborenen aus einer 
Menge Pflanzen gewonnen werden, gewöhnlich so 
kostspielig zu bereiten, daß sie wenig Wichtigkeit für 
den Handel haben. Fasern, die aus Triumketta 
chromboidea von den Eingeborenen gewonnen 
werden, kösten z. B. per Tonne 12 L. Von den 
Eingeborenen verarbeitet wird unter anderm viel die 
Bastfaser des Baobab. Sie wird besonders zur An- 
fertigung von Fischernetzen und Hängematten benutzt. 
Der Baobabbaum wächst ingrößter MengebeiTakaungu, 
ist aber auch über die ganze Küste und das Binnen- 
land bis zu einer Höhe von nahe 4000 Fuß ver- 
breltet. Früher diente der Bast dieses Baumes zur 
Bereltung von starlem Papier, das einen Handels- 
wert von 5 bis 6 K pro Tonne hatte. Neuerdings 
hat man einen Versuch gemacht, die Ausnutzung 
dieses Materials von neuem in die Hand zu 
nehmen. Der Direktor des Keiserlichen Versuchs- 
Instituts meint, daß seit der Einführung des Holz- 
paplers das Material wenig Absatz mehr findet 
und wahrscheinlich nicht mehr als 3 Pfund pro 
Tonne wert sei, doch würde durch Einführung der 
Rinde auf dem Markt, der Preis wohl wieder steigen. 
Die Blätter einer Zwergart der Dumpalme werden 
vielfach an der Küste zur Verfertigung von Beuteln, 
Mappen und ärztlichen Gebrauchsgegenständen be- 
nutzt. Diese Palme findet man überall an den 
sandigen Küstengürteln. Die Blätter der wilden 
Dattelpalme werden zur Herstellung der Lamumatten 
benutzt, deren Verarbeitung fast in allen Küsten- 
städten betrieben wird, besonders aber in den Tana- 
provinzen. Die Blätter der Raphiapalme, geben, 
wenn sie jung sind, eine sehr geschätzte Faser, dle 
einen Marltwert von ungefähr 30 K in Europa hat.
	        
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