Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Kassama. Die Ausschließungsarbeiten haben 
leider ergeben, daß die Goldvorkommen die Auf- 
rechterhaltung eines gewinnbringenden Betriebes 
auf längere Zeit nicht gestatten; das vorhandene 
brauchbare Erz wird etwa bis Ende Februar 1908 
reichen. Ob die Kugelmühle alsdann nach Ikoma 
oder nach Sekenke transloziert werden soll, darüber 
wird die Hauptversammlung zu beschließen haben, 
nachdem diesbezügliche Vorschläge unseres Sach- 
verständigen eingelaufen sein werden. — Nach 
Ausweis der Bilanz ist im Berichtsjahre (beim 
Probebetrieb im Mai v. J. und dann von Mitte 
Oktober bis Ende März) Gold im Werte von 
31 664,90 Mk. eingegangen. Das zur Ver- 
mahlung gekommene Erz war recht gut; es ent- 
hielt 24 bis 27 g Gold pro Tonne. Die geringe 
Goldproduktion ist eine natürliche Folge davon, 
daß wegen andauernden Mangels am notwendig- 
sten Betriebsmaterial nur sehr wenig Erz (im 
ganzen 560 Tonnen) verarbeitet werden konnte. 
Hierzu kam noch das außergewöhnliche Ausbleiben 
der kleinen Regenzeit und das verspätete Einsetzen 
der großen Regenzeit; infolge des dadurch ver- 
ursachten Wassermangels mußte der Betrieb 
während einer Reihe von Wochen vollständig 
ruhen. Sehr zu bedauern ist ferner, daß die 
reichen Pochsande, 8 bis 12 g Gold per Tonne 
enthaltend, nicht verwertet werden konnten, weil 
sich die Anschaffung einer Cyanid-Anlage wegen 
der geringen Quantität des in Betracht kommenden 
Erzes nicht lohnte. Trotz alledem sind die lau- 
senden Unkosten in Kassama reichlich gedeckt, in 
einzelnen Monaten sogar überdeckt worden. 
In Ikoma können wir zwar auf einen Über- 
schuß rechnen, falls die Kugelmühlanlage nach 
dort transloziert werden sollte. Der zu erwartende 
Nutzen ist aber so gering, daß es unseres Erachtens 
zweckmäßiger ist, von einer Uberführung der 
Maschinen nach Jkoma vorläufig abzusehen und 
lieber die Mühle sowie das bewährte Personal, 
das zur Zeit in Kassama beschäftigt wird, nach 
Sekenke zu dirigieren, wo bei denselben Unkosten 
wie in Kassama erheblich größere Gewinne zu 
erwarten sind, auch wenn die Mühle nur so weiter 
arbeitet wie bisher. 
Unsere Ussongo-Schürffelder sind aufgegeben 
worden, weil die dortigen Konglomerate nicht 
goldreich genug sind. 
Die Saamu#e-Goldfelder und das Bis- 
marck-Reef in Ussindja sind noch nicht begut- 
achtet worden. 
In Sekenke sind bisher vier goldreiche Quarz= 
gänge und mehrere goldhaltige Konglomerate 
entdeckt worden. Eins dieser Vorkommen ist im 
vorigen Winter von sachverständiger Seite als 
„versprechend“ bezeichnet worden. Inzwischen sind 
Aufschließungsarbeiten ausgeführt worden, die es 
  
ermöglichen werden, bald ein Urteil über den 
Wert der Vorkommen zu gewinnen. 
Die in der Bilanz vorgenommenen hohen Ab- 
schreibungen sind durch die Geschäftslage bedingt. 
Der Vorstand ist mit dem Aufsichtsrate der Mei- 
nung, daß wir hierbei nicht vorsichtig genug vor- 
gehen können, da wir noch nicht mit Sicherheit 
voraussehen können, welchen Wert unsere Anlagen 
behalten werden. Sollte die Gesellschaft kein 
einziges gutes Goldfeld finden, wären doch sämt- 
liche bisherigen Ausgaben als Verluste zu be- 
trachten. Wenn sich aber Sekenke annähernd so 
entwickelt, wie wir heute anzunehmen berechtigt 
sind wird das Wiedereinbringen der bisherigen 
Ausgaben verhältnismäßig rasch vor sich gehen. 
Das Gesellschaftskapital beträgt 1 200 000 Mk., 
davon sind 299 675 Mk. noch nicht eingefordert. 
Das Goldfelder-Konto steht mit 600 000 Mk. 
zu Buch, während der Verlustvortrag mit 
317 717,17 Mk. figuriert. Die Bestandskonten 
sind fast alle bis auf 1 Mk. abgeschrieben. 
Die gesantten Abschreibungen belaufen sich auf 
38 608,11 Mk. 
Rheinische Handes-Plantagen-Gesellschaft. 
Aus dem Bericht der „Rheinischen Handel- 
Plantagen-Gesellschaft“ für das Geschäftsjahr 1906 
entnehmen wir folgendes: 
Im Berichtsjahre wurde der Bestand an 
Kaffee bäumen auf der bisherigen Höhe gehalten. 
Nach den uns zugegangenen Nachrichten ist das 
Aussehen der Kaffeebäume dank der fortschreiten- 
den Entwicklung der Windschutz= und der Schatten- 
bäume befriedigend. Obwohl die Arbeiterzahl 
durchweg sehr knapp war, wurden die notwen- 
digen Arbeiten nicht vernachlässigt. So wurde 
der Bestand an Schattenbäumen durch Pflanzen 
mehrerer tausend Grevillea robusta und Albizzia 
stipulata beträchtlich vergrößert. Unser Arbeiter- 
bestand betrug, Weiber und Kinder eingerechnet, im 
Durchschnitt 160; die Höchstzahl betrug 229, die 
Mindestzahl 133. 
In der großen Trockenzeit, die in die Monate 
Oktober bis Dezember fällt, waren die Niederschläge 
außergewöhnlich stark. Auch die sonst trockenen 
Monate Jannar und Februar brachten mehrfach 
Regen, so daß sich die Regenmenge für das ganze 
Jahr auf 1984 mm stellte; dies ist eine Rekord- 
ziffer für Ngambo, wo in den letzten sieben Jahren 
eine Durchschnittsmenge von nur 1544 mm ge- 
messen wurde. 
Die Ernte kam in diesem Jahre etwas früher 
ein als sonst, und bereits Ende Jannar 1907 
verließen die letzten Sendungen die Pfflanzung. 
Die Schätzung von 1200 Zentner aufbereitetem
	        
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