Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

einer recht kindlichen Stufe stehen, vor allem aber 
gegen den weißen Mann ein gewisses Mißtrauen 
haben. Außerdem waren kurz zuvor in jener Gegend 
Unruhen unter den Farbigen vorgekommen, und in 
einem Bezirke hatte sich dos Militär veranlaßt ge- 
sehen, mehrere Dörfer zu zerstören. Auch die davon 
Betroffenen wollte man möglichst zu der Ausstellung 
in Onitsha hinzuziehen, was auch gelong. 
Für die einzelnen Unterabteilungen der Aus- 
stellung: Industrie, Handel, Landwirtschaft und Sport, 
war je ein besonderer Ausschuß erfahrener Leute 
gewählt worden. Diese Ausschüsse stellten zuerst 
elne Liste von Erzeugnissen und Gegenständen zu- 
sammen, die überhaupt für die Ausstellung in Frage 
kamen. Als die Ausstellungsgegenstände eingeliefert 
wurden, verfuhr man auf Grund dieser Liste so, daß 
die einzelnen Sachen klassisiziert und mit Ausschriften 
versehen wurden, so daß am Ende auch nicht ein 
Korb oder eine Kalabasse dem Elgentümer ver- 
loren ging. 
Die Abteilung für Industrie zeigte hauptsächlich 
die verschiedenen Sachen von Holzarbeiten: Stühle, 
Sessel, Figuren, Schnitzereien usw. Auch eine große 
Anzahl von mit Zierat versehenen Rudern waren 
ausgestellt. Unter den Eisenarbeiten ragten Speere 
und Speerspitzen hervor. Wahre Kunstwerke im 
Vergleich zu den einfachen Werkzeugen, die bei ihrer 
Herstellung zur Verfügung standen! Sehr kunstvoll 
waren allerlei Messingarbeiten; man sah Armbänder, 
Fußringe und ähnliche Messing-Schmucksachen. Große 
Fertigkeiten verrleten die Arbeiten in Elfenbein. 
Noch erfolgreicher waren die Unterabteilungen 
Töpferei, Weberarbeit und Flechtarbeit; besonders 
unter den erstgenannten Artikeln fanden sich solche 
von zarter Arbeit und Form, in vielen Fällen ge- 
schmackvoll bemalt. Die Weberei bewies ebenfalls 
einen hohen Stand der Technik. Hauptsächlich 
taten sich mohammedanische Arbeiten von Ida am 
Niger hervor, die auch durch Lederarbeiten glänzten. 
Aus der Abteilung für Flechtarbeit werden kunst- 
volle Fächer erwähnt, die das Wohlgefallen selbst 
der europäischen Damen erwecken konnten. 
In der landwirtschaftlichen Ausstellung nahmen 
Yams den breitesten Raum ein. Einige erreichten 
eine ungeheure Größe. Daneben fanden sich alle 
Arten von Getreide, Gemüse und Früchten. Da- 
gegen war die Ausstellung schlecht mit Baumwolle 
beschickt, während e5 mit dem Tabak besser stand. 
Zu erwähnen wären noch die prachtvollen Blumen 
aller Art. 
In der Abteilung für Handel sah es nicht be- 
sonders voll aus. Unser Bericht erwähnt Muster 
von den Palmenprodukten, und vor allem auserlesene 
Stücke von Nutzhölzern und nennt wiederum 
rühmend den Tabak, dem eine gute Zukunft prophe- 
zeit wird. 
Echt englisch und ein großes Ergötzen für die 
farbigen Besucher war die Abteilung für Sport. 
Da gab es Ringkämpfe und Hindernisrennen, an 
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denen sich sogar die Mädchen mit ihrem schweren 
Messingschmuck an den Füßen beteiligten. Hier 
wurde getanzt und gesungen, dort erfreute eine Ein- 
geborenentruppe von Trommlern und Pfeifern die 
Ohren der Besucher. Phantastischer Kopfschmuck und 
allerlei grotesker Aufputz der schwarzen Herren 
gaben dem Bilde einen besonderen afrikanischen Reiz. 
Die Zahl der farbigen Besucher war eine außer- 
ordentlich hohe, besonders waren die Häuptlinge, die 
in ihrer ganzen Pracht mit der Krone und farbigen 
Federschmuck erschienen waren, zahlreich vertreten und 
grüßten die anwesenden Damen und Herren. Von 
belden Seiten des Niger sowohl, wie von Nord und 
Sid hatten sie sich eingesunden. Neben weißgekleideten 
Mohammedanern standen fast unbekleidete Neger 
aus dem Innern. Neben dem weißen Turban sah 
man die übliche rote Mütze. Vier Tage und vier 
Nächte hindurch lagerten sie in der Nähe des 
Gouvernementsgebäudes. Aber nicht eine einzige 
Störung oder irgend ein Ereignis, das polizeiliches 
Einschreiten nötig gemacht hätle, kom vor. Keln 
einziger Berauschter wurde gesehen, und nicht ein 
einziger Diebstaohl kam zur Anzeige. 
Das Ganze mag ein Beweis dafür sein, daß der 
westafrikanische Neger durchaus auf der Höhe steht, 
um Vorteile von elner solchen Ausstellung zu haben. 
Wir dürfen hoffen, daß die an Kaisers Geburtstag 
des nächsten Jahres stattfindende Ausstellung in 
Palime in unserem Schutzgebiete Togo, die sich 
freilich auf landwirtschaftliche Erzeugnisse beschränken 
will, nicht geringere Erfolge haben wird als das 
Unternehmen von Onitsha, zumal sowohl die euro- 
päischen Kulturfortschritte wie auch die Leistungen 
der Eingeborenen Togos es mit den anderen 
Kolonien an der Guineaküste wohl aufzunehmen ver- 
mögen. 
Von dem Bau einer Ausstellungshalle will man 
in Palime absehen und Hütten in der Bauart der 
Eingeborenen errichten, und zwar in möglichst 
hübscher und geschmackvoller Weise. Die elf Hütten 
sollen jede fünf Meter breit sein und insgesamt eine 
Länge von 126 Meter haben. Alle für die Aus- 
stellung bestimmten Güter werden wohl zollfrei ein- 
gehen können. Zur Ausstellung gelangen folgende 
Erzeugnisse: Baumwolle, Kapok, Mais, Sorghum, 
Reis, Yams, Kassawe, Süßkartoffeln, Erdnüsse, 
Palmprodukte, Sesam, Kaffee, Kakao, Kola, Tabak, 
Kautschuk sowie allerlei Gemüse und Früchte. Nähere 
Hinweise enthält das Amtsblatt von Togo. 
Deutsch-SZüdwelkafrika. 
Die dringende Notwendigkeit des Eisenbahnbaus 
rüderitzbucht—Reetmansbo### 
erhellt wleder einmal für jeden Unbefangenen aus 
der nachstehenden Bekanntmachung, welche der 
Kaiserliche Bezirksämtmann von Keetmanshoop
	        
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