Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

V 1019 2 
höhter Lohnforderung, welche sich auf die allge- 
mein erhöhten Preise für Nahrungsmittel stützt. 
Diese Bewegung dürfte jedoch von nicht zu großer 
Bedentung angesichts der Preisverhältnisse der 
Inte sein. Denn wie kürzlich mitgeteilt wurde, 
soll der Kostenpreis eines Maunds (82 ll8 engl.) 
marktfähiger, guter, trockener Inte sich auf 
3,8 Rs. stellen. Dieser Zahl steht der Preis 
von 10 Rs. gegenüber, welcher im vergangenen 
Jahre durchschnittlich für das Maund (zuzüglich 
Wasser, womit die Faser bekanntlich stark be- 
schwert wurde) erzielt wurde. Der Arbeitgeber 
könnte also leicht selbst einen Lohnaufschlag von 
50 v. H. ertragen, ohne daß er dies allzusehr 
fühlen würde, zumal wenn man berücksichtigt, daß 
der Durchschnittslohn in dem fraglichen Distrikte 6 
(höchstens 8) Annas pro Tag und pro Mann 
betragen dürfte. Vielfach soll daher auch schon 
eine Lohnerhöhung bewilligt worden sein. 
Welchen Einfluß die im vorhergehenden er- 
wähnten Umstände in dieser Saison auf den 
Markt ausüben werden, läßt sich noch nicht sagen. 
Jedenfalls aber war bereits gegen Ende der 
letzten Woche im Calenuttaer Markt eine festere 
Tendenz zu bemerken. Die Lage dürfte seitens 
der heimischen Käufer eine äußerst aufmerksame 
Beachtung verdienen. 
(Bericht des Handelssachverständigen beim Kaiserl. 
General-Konsulat in Calcutta vom 5. September 1907.) 
Sstand der Baumwollpflanzungen sigyptens im 
August 1907. 
Die Witterung ist im August sehr günstig ge- 
wesen, und unter ihrem Einflusse hat die Baum- 
wollpflanze sehr gute Fortschritte gemacht. 
Der Stand der Ernte ist derartig, daß die 
Pflücke im allgemeinen gegen den 10. September 
ihren Anfang nehmen kann. 
Die erste Pflücke verspricht auch sehr ergiebig 
zu werden. 
Würmer sind, abgesehen von einigen unbe- 
deutenden Gegenden, im August nicht gemeldet 
worden; auf alle Fälle sind die Beschädigungen, 
welche sie haben aurichten können, unbedentend. 
Leichte und vorübergehende Nebel sind zwar 
aufgetreten, haben aber der Ernte keinen nennens- 
werten Schaden zugefügt. 
Wasser war zur Genüge vorhanden. 
In Oberägypten schreitet die Pflücke überall 
rasch vorwärts und die Ergebnisse scheinen hin- 
sichtlich des Ertrages voll zu befriedigen. 
Dort haben auch die Würmer und Nebel die 
Ernte bisher unbeschädigt gelassen. 
(Alexandrin (ieneral Produce Asscciation.) 
  
Die Bedeutung der Bewässerungswerke für 
KAgypten. 
Aus Kairo wird der „Deutschen Orient-Korre- 
spondenz“ geschrieben: 
Mit Ausnahme des Jahres 1877 ist der 
Wasserstand des Niles in diesem Jahre wohl der 
niedrigste gewesen, den die Geschichte Agyptens 
aufzuweisen hatte. Die Tatsache verdient her- 
vorgehoben zu werden, daß, während das Land 
im Jahre 1877 tatsächlich der Hungersnot über- 
liefert wurde, in diesem Jahre die Baumwoll= 
ernte einen über jede Erwartung hinausgehenden 
Ertrag zu verzeichnen hat. Dieses Ergebnis ver- 
dankt Agypten nunmehr ausschließlich seinen be- 
reits des öfteren erwähnten großartigen Bewässe- 
rungswerken. 
Die am 22. August dieses Jahres in Roseires 
sich bemerkbar machende Hebung des Wasser- 
spiegels hat erst jetzt die Stadt Kairo erreicht, 
und dieser Wasserstand, welcher in diesem Jahre 
der höchste sein wird, ist in absolutem Sinne der 
niedrigste in der Geschichte bekannte — 1877 
ausgenommen. — Trotzdem berichtet das Mi- 
nisterium der öffentlichen Arbeiten, daß die land- 
wirtschaftliche Lage nördlich von Assiut, d. h. in 
ganz Mittel= und Unterägypten, die denkbar 
günstigste ist. 
Es ist kaum zu ermessen, was die Tatsache 
bedentet, daß unter derartig ungünstigen, natür- 
lichen Wasserverhältnissen eine Baumwollernte 
von diesem ungeheuren Umfange, wie die dies- 
jährige erzielt werden konnte. 
Daraus ergibt sich, daß die stetige Fortdauer 
der Vermehrung von Agyptens Reichtum ferner- 
hin auf alle Zeiten als gesichert erscheint, indem 
auch für den unwahrscheinlichen Fall, daß der 
ungünstige Wasserstand sich wiederholen sollte, die 
Bewässerungswerke das Ihrige tun werden, um 
eine Mißernte zu verhüten. 
Was nunmehr die Landstrecken in Ober- 
Agypten anlangt, so wird auch dieser bisher zum 
größten Teil brachliegende Boden, demnächst durch 
die Herstellung der Wassersperre bei Esna, nach 
deren Vollendung einer Periode landwirtschaft- 
lichen Aufschwunges entgegengehen. 
Mit seinem unvergleichlich dastehenden Klima, 
und der jetzt für immer gesicherten Bewässerung 
gestaltet sich Agypten als ein bevorzugtes Land, 
dessen Wohlfahrt nach menschlichem Ermessen sich 
eines ungehemmten Fortschreitens erfreuen wird. 
LTage des Baumwollenwaren-ODarktes in den ver- 
einigten Staaten von Amerika ende Auguft 1907. 
An der Wende des Baumwolljahres war 
Ende August 1907 die Lage des Baumwollen-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.