Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

London seinen Arbeitsbereich durch Studienreisen 
nach deutschem Beispiele erweltert, und in allen 
europäischen Kolonialstaaten sind Körperschaften ins 
Leben getreten, die nach deutschem Muster Baum- 
wollkulturversuche in Afrika betreiben. 
Die wissenschaftliche Mitarbeit, 
insbesondere der Reichsanstalten und der königlichen 
wissenschaftlichen Institute in Deutschland und in 
den Kolonien, ermöglichte eine gründliche Vorbe- 
reitung und Durchführung der Unternehmungen, 
z. B. durch Untersuchungen von Bodenproben. Be- 
schaffung von Saatgut, Pflänzlingen und Zuchtvieh 
— durch wissenschaftlich-chemische Prüfung von Roh- 
stofsen und Produkten — durch Maßnahmen zur 
Bekämpfung von Pflanzenschädlingen und Viehseuchen. 
Unter ihrer Mitwirkung wurden veröffentlicht: Das 
Organ des Komitees, die Zeitschrift „Der Tropen- 
oflanzer“ (10. Jahrgang), herausgegeben von Prof. 
Dr. Warburg und Geh. Reg.-Rat Professor 
Dr. Wohltmann, mit wissenschaftlichen und prak- 
tischen Abhandlungen über die tropische und sub- 
tropische Landwirtschaft, die Werke „Westafrikanische 
Kautschuk-Expedition“", „Expedition nach Zentral= und 
Südamerika“, „Kunene-Zambesi-Expedition“,, Samoa= 
Erkundung“, „Fischfluß-Expedition“, „Zur Trassie- 
rung der Togo-Innenlandbahn“, „Die wirtschaftliche 
Erkundung einer ostafrikanischen Südbahn“, „Berichte 
über die deutsch-kolonialen Baumwoll= Unterneh- 
mungen"“, Weltproduktionskarten und der „Wirtschafts- 
Atlas der deutschen Kolonien“. 
Die Mitarbeit von Handel und Industrie 
wurde gewonnen durch Anregung fabrikatortscher 
Versuche zur Einführung kolonialer Rohstoffe und 
Produkte in Handel und Industrie, durch Elnführung 
und Förderung des Kolonial-Maschinenbaues, insbe- 
sondere der Herstellung von tropenlandwirtschaft- 
lichen Maschinen und Transportmitteln, durch Ver- 
anstaltung von 140 kolonial-wirtschaftlichen Aus- 
stellungen; Import und Export der Kolonien, durch 
kolontal-wirtschastliche Preisausgaben, durch Aus- 
kunftserteilung und Stellennachweis in den Kolonien, 
durch Anregung zur Errichtung kolonial-wirtschaft- 
licher Fachausschüsse bei 40 Handels= und Gewerbe- 
kammern, durch Anregung des Deutschen Kolonial= 
Kongresses, durch Herausgabe des „Kolonial-Handels- 
Adreßbuches“ (10. Jahrgang) und namentlich durch 
die unmittelbare Beteiligung der Industrie an den 
Vorarbeiten, welche die Beschaffung von Rohstoffen 
aus den deutschen Kolonien bezwecken. 
Wissenschaftlich-wirtschaftliche Studien- 
reisen nach fremden Ländern. 
Zur möglichst vortellhaften Anwendung von 
Lehrzeit und Lehrgeld, die keiner jungen Kolonial- 
wirtschaft erspart bleiben, hat das Komitee in den 
Jahren 1896 bis 1906 Studienreisen berufener 
Sachverständiger nach den kulturell weiter vorge- 
schrittenen fremden Ländern ausführen lassen, 
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wie die Studienreisen nach Zentral= und Südamerika: 
Professor Dr. Preuß, Victoria, Kamerun, nach den 
Südstaaten Nordamerikas: Baumwoll-Inspektoren 
Becker, Buvinghausen, Holzmann und Pape, 
nach Mexiko und Klein-Asien: Dr. Endlich, nach 
Nordafrika: Prof. Dr. Passarge, nach Agypten: 
Kommissar Booth, Prof. Dr. Zimmermann-= 
Amani, nach Britisch- und Niederländisch-Indien: 
Geh. Regierungsrat Dr. Stuhlmann-Amani, nach 
Britisch= und Französisch-Westafrika und dem Kongo: 
Korpsstabsapotheker Bernegau, Dr. Gruner, 
Misahöhe, Direktor Hupfeld, Kaufmann Paul, 
Ingenieur Preiß, Botaniker Dr. Schlechter, 
Dr. Schulte im Hofe, nach Uganda: Kaufmann 
Fuchs, nach Portugiesisch-Angola: Botaniker Baum, 
nach Manáos am oberen Amazonas: Botaniker 
Dr. Ule, nach Venezuela: Pflanzensammler Groß- 
mann. Finanziell unterstützt wurden Studienreisen 
nach Java und Britisch-Indien: Deistel und nach 
Mesopotamien und Südpersien: Dr. Grothe. Den 
Studienreisen nach fremden Ländern schließen sich an: 
die Sisal-Agavenerkundung in Deutsch-Ostafrika von 
Dr. Hindorf, die Studien des Geh. Regierungs- 
rats Professor Dr. Wohltmann in Samoa und 
die pflanzenpathologischen Expeditionen von Re- 
gierungsrat Dr. Busse nach Ost= und Westafrika. 
Wirtschaftliche Vorarbeiten in den Kolonien. 
Zur Feststellung der Rentabilitätsaussichten 
bestimmter Unternehmungen bzw. zur Ver- 
hütung von Fehlschlägen hat das Komitee unter 
Nutzbarmachung der bei den Studienreisen ge- 
sammelten Erfahrungen seit dem Jahre 1899 wirt- 
schaftliche Vorarbelten in den Kolonlen geleistet: 
In Togo und Kamerun die Kautschukexpedition, 
das Baumwollbauunternehmen, die Versuche zur maschi- 
nellen Palmfruchtbereitung, die Trassierung der 
Togo-Innenlandbahn; in Deutsch-Südwestafrila 
die Ausrüstung von Bohrkolonnen und die Fischfluß- 
Expedition; in Deutsch-Osta frika das Baumwollbau- 
und Dampfpflugunternehmen, die Förderung der 
Kautschuk= und Sisal-Agavenkultur, Vorarbeiten zur 
Gewinnung von Sansevierenfasern und Gerbstoffen, 
die Erkundung der Kilwa-Kissiwani-Nyassasee- 
Eisenbahn; in Deutsch-Neu-Guinea Unternehmungen 
zur Gewinnung und Kultur von Kautschuk und 
Guttapercha. 
  
Ergebnisse. 
Die Unternehmungen lassen sich einteilen in Vor- 
arbeiten für Eisenbahnen, für deutsche Siedlung, für 
Förderung des Absatzes deutscher Industrieerzeugnisse 
und für Schaffung volkswirtschaftlich wichtiger Roh- 
stoffe und Produkte. Die Ergebnisse liegen zum 
Teil abgeschlossen vor; Unternehmungen, wie die 
Einführung langfristiger Volkskulmren und die 
pflanzenpathologischen Untersuchungen fördern fort- 
gesetzt neue Ergebnisse zutage, andere, wie die Vor- 
arbeiten auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues, der 
Plantagenkultur und der Siedlung harren der
	        
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