Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

W 1061 2 
Kolonialwirtschaftliche OMitteilungen. 
Baumwolle aus Deutsch-Südwestafrika. 
Das Bezirksamt Grootfontein (Deutsch-Süd- 
westafrika) hatte dem Kolonial-Wirtschaftlichen 
Komitee Baumwollproben zugehen lassen, die 
aus Aultts#nriußfen im Bezirk Grootfontein 
stammen., Die Saat zu diesen Kulturversuchen 
wurde seitens des Komitcees zur Verfügung ge- 
stellt und stammt aus Togo. Das Komitee hat 
die Baumwollproben durch die Chemnitzer 
Aktien-Spinnerei begutachten lassen, die sich, 
wie folgt, äußert: 
Mit Ihrem geschätzten Schreiben vom 8. Ok- 
tober übersenden Sie mir zwei Proben Rohbaum- 
wolle aus Deutsch-Südwestafrika zur Begutachtung, 
welche ich Ihrem Wunsche gemäß möglichst ein- 
gehend geprüft habe. 
Soweit es der nicht entkernte Zustand der 
Musterbaumwolle und das verhältnismäßig kleine 
Quantum zuläßt, stehe ich nicht an, ein günstiges 
Urteil über diese Proben abzugeben. Die Baum- 
wolle ist allem Anscheine nach teilweise noch nicht 
völlig ausgereift und daher recht verschieden: Die 
Fasern haften sehr zäh an den Samenkörnern. 
Die Farbe erscheint außerordentlich weiß, so daß 
Spinner, welchen ich die Muster vorlegte, zuerst 
der Meinung waren, die Baumwolle wäre 
gebleicht. 
Soweit man den jetzigen Zustand beurteilen 
kann, dürfte die Baumwolle sehr rein aus- 
fallen, was vielleicht mit der verhältnismäßigen 
Höhe der Stauden zusammenhängt, da sie der 
Einwirkung von Sand und Staub so mehr ent- 
zogen ist als niedriger wachsende Sorten. 
Ausgezeichnet und viel versprechend ist der 
Stapel. Derselbe erscheint selbst an den noch 
nicht völlig ausgereisten Samen 26 bis 28 mm 
lang. Ausgereifte Flocken erreichen eine Länge 
von 40 mm. Dabei ist die Faser rein, seidig 
und von besonderer Kraft. Ich werde unwillkür- 
lich bei der Beurteilung an Sea-Island erinnert, 
jedoch ohne den mitunter etwas schwachen Stapel 
dieser besten Sorte Baumwolle. 
Meiner Ansicht nach ist bei sorgfältiger Kultur 
hier ein ganz hervorragendes Produkt zu er- 
warten, bei dem ich auch Wert darauf lege, daß 
es, weil aus Togo-Saat, schon in gewissem Sinne 
akklimatisiert ist. 
Sigi-Dflanzungs-Gesellschaft.“) 
Der Gesamtbestand unserer Arbeiter beträgt 
nunmehre etwa 670, die indessen nicht in voller 
*) Aus dem Geschäftsbericht von 1906. 
  
Stärke läglich zur Arbeit erscheinen, jedoch ist 
nunmehr dem dringendsten Bedarfe abgeholfen. 
Kakao. Im Berichtsjahre kamen zum Ver- 
sand 97 Sack 3750 kg, wofür durchschnittlich 
1,37 Mk. pro Kilogramm erzielt wurden. Seit 
dem 1. Jannar d. Is. sind 21 Sack 820 kg 
zum Preise von 1,59 Mk. pro Kilogramm ver- 
laden worden. Bepflanzt mit Kakao sind 100 haj; 
wir besitzen 42 800 Bäume, wovon 8000 tragen. 
Kautschuk. Von Ceara-Kautschuk sind vor- 
handen 7000 vier= bis fünfjährige Bänme, 18000 
zwei= bis dreijährige und 145 000 ½= bis ein- 
jährige, zusammen demnach 170 000 Bäume auf 
200 ha. Bis Ende 1907 wird der Bestand auf 
300 000 Bäume ausgedehnt werden; das Feld 
ist hierfür in Bereitschaft gesetzt. Der Ceara- 
Baum kann vom dritten Jahre ab angczapft 
werden und liefert dann 120 bis 200 g Kautschuk, 
im siebenten Jahre soll man bis zu 2 kg pro 
Baum erzielen können. Wir haben vor einigen 
Monaten 155 kg zum Preise von 7,55 Mk. pro 
Kilogramm verkauft. Für das laufende Jahr 
hat uns unser Pflanzungsleiter noch 2500 kg in 
Aussicht gestellt. Die Ausbeute an Kautschuk 
wird sich nunmehr von Jahr zu Jahr steigern, 
und voraussichtlich betragen 1908: 7500 kg, 
1909: 20 000 kg und 1910: 25 000 kg. 
Außer Manihot Glaziovü# (Ceara) sind noch 
folgende andere Kautschukarten vorhanden: Hever 
brasiliensis 1500, Kickxia elast. 320, Castilloa 
elast. 14, Ficus elast. 16, Ficus Schlechteri 
75. Auf die Kultur der Hevea brasil. ver- 
wenden wir ganz besondere Aufmerksamkeit, ge- 
eignetes Land hierfür ist hinreichend vorhanden. 
Kapok. Von der Ernte des Jahres 1905 
wurden versandt in 1906: 200 B. 6050 kg, in 
1907: 121 B. 3950 kg, zusammen also 321 B. 
10 000 kg zum Preise von 1 Mk. pro Kilo- 
gramm. Die Ernte aus 1906 wird voraussicht- 
lich die bisherige Schätzung von 30 000 kg er- 
heblich übertreffen. Nach den neuesten Angaben 
des Pflanzungsleiters werden es 40 000 kg sein, 
die zum Preise von 1 Mk. pro Kilogramm fest 
verkauft sind. Mit dem Versand ist begonnen 
worden, es sind 179 B. 5950 kg gegenwärtig 
unterwegs. Der Bestand an Kapokbäumen stellt 
sich auf 127 000, wovon 90 000 tragen. 
Pfeffer. Im Berichtsjahre kamen zur Ab- 
ladung 94 Sack 1720 kg Chillies, 129 Sack 
3740 kg gelber Pfeffer, 78 Sack 1980 kg roter 
spanischer Pfeffer, zusammen 301 Sack 7440 kg. 
Es wurden durchschnittlich erzielt für Chillies 
0,70 Mk., für den gelben Pfeffer 0,67 Mk. und 
für den roten spanischen Pfeffer 0,94 Mk. pro
	        
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