des Schutzgebietes in Frage kommen. Jedenfalls
empfiehlt es sich, dort Versuche anzustellen, für welche
aussichtsreich erscheinen: Gerbstoffhaltige Pflanzen,
(Gerberakazie), Gummi Arabikum und eventuell
Guayulekautschuk, Faserstoffe, (Baumwolle, Agaven,
Sansevleren), Da hierbei das Campbellsche System,
bas im wesentlichen die Zurückhaltung der zu schnellen
Verdunstung bezweckt, große Vorteile in Aussicht
stellt, so beschließt das Komitee
1. mit dem Gouverneur von Lindequist in Ver-
bindung zu treten, um einen von diesem emp-
fohlenen praktischen Farmer aus Deutsch-Süd-
westafrika nach Lincoln (Nebraska) zu entsenden,
damit er dort möglichst im Verein mit einem
wissenschaftlich gebildeten landwirtschaftlichen
Sachverständigen das Campbellsche System an
Ort und Stelle studiert und dasselbe eventuell
nach Südwestafrika überträgt,
2. einen landwirtschaftlichen Sachverständigen zu
beauftragen, die eventuell für Südwestafrika
passenden Exportkulturen Mexikos zu studieren
und Saatmaterial hiervon nach Südwestafrika
zu senden,
4die klimatischen Witterungs= und Bodenverhält-
nisse in den Eisenbahn-Interessengebieten im
nördlichen Deutsch-Südwestafrika möglichst genau
zu erkunden und die Einführung von Export=
kulturen vorzubereiten.
Über wirtschaftliche Studien in Ostafrika
berichtete Herr Arendt bei den Verhaondlungen des
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees:
Die im Sommer ausgeführte Reise der Reichs-
tagsabgeordneten sei von hohem wirtschaftlichen Inter-
esse gewesen. Er habe sein besonderes Augenmerk
auf die volkswirtschaftlch wichtigen Produkte wie
Hanf, Kautschuk, Baumwolle, gerichtet, deren Kulti-
vierung er für sehr aussichtsreich hält. Auch die
Lage der Kaffeepflanzungen sel bei rationellem Be-
trieb und günstigerer Marktlage durchaus nicht aus-
sichtslos. Redner verbreitet sich dann über die
einzelnen Kulturen, über den aussichtsvollen Baum-
wollbau, die Rentabilität der Sisalagaven, die viel-
versprechende Kautschukkultur usw. Besonderes Inter-
esse verdiene die Sansevierenausbeutung durch maschi-
nelle Aufbereitung und Holzexport. Eine Ausstellung
von Sansevierenpflanzen und verschiedene Arten
Hölzer ergänzten den interessanten Bericht.
Dr. Arendt glbt schließlich seiner Überzeugung
Ausdruck, daß es in der Hauptsache darauf ankomme,
leistungsfähige Transportmittel, also Elsenbahnen, zu
schaffen, um unsere ostafrikanische Kolonie mit der
Zeit finanziell selbstständig und für das Mutterland
nutzbringend zu machen.
Die Expedition der wirtschaftlichen und
technischen Eisenbahnerkundung des mittleren
Teiles von Deutsch-Ostafr ika ist am 20. August
von Daressalam aufgebrochen, hat am 3. September
Morogoro, am 18. September Mpapua und über
Kondoa-Irangi am 1. Oktober Kilimatinde und am
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17. Oktober Tabora erreicht und wird nunmehr die
Tanganikaseeländer bereisen.
Wegen verschiedenartiger Auffassung der Tages-
presse hinsichtlich Eisenbahnerkundungen in Afrika
veröffentlicht das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee
seinen diesbezüglichen Standpunkt:
Zur Schaffung von Unterlagen für einen plan-
mäßigen Eisenbahnbau im Schutzgebiet und zur
Klärung der in Frage kommenden Interessengebiete
sind objeltive wirtschaftliche und technische Erkundungen
erforderlich. Zweck der Erkundungen ist: die Ren-
tabilitätsaussichten nach Möglichkeit festzustellen um
Fehlschlöge zu verhüten; die Ergebnisse der Erkun-
dungen sollen als Material für die Regierung,
Reichstag und Eisenbahninteressenten dienen.
Für den Zeitpunkt der Inangriffnahme des Baues
der einzelnen Bahnlinien innerhalb des Elsenbahn-
bauplanes sind dann eine Reihe von Faktoren ent-
scheidend, wie die Pläne fremdländischer Konkurrenz-
bahnen, die jewelligen politischen und wirtschaftlichen
Verhältnisse des Mutterlandes und der Kolonie, das
Interesse und die Willigkeit des Privatkapitals und,
soweit es sich um Regierungsbahnen oder Privat-
bahnen mit Zmsgarantie oder Konzessionen handelt,
der Reichshaushalt und die Bereitwilligkeit des Reichs-
tags. Verkehrt wäre es, durch eine Agitation eine
Bahnlinie gegen die andere auszuspielen, da dies
erfahrungsgemäß nur hemmend auf die Entwicklung
der Kolonialen Eisenbahnpolitik einwirkt.
Maßnahmen zur Vermehrung der Baum-
woll-Produktion in den deutschen Kolonien:
Mit Rücksicht auf die volkswirtschaftliche Be-
deutung der Baumwollfrage und auf den Umfang
der Arbeiten des Baumwollunternehmens hat das
Komitee eine Baumwollbau-Kommission eingesetzt, be-
stehend aus Vertretern der deutschen Baumwoll-
Induftrie, der Baumwoll-Interessenten in den Kolo-
nien und sonstigen Sachverständigen.
Die Baumwollkulturversuche in Togo haben
bisher eine Qualität ergeben, welche drei bis acht
Pfennige höher wertet als Middling amerikanisch.
Die Kalkulation der Togobaumwolle ist in dem Be-
richt VII: „Deutsch-koloniale Baumwollunterneh-
mungen“ enthalten. Während vor dem Jahre 1901
kein Pfund Baumwolle aus Togo ausgeführt wurde,
betrug die Ernte 1905 über 800 Ballen à 500
Pfund.
Die Verfügung über entsprechende Mittel vor-
ausgesetzt, sollen die folgenden Maßnahmen im Rahmen
des Arbeitsplanes der deutsch-kolontalen Baumwoll-
unternehmungen für die Jahre 1907, 1908 und
1909 zur Ausführung gebracht werden:
Togo.
a) Die Vergrößerung der Baumwollschule des
Kolontal-Wirtschaftlichen Komitees in Nuatschä durch
Vermehrung der Schülerzahl von 100 auf 200 bis
300 und dementsprechende Ausdehnung der Ver-
suchspflanzung.