Gummi.
Auch in Britisch-Zentralafrika hat man wachsende
Aufmerksamkeit dem Gummi zugewendet, der im
Laufe weniger Jahre voraussichtlich eine der ersten
Stellen in der Liste der Exportgüter einnehmen wird.
Verschiedene neue Plantagen sind angelegt; unter
Kultur sind jetzt 852 Acres.
Tee.
Im Anbau von Tee sind sehr geringe Fort-
schritte gemacht. In den Liegenschaften bei Mlanje
sind 395 Acres mit Tee bepflanzt, von denen man
eine Ernte von 1500 Pfund erwartet, auch ist eine
größere Fläche mit jungen Bäumen besetzt.
Faserstoffe.
Im letzten Jahre wurde eine große Zahl junger
Pflanzen von Mauritlus-Hanf (Foureroya gigantea)
und Sisalhanf (Agave rigida var. sisalana) vom
Departement der Forst= und Pflanzenkultur den
Pflanzern übergeben. Einige Pflanzer haben auch
die Kultur der beiden Faserpflanzen übernommen.
Die Pflanzen sind sehr hart und scheinen glelch-
mäßig in jeder Art lockeren Bodens zu gedelhen.
Erdnüsse.
Der Export ist im letzten Jahre bedeutend ge-
stiegen. Er betrug 588 692 Pfund gegen 348 895
Pfund im vorhergehenden Jahre. Die Ol produ-
zierenden Nüsse sind schon immer von den Ein-
geborenen gezogen; sie wurden durch indische Händler
in kleinen Böten nach Chinde gebracht und von dort
durch die Deutsche Ostafrika-Linie nach Marseille,
Hamburg usw. für sehr geringe Preise verschickt.
Die Industrie ist vielversprechend, denn schon die Eln-
geborenen erzielen dabei guten Verdienst. Erdnüsse
gedeihen, ohne besondere Aufmerksamkeit zu erfordern.
Es ist sicher, daß verschiedene europälsche Pflanzer
die Kultur im laufenden Jahr aufnehmen werden.
Aufferstung.
Ungefähr 40 Acres auf dem Zomba-Plateau
sind mit jungen Zypressenbäumen bepflanzt. Die
Anpflanzung gedeiht sehr gut, doch müssen noch
manche Jahre vergehen, ehe sie eine solche Stärke
erreicht haben, daß ein Fällen lohnt.
Über 40 000 Pflänzchen von afrikanischem Maha-
goni (Khaya Senegalensis) sollen in der nächsten
Regenzeit gesetzt werden.
Farbige Zändler.
Indische Händler (Bunnias) haben eine Anzahl
neuer Läden eröffnet, um mit Eingeborenen Handel
zu treiben. Es gibt jetzt 160 dieser Läden im
Protektorat, die in der Mehrzahl massiv von Ziegeln
gebaut und mit Eisendächern und offenen Veranden
versehen sind. Sie befinden sich hauptsächlich im
Sbire-Hochland und in den unteren Flußdistrikten.
Angelockt durch diese bequeme Gelegenheit ziehen es
die Eingeborenen, deren Verdienst bei nur einigen
Monaten Arbeit ausreichen würde, um alle ihre
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Bedürfnisse und ihren erträumten Luxus auf
einige Jahre zu befriedigen, meist vor, ihr Geld
den Indiern zuzuwenden, wo sie hirreichend
Zeit haben, Kaliko, wohlfeile Spiegel, Messer usw.
auszuwählen, denn die Indier besitzen beim
— Handeln eine unermüdliche Geduld. Besonders
die Eingeborenen, die von den Transvaalminen
zurückkommen und ausgezahlt sind, bringen den
Indiern guten Verdienst. Die heimkehrenden schwarzen
Arbeiter haben meist 10 bis 20 2 zur Verfügung
und verlleren keine Zeit, einen großen Teil ihres
Verdienstes oft am selben Tage, an dem sie zurück-
gekommen sind, auszugeben. Uber 22 000 2 wurden
im vergangenen Jahr in Britisch-Zentralafrika von
zurückkehrenden Arbeitern ausgegeben und fanden
ihren Weg in die Tasche indischer Händler. Diese
begnügen sich auch nicht damit, in ihren Läden
zu sitzen und auf Kunden zu warten, sondern sie
1 nehmen auch Agenten an, um ihre Ware rings-
umher von Dorf zu Dorf zu vertreiben. Der
größte Teil der Waren, mit denen die Indier han-
1 deln, wird von ihnen nicht importiert, sondern von
den großen europälschen Firmen zu Blantyre an-
gekauft.
« Viehseuchen.
Die Rinderpest zeigte sich vor einigen Jahren
nach Berichten von Ortsmissionaren bei 95 v. H.
der Tiere in Mombarasland. Die Zahl der Tiere
hat sich trotzdem in den folgenden wenigen Jahren
sehr vermehrt, und es sind jetzt etwa 15 000 Stück
Vieh im vorgenannten Distrikt vorhanden.
Im letzten Jahre hat keine Seuchenerkrankung
stattgefunden und das Land muß als seuchenfrei
bezeichnet werden.
Eisenbahnarbeiter.
Die Arbelt beim Eisenbahnbau wird sehr gesucht.
Im Monat April wurden 11 000 Eingeborene von
der Eisenbahngesellschaft beschäftigt. Voraussichtlich
wird im Jahre 1907 ein Überfluß von Arbeitern
vorhanden sein, da die Bahnverwaltung anstatt
11.000 Arbeiter wahrscheinlich nicht mehr als 2000
beschäftigen wird. Uberdies wird voraussichtlich die
Bahn zwischen Port Herald und Blantyre in einiger
Zeit zum größten Teil fertiggestellt sein, und es
werden sich dann viele tausend Eingeborene, die
. B. als Träger zwischen Blantyre und Chiromo
beschäftigt werden, nach anderem Erwerb umsehen
müssen.
Statistik.
Europäer.
Die europäische Bevölkerung des Protektorats ist
annähernd dieselbe geblieben. Die Zahl der Euro-
päer beträgt ein wenig über 600.
Asiaten.
Die indische Bevölkerung ist von 325 auf 409
(die Sikhssoldaten nicht inbegriffen) angewachsen