Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Die ebenfalls am 4. Juni bekanntgegebene 
Schätzung der Anbaufläche des Pflanzjahres 1907 
lautete auf: 
Terres 9 439 000 Aeres, 
Indianerterritoriuim. 942 000 
Oklahoma 1 322 000 
zusammen 11 703 000 Acres. 
d. h. etwa 36,5 v. H. der auf 32 060 000 Acres 
geschätzten Gesamtfläche. MWährend also das 
Ackerbauamt für das Pflanzjahr 1907 eine Zu- 
nahme der Gesamtanbaufläche für Baumwolle 
gegenüber dem Vorjahre nicht annimmt, schätzt 
sie die Zunahme in den drei besprochenen Staats- 
gebieten auf ungefähr 5 v. H 
Nach den Feststellungen des XII. Zensus über 
Anbaufläche und Ernteertrag der Baumwolle vom 
Jahre 1899 stellte sich der Ertrag für den Acre 
in Texas auf durchschnittlich 0,36 Ballen und 
für die drei hier besprochenen Staatsgebiete auf 
durchschnittlich 0,35 Ballen gegenüber einem 
Durchschnitt von 0,385 Ballen für das Gesamt- 
gebiet der Baumwollkultur. Eine gleiche Durch- 
schnittsberechnung läßt sich für das Jahr 1906 
an der Hand der Schätzungen der Anbauflächen 
durch das Ackerbauamt und der Feststellungen 
des Ernteertrages durch das Handelsamt nicht 
wohl vornehmen, da die Grundlagen für jene 
Schätzungen und diese Feststellungen gänzlich ver- 
schieden sind. Da indessen angeblich das Acker- 
bauamt bei der Revision seiner Schätzung der 
vorjährigen Anbaufläche auf die Feststellung des 
Ernteertrages durch das Handelsamt Rüctsicht ge- 
nommen hat, so läßt eine Durchschnittsberechnung 
aus den vorliegenden, ihrer Entstehungsart nach 
verschiedenen Elementen wenigstens einen Schluß 
darauf zu, mit welchem Durchschnittsertrage das 
Ackerbauamt die hier besprochenen drei Staats- 
gebiete für das Jahr 1906 in Ansatz gebracht 
hat. Die Berechnung ergibt für sie einen Durch- 
schnittsertrag von 0,46 Ballen gegenüber einem 
Durchschnittsertrag für das Gesamtgebiet von 
0,41 Ballen. Dieses Ergebnis spricht für hohe 
Ertragsfähigkeit der neu in Kultur genommenen 
Gebiete. 
Was die Möglichkeiten für die Zukunft be- 
trifft, so kommt das Handelsamt bei Betrachtung 
der Ergebnisse seiner Feststellungen zu folgendem 
bemerkenswerten Schluß: Die Gesamtfläche des 
Gebietes der Vereinigten Staaten von Amerika, 
innerhalb dessen gegenwärtig Baumwolle gebaut 
wird, ist auf 700 000 engl. Quadratmeilen — 
448 Millionen Acres zu schätzen. Setzt man die 
vorjährige Anbaufläche von Baumwolle mit der 
vorläufigen, später berichtigten Schätzung des 
Ackerbauamts auf annähernd 29 Millionen Acres 
an, so findet sich, daß in jenem Gebiete auf je 
  
15 Acres nur 1 mit Baumwolle bestellter fiel. 
An sich bestehe die Möglichkeit, dieses Verhältnis 
auf 5 zu 15 zu erhöhen, vorausgesetzt, daß die 
Arbeitskräfte zur Bestellung und Einbringung der 
Ernte vorhanden seien. In diesem Fall wäre 
auch die Möglichkeit gegeben, statt 13 Millionen 
Ballen 65 Millionen hervorzubringen. Die 
Preise für Rohbaumwolle (upland middling) sind 
seit dem Juni 1905 nicht unter 9 Cents das 
Pfund heruntergegangen und haben sich während 
dieser Zeit fast durchweg über 10 Cents gehalten. 
Die Produktionskosten wurden bisher allgemein 
auf 6 bis 6½ Cents veranschlagt und mögen jetzt, 
wo die großen Ernten die Nachfrage nach Ar- 
beitskräften erhöht haben, noch etwas darüber 
hinausgehen. Immerhin ist das Verhältnis der 
Gestehungskosten zu dem Preise, zu dem der 
Pflanzer seine Ernte leicht absetzen kann, solcher 
Art, daß es nicht zu verwundern wäre, wenn die 
Anbaufläche auch in den nächsten Jahren fort- 
gesetzt und erheblich zunehmen würde. 
(Bericht des Kais. Konsulats in New Orleans.) 
Gewinnung von Nebenerzeugulssen der Baumwolle 
in Texas. 
Die Baumwollsamenernte für die Saison 1905/06 
betrug in Texas 1 218 784 engl. Tonnen, davon 
wurden 698 604 engl. Tonnen im Werte von 
8 907 201 Dollars von 157 Olmühlen verarbeitet. 
Die daraus gewonnenen Erzeugnisse waren: 
26 057 929 Gallonen (1 Gallone = 3,7854 Liter) 
Baumwollsamenöl, 275 250 Tonnen (1 Tonne —= 
1000 kg) Baumwollsamenmehl und -kuchen und 
272 456 Tonnen Baumwollsamenhülsen. 
Wenn man im Durchschnitt eine Menge von 
2 Bushels Samen als zum Bepflanzen eines 
Ackers erforderlich anrechnet, würden 24000 Tonnen 
zum Bepflanzen der 8 Millionen Acker in Texas 
erforderlich sein und von der gesamten Samen- 
ernte 496180 Tonnen für die Farmer als Dünge- 
mittel usw. noch übrig bleiben. 
Die Baumwollsamen-Olmühlen in Texas sind 
zweierlei Art, nämlich solche, die eine große 
Leistungsfähigkeit besitzen und an Eisenbahn- 
Knotenpunkten gelegen sind, und kleinere Mühlen, 
die in Städten mit geringem Eisenbahnverkehr 
errichtet und für die Samenzufuhr auf die nächste 
Umgebung angewiesen sind. Beide Klassen von 
Mühlen haben ihre Vorteile. Die großen Mühlen 
haben mehr Bezugsquellen für den Samen zur 
Deckung ihres Bedarfs zur Verfügung und besitzen 
die Möglichkeit, zu diesem Behufe auch auf ent- 
fernter gelegene Plätze leicht zurückgreifen zu 
können. Die mit ihrem Betriebe und dem Absatz 
ihrer Fabrikate verbundenen Unkosten sind ver-
	        
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