Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

für Gerbereizwecke genügendes Material llefern, ihre 
Rinde hat sich aber bisher als nicht geeignet er- 
wiesen, da sie infolge ihres Farbstoffgehaltes beim 
Gerben das Leder färbt. Dem Institut ist es aber 
nunmehr gelungen, den nachteiligen Farbgehalt durch 
einen bestimmten Prozeß der Rinde zu entziehen 
und so die Rinde für die Gerberei nutzbar zu 
machen. Mit dem Gerbstoffextrakt sind auch schon 
in Gerbereien Versuche angestellt worden, die nach 
Angabe der betreffenden Gerber günstig verlaufen 
sind. Ein ausführlicher Bericht über den günstigen 
Verlauf dieser Untersuchung ist daraufhin an die 
Forstabteilung erstattet worden, und man nimmt an, 
daß dieser Gerbstoffextrakt zu gewinnbringenden 
Preisen für die indische Lederindustrie nutzbar ge- 
macht werden kann, wenn er auch für die Aus- 
fuhr nach Europa nicht in Frage kommen dürfte. 
Auch mit dem in Indien in großen Mengen 
vorkommenden Kinogummi, der bisher nur für 
medizinische Zwecke Verwendung gefunden hat, sind 
Versuche hinsichtlich seines Gerbstoffgehalts vor- 
genommen worden. Bisher hatte die rote Farbe 
der Rinde dieses Baumes eine Verwendung zu 
Gerbereizwecken ausgeschlossen; es hat sich aber nach 
vielfachen Experlmenten ein Verfahren ausfindig 
machen lassen, die rote Farbe dem Kinogerbstoff zu 
entziehen und so den Gerbgehalt der Rinde für das 
Ledergewerbe nutzbar zu machen. Auch dieser Erfolg 
ist nach Indien berichtet worden und wird zu 
weiteren Versuchen in jenem Lande Anlaß geben. 
Rultur der Seidenraupe und Anbau von Vanille im 
Gouvernement Santander (Rolumbien). 
Im „Nuevo Tiempo“ vom 12. Juli d. J. 
war ein amtlicher Bericht an das Ministerium der 
öffentlichen Arbeiten in Bogota über die Kultur der 
Seidenraupe und den Anbau von Vanille im 
Gouvernement Santander veröffentlicht. Nach 
diesem Berichte sind die Versuche mit den Seiden- 
raupen und Maulbeerbäumen sehr zufriedenstellend 
ausgefallen; erstere sollen sich sehr gut entwickeln 
und während des ganzen Jahres in Tätigkeit seln. 
Die Maulbeerbäume sollen ebenfalls sehr gut ge- 
deihen; es sollen davon in der Provinz Santander 
ungefähr 10 000 Stück vorhanden sein. Die nach 
Europa gesandten Kokons sollen 2,50 bis 3 8 Gold 
pro kg gebracht haben. 
Der Anbau von Vanille hot nach diesem Berichte 
nicht die gewünschten Ergebnisse geliefert, weshalb 
empfohlen wird, geeigneten Samen aus Mexiko zu 
beschaffen und von dort Sachpverständige heranzu- 
ziehen, welche die Pflanze zu behandeln wissen und 
dies in Santander lehren könnten. 
Das Kaiserliche Konsulat in Bucaramanga hat 
sich zu diesem Berichte, wie folgt, geäußert: 
„Sowelt dem Konsulat bekannt ist, wurden mit 
der Seidenraupenzucht vor einer Anzahl von Jahren 
  
808 — 
in Zapatoca und Socorro Versuche gemacht, doch 
scheint das erhoffte gute Ergebnis ausgeblieben zu 
sein, und geriet die Sache dadurch wieder voll- 
ständig in Vergessenheit. 
Die Vorbedingungen zur Kultur der Seidenraupe 
sind in Santander die denkbar günstigsten. Be- 
sonders ist zu erwähnen, daß die Raupen sich sehr 
gut entwickeln und daß Epidemien niemals 
beobachtet worden sind. Die Anpflanzungen der 
Maulbeerbäume beschränken sich auf einige wenige 
Haciendas, die Zahl der Bäume dürfte etwa 
10 000 Stück betragen. 
Je eine Probesendung von Kokons ist s. Zt. 
nach Paris und Hamburg gegangen; ein Muster der 
abgehaspelten Seide wurde mit der Erklärung 
zurückgesandt, daß diese Klasse mit 8—-9 Fr. pro kg 
zu bewerten sei, jedoch unter der Voraussetzung, daß 
es sich um Mengen von 2000 kg handele, und daß 
4 lLg Kokons 1 kg Seide ergäben. 
Die Kokons waren aus chinesischem Samen ge- 
zogen. Jetzt werden italienische Rassen gezüchtet. 
Das Ergebnis steht noch aus. 
Der Gouverneur von Santander interessiert sich 
sehr für diese Kultur und gedenkt für die im 
Dezember d. J. in Bucaramanga stattfindende Aus- 
stellung die Kultur der Seidenraupe auf anschau- 
liche Art vorzuführen. 
In bezug auf den Anbau der Vanille läßt sich 
wenig berichten. Ob dieser Artikel jemals zur Aus- 
fuhr kommen wird, ist sehr zweifelhaft. 
Die Zubereitung der gewonnenen Schoten ist 
nicht ganz einfach, sondern langwierig und erfordert 
viel Aufmerksamkeit. 
Die Vanille kommt in Santander als Schma-= 
rotzerpflanze in den Waldungen vor und ist eine 
Abart der echten Vanille.“ 
Der Bergbau leuseelands. 
Dle natürlichen Mineralschätze Neuseelands, dle 
elnen ganz erheblichen Umfang besitzen, haben auf 
die Entwicklung dieser Kolonie einen ganz bedeutenden 
Einfluß ausgeübt. 
Die Goldgewinnung wies seit dem Jahre 1853 
bis zum Ende des Jahres 1905 einen Wert von 
insgesammt 67 280 584 8 auf — im Jahre 1905 
stellte sie sich auf 520 465 Unzen im Werte von 
2:093 936 L. Im Gegensatz zu früheren Jahren, 
in denen meistens Alluvialgold gewonnen wurde, 
geschleht dies jetzt melstens durch Ausbeutung der 
Quarzminen, die weite Strecken der Kolonie durch- 
ziehen und bessere Aussichten für dauernde Erträge 
liefern als dies die Gewinnung von Alluvialgold zu 
tun vermag. 
Die Gewinnung von Silber bewertete sich in 
dem Zeitraum von 1853 bis Ende 1905 auf 
777 695 E. Auf das Jahr 1905 entfielen hiervon 
1 179 744 Unzen im Werte von 120 542 2.
	        
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