einer recht kindlichen Stufe stehen, vor allem aber
gegen den weißen Mann ein gewisses Mißtrauen
haben. Außerdem waren kurz zuvor in jener Gegend
Unruhen unter den Farbigen vorgekommen, und in
einem Bezirke hatte sich dos Militär veranlaßt ge-
sehen, mehrere Dörfer zu zerstören. Auch die davon
Betroffenen wollte man möglichst zu der Ausstellung
in Onitsha hinzuziehen, was auch gelong.
Für die einzelnen Unterabteilungen der Aus-
stellung: Industrie, Handel, Landwirtschaft und Sport,
war je ein besonderer Ausschuß erfahrener Leute
gewählt worden. Diese Ausschüsse stellten zuerst
elne Liste von Erzeugnissen und Gegenständen zu-
sammen, die überhaupt für die Ausstellung in Frage
kamen. Als die Ausstellungsgegenstände eingeliefert
wurden, verfuhr man auf Grund dieser Liste so, daß
die einzelnen Sachen klassisiziert und mit Ausschriften
versehen wurden, so daß am Ende auch nicht ein
Korb oder eine Kalabasse dem Elgentümer ver-
loren ging.
Die Abteilung für Industrie zeigte hauptsächlich
die verschiedenen Sachen von Holzarbeiten: Stühle,
Sessel, Figuren, Schnitzereien usw. Auch eine große
Anzahl von mit Zierat versehenen Rudern waren
ausgestellt. Unter den Eisenarbeiten ragten Speere
und Speerspitzen hervor. Wahre Kunstwerke im
Vergleich zu den einfachen Werkzeugen, die bei ihrer
Herstellung zur Verfügung standen! Sehr kunstvoll
waren allerlei Messingarbeiten; man sah Armbänder,
Fußringe und ähnliche Messing-Schmucksachen. Große
Fertigkeiten verrleten die Arbeiten in Elfenbein.
Noch erfolgreicher waren die Unterabteilungen
Töpferei, Weberarbeit und Flechtarbeit; besonders
unter den erstgenannten Artikeln fanden sich solche
von zarter Arbeit und Form, in vielen Fällen ge-
schmackvoll bemalt. Die Weberei bewies ebenfalls
einen hohen Stand der Technik. Hauptsächlich
taten sich mohammedanische Arbeiten von Ida am
Niger hervor, die auch durch Lederarbeiten glänzten.
Aus der Abteilung für Flechtarbeit werden kunst-
volle Fächer erwähnt, die das Wohlgefallen selbst
der europäischen Damen erwecken konnten.
In der landwirtschaftlichen Ausstellung nahmen
Yams den breitesten Raum ein. Einige erreichten
eine ungeheure Größe. Daneben fanden sich alle
Arten von Getreide, Gemüse und Früchten. Da-
gegen war die Ausstellung schlecht mit Baumwolle
beschickt, während e5 mit dem Tabak besser stand.
Zu erwähnen wären noch die prachtvollen Blumen
aller Art.
In der Abteilung für Handel sah es nicht be-
sonders voll aus. Unser Bericht erwähnt Muster
von den Palmenprodukten, und vor allem auserlesene
Stücke von Nutzhölzern und nennt wiederum
rühmend den Tabak, dem eine gute Zukunft prophe-
zeit wird.
Echt englisch und ein großes Ergötzen für die
farbigen Besucher war die Abteilung für Sport.
Da gab es Ringkämpfe und Hindernisrennen, an
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denen sich sogar die Mädchen mit ihrem schweren
Messingschmuck an den Füßen beteiligten. Hier
wurde getanzt und gesungen, dort erfreute eine Ein-
geborenentruppe von Trommlern und Pfeifern die
Ohren der Besucher. Phantastischer Kopfschmuck und
allerlei grotesker Aufputz der schwarzen Herren
gaben dem Bilde einen besonderen afrikanischen Reiz.
Die Zahl der farbigen Besucher war eine außer-
ordentlich hohe, besonders waren die Häuptlinge, die
in ihrer ganzen Pracht mit der Krone und farbigen
Federschmuck erschienen waren, zahlreich vertreten und
grüßten die anwesenden Damen und Herren. Von
belden Seiten des Niger sowohl, wie von Nord und
Sid hatten sie sich eingesunden. Neben weißgekleideten
Mohammedanern standen fast unbekleidete Neger
aus dem Innern. Neben dem weißen Turban sah
man die übliche rote Mütze. Vier Tage und vier
Nächte hindurch lagerten sie in der Nähe des
Gouvernementsgebäudes. Aber nicht eine einzige
Störung oder irgend ein Ereignis, das polizeiliches
Einschreiten nötig gemacht hätle, kom vor. Keln
einziger Berauschter wurde gesehen, und nicht ein
einziger Diebstaohl kam zur Anzeige.
Das Ganze mag ein Beweis dafür sein, daß der
westafrikanische Neger durchaus auf der Höhe steht,
um Vorteile von elner solchen Ausstellung zu haben.
Wir dürfen hoffen, daß die an Kaisers Geburtstag
des nächsten Jahres stattfindende Ausstellung in
Palime in unserem Schutzgebiete Togo, die sich
freilich auf landwirtschaftliche Erzeugnisse beschränken
will, nicht geringere Erfolge haben wird als das
Unternehmen von Onitsha, zumal sowohl die euro-
päischen Kulturfortschritte wie auch die Leistungen
der Eingeborenen Togos es mit den anderen
Kolonien an der Guineaküste wohl aufzunehmen ver-
mögen.
Von dem Bau einer Ausstellungshalle will man
in Palime absehen und Hütten in der Bauart der
Eingeborenen errichten, und zwar in möglichst
hübscher und geschmackvoller Weise. Die elf Hütten
sollen jede fünf Meter breit sein und insgesamt eine
Länge von 126 Meter haben. Alle für die Aus-
stellung bestimmten Güter werden wohl zollfrei ein-
gehen können. Zur Ausstellung gelangen folgende
Erzeugnisse: Baumwolle, Kapok, Mais, Sorghum,
Reis, Yams, Kassawe, Süßkartoffeln, Erdnüsse,
Palmprodukte, Sesam, Kaffee, Kakao, Kola, Tabak,
Kautschuk sowie allerlei Gemüse und Früchte. Nähere
Hinweise enthält das Amtsblatt von Togo.
Deutsch-SZüdwelkafrika.
Die dringende Notwendigkeit des Eisenbahnbaus
rüderitzbucht—Reetmansbo###
erhellt wleder einmal für jeden Unbefangenen aus
der nachstehenden Bekanntmachung, welche der
Kaiserliche Bezirksämtmann von Keetmanshoop