Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Gummi. 
Auch in Britisch-Zentralafrika hat man wachsende 
Aufmerksamkeit dem Gummi zugewendet, der im 
Laufe weniger Jahre voraussichtlich eine der ersten 
Stellen in der Liste der Exportgüter einnehmen wird. 
Verschiedene neue Plantagen sind angelegt; unter 
Kultur sind jetzt 852 Acres. 
Tee. 
Im Anbau von Tee sind sehr geringe Fort- 
schritte gemacht. In den Liegenschaften bei Mlanje 
sind 395 Acres mit Tee bepflanzt, von denen man 
eine Ernte von 1500 Pfund erwartet, auch ist eine 
größere Fläche mit jungen Bäumen besetzt. 
Faserstoffe. 
Im letzten Jahre wurde eine große Zahl junger 
Pflanzen von Mauritlus-Hanf (Foureroya gigantea) 
und Sisalhanf (Agave rigida var. sisalana) vom 
Departement der Forst= und Pflanzenkultur den 
Pflanzern übergeben. Einige Pflanzer haben auch 
die Kultur der beiden Faserpflanzen übernommen. 
Die Pflanzen sind sehr hart und scheinen glelch- 
mäßig in jeder Art lockeren Bodens zu gedelhen. 
Erdnüsse. 
Der Export ist im letzten Jahre bedeutend ge- 
stiegen. Er betrug 588 692 Pfund gegen 348 895 
Pfund im vorhergehenden Jahre. Die Ol produ- 
zierenden Nüsse sind schon immer von den Ein- 
geborenen gezogen; sie wurden durch indische Händler 
in kleinen Böten nach Chinde gebracht und von dort 
durch die Deutsche Ostafrika-Linie nach Marseille, 
Hamburg usw. für sehr geringe Preise verschickt. 
Die Industrie ist vielversprechend, denn schon die Eln- 
geborenen erzielen dabei guten Verdienst. Erdnüsse 
gedeihen, ohne besondere Aufmerksamkeit zu erfordern. 
Es ist sicher, daß verschiedene europälsche Pflanzer 
die Kultur im laufenden Jahr aufnehmen werden. 
Aufferstung. 
Ungefähr 40 Acres auf dem Zomba-Plateau 
sind mit jungen Zypressenbäumen bepflanzt. Die 
Anpflanzung gedeiht sehr gut, doch müssen noch 
manche Jahre vergehen, ehe sie eine solche Stärke 
erreicht haben, daß ein Fällen lohnt. 
Über 40 000 Pflänzchen von afrikanischem Maha- 
goni (Khaya Senegalensis) sollen in der nächsten 
Regenzeit gesetzt werden. 
Farbige Zändler. 
Indische Händler (Bunnias) haben eine Anzahl 
neuer Läden eröffnet, um mit Eingeborenen Handel 
zu treiben. Es gibt jetzt 160 dieser Läden im 
Protektorat, die in der Mehrzahl massiv von Ziegeln 
gebaut und mit Eisendächern und offenen Veranden 
versehen sind. Sie befinden sich hauptsächlich im 
Sbire-Hochland und in den unteren Flußdistrikten. 
Angelockt durch diese bequeme Gelegenheit ziehen es 
die Eingeborenen, deren Verdienst bei nur einigen 
Monaten Arbeit ausreichen würde, um alle ihre 
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Bedürfnisse und ihren erträumten Luxus auf 
einige Jahre zu befriedigen, meist vor, ihr Geld 
den Indiern zuzuwenden, wo sie hirreichend 
Zeit haben, Kaliko, wohlfeile Spiegel, Messer usw. 
auszuwählen, denn die Indier besitzen beim 
— Handeln eine unermüdliche Geduld. Besonders 
die Eingeborenen, die von den Transvaalminen 
zurückkommen und ausgezahlt sind, bringen den 
Indiern guten Verdienst. Die heimkehrenden schwarzen 
Arbeiter haben meist 10 bis 20 2 zur Verfügung 
und verlleren keine Zeit, einen großen Teil ihres 
Verdienstes oft am selben Tage, an dem sie zurück- 
gekommen sind, auszugeben. Uber 22 000 2 wurden 
im vergangenen Jahr in Britisch-Zentralafrika von 
zurückkehrenden Arbeitern ausgegeben und fanden 
ihren Weg in die Tasche indischer Händler. Diese 
begnügen sich auch nicht damit, in ihren Läden 
zu sitzen und auf Kunden zu warten, sondern sie 
1 nehmen auch Agenten an, um ihre Ware rings- 
umher von Dorf zu Dorf zu vertreiben. Der 
größte Teil der Waren, mit denen die Indier han- 
1 deln, wird von ihnen nicht importiert, sondern von 
den großen europälschen Firmen zu Blantyre an- 
gekauft. 
« Viehseuchen. 
Die Rinderpest zeigte sich vor einigen Jahren 
nach Berichten von Ortsmissionaren bei 95 v. H. 
der Tiere in Mombarasland. Die Zahl der Tiere 
hat sich trotzdem in den folgenden wenigen Jahren 
sehr vermehrt, und es sind jetzt etwa 15 000 Stück 
Vieh im vorgenannten Distrikt vorhanden. 
Im letzten Jahre hat keine Seuchenerkrankung 
stattgefunden und das Land muß als seuchenfrei 
bezeichnet werden. 
  
Eisenbahnarbeiter. 
Die Arbelt beim Eisenbahnbau wird sehr gesucht. 
Im Monat April wurden 11 000 Eingeborene von 
der Eisenbahngesellschaft beschäftigt. Voraussichtlich 
wird im Jahre 1907 ein Überfluß von Arbeitern 
vorhanden sein, da die Bahnverwaltung anstatt 
11.000 Arbeiter wahrscheinlich nicht mehr als 2000 
beschäftigen wird. Uberdies wird voraussichtlich die 
Bahn zwischen Port Herald und Blantyre in einiger 
Zeit zum größten Teil fertiggestellt sein, und es 
werden sich dann viele tausend Eingeborene, die 
. B. als Träger zwischen Blantyre und Chiromo 
beschäftigt werden, nach anderem Erwerb umsehen 
müssen. 
Statistik. 
Europäer. 
Die europäische Bevölkerung des Protektorats ist 
annähernd dieselbe geblieben. Die Zahl der Euro- 
päer beträgt ein wenig über 600. 
Asiaten. 
Die indische Bevölkerung ist von 325 auf 409 
(die Sikhssoldaten nicht inbegriffen) angewachsen 
 
	        
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