Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Am 15. traf ein Kapitän mit 150 Mann 
Verstärkung, frischer Munition und zwei Maxim= 
Maschinengewehren in Umonede ein. Vermittels 
der Telegraphenlinie wurde eine telephonische 
Verbindung zwischen dort und Agbor eingerichtet 
und beschlossen, von beiden Orten aus gegen 
Owa vorzugehen. Die Umonede-Kolonne nahm 
ihren Weg über Utelopko, Uteh und Aniero, die 
Truppen in Agbor krenzten den Fluß bei Ofion 
und gingen dann über Owanta nach Aniero, um 
von da aus Owa mit vereinten Kräften an- 
zugreifen. Dieser Plan wurde vom Hauptauartier 
genehmigt, jedoch Kapitän Rudkin ausgegeben, 
noch das Eintreffen einer Maschinengewehrsektion 
ans Calabar abzuwarten. 
Am 21. Juni morgens 5 Uhr wurde der 
Marsch angetreten unter Zurücklassung einer kleinen 
Besatzung in Agbor zum Schutze gegen die auf- 
rührerisch gesinnten Bewohner von Aliokvo. Als 
die Kolonne diesen Ort passierte, verhielten sich 
letztere zwar ruhig, versammelten sich jedoch be- 
waffnet hinter der Kolonne im Busch, bereit, über 
die Nachhut herzufallen, sobald sich eine günstige 
Gelegenheit bieten würde. 
Um 9 Uhr erreichten die Truppen den Fluß 
und wurden sofort vom gegenüberliegenden Ufer 
aus lebhaft beschossen. Die Furt war durch 
einen Verhau versperrt und das Finden der Rich- 
tung sehr erschwert, weil der etwa 60 hards 
breite Fluß stark überwachsen war; die Kolonne 
mußte aber unverzüglich den Übergang wagen, 
weil die Aliokpo-Leute ihr im Rücken standen. 
Als die Spitze und der Vortrupp hinüber waren 
(das Wasser ging bis an den Gürtel), wurde 
versucht, ein Maschinengewehr auf einer im Flusse 
befindlichen Insel aufzustellen, was des sumpfigen 
Bodens wegen leider nicht gelang. Trotz des 
nnaupfhörlichen, jedoch unruhigen und schlecht ge- 
zielten Feuers folgten Haupttrupp und Nachhut, 
ahne daß die Aliokpo-Leute sie zu hindern ver- 
mochten. Am anderen Ufer angelangt, wurde 
der Buschweg nach Ofion bald gefunden und 
dieser Ort nach beschwerlichem Marsch im Feuer 
des Feindes mit einem Verlust von 1 Toten und 
13 Verwundeten nachmittags 5 Uhr glücklich er- 
reicht. Hier biwakierte die Kolonne, marschierte 
am nächsten Tage nach Owanta und langte am 
24. in Aniero an, wo der Feind wiederum hart- 
näckigen Widerstand leistete, so daß die Besetzung 
der Stadt nahezu drei Stunden in Anspruch 
nahm. Nach vielen Verlusten konnte dann der 
Weitermarsch erfolgen, und gegen 5 Uhr nach- 
mittags trafen beide britischen Kolonnen in der 
Nähe des Ortes Utehalehan zusammen. Die 
zweite Abteilung unter Führung von Kapitän 
Jones hatte am 21. Uteh nach schweren Kämpfen 
erreicht, stieß aber beim weiteren Vormarsch am 
  
22. auf so entschiedenen Widerstand, daß sie 
gezwungen wurde, zu halten und ein be- 
festigtes Lager zu beziehen, das zwei Tage 
lang auf das heftigste angegriffen wurde. Die 
Verluste der Truppen betrugen 7 Tote und 
40 Verwundete, Munition und Verpflegung waren 
nahezu verbraucht, als die Kolonnen zusammen- 
trafen. 
Am nächsten Tage gingen beide Abteilungen 
nach Agbor zurück, wobei sie wiederum bei Aniero 
schwere Kämpfe zu bestehen hatten. Die beiden 
Kompagnien befanden sich dort in sehr kritischer 
Lage, die Verluste an Toten und Verwundeten 
betrugen 40 v. H., es mußte daher das Eintreffen 
von Verstärkungen abgewartet werden, bevor an 
einen Angriff auf Owa gedacht werden konnte. 
Vorläufig bezogen die Truppen daher ein be- 
festigtes Lager, von dem aus Streifzüge nach 
Owanta, Owaekaye und den benachbarten Dörfern 
unternommen wurden, bei denen keine bedeu- 
tenderen Verluste vorkamen (1 Toter und 9 Ver- 
wundete). 
Endlich trafen am 2. Juli Verstärkungen unter 
Kapitän de Smith ein. Die ausgeschickten Spione 
hatten gemeldet, daß die Zugänge zur Stadt Owa 
von Osten und Norden her stark verschanzt seien, 
der Führer beschloß daher, von Westen her über 
Uromi anzugreifen. Am 4. Juli brachen die 
Truppen morgens 4 Uhr aus dem Lager bei 
Owanta auf, vereinigten sich in Agbor mit den 
Verstärkungen und marschierten, etwa 450 Sol- 
daten und 300 Träger stark, nach dem 31 Meilen 
entfernten Uromi, welcher Ort um 6½ Uhr nach- 
mittags erreicht wurde. 
Am nächsten Morgen brach die Kolonne bereits 
um 4 Uhr wieder auf, schlug jedoch nicht den 
mit den Häuptlingen am Abend vorher ausge- 
suchten Weg ein, sondern wählte einen durch den 
Busch führenden Pfad, da die Uromi-Leute augen- 
scheinlich mit den Aufrührern im Bunde standen 
und sofort Boten nach Owa gesandt hatten, um 
die Marschrichtung der britischen Truppen zu 
verraten. An die Versperrung des Buschpfades 
hatte niemand in Owa gedacht, und so konnten 
die Truppen ungehindert dort marschieren und 
standen unerwartet morgens 8 Uhr auf einer 
Lichtung vor der Hütte des Oberhäuptling, wo 
ein Lager ausgeschlagen wurde. 
Allerdings erholten die Owa-Leute sich basld von 
ihrem ersten Schrecken und griffen die Kolonne 
an, jedoch ohne besonderen Erfolg, da diese nur 
einen Toten und sieben Verwundete verlor. 
Nachmittags gegen 6 Uhr erschienen plötzlich 
etwa 250 mit Gewehren bewaffnete Aniero-Leute, 
die ahnungslos auf das nunmehr gut befestigte 
englische Lager losgingen und bis auf 50 Yards 
an die verdeckt stehenden Maschinengewehre heran-
	        
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