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Moskauer und Iwanowo-Wosnessensker Rayon
bevorstehen. Man schätzt diese Zunahme auf
500 000 bis 750 000 Spindeln und 15 000 Web-
stühle, deren Aufstellung jedoch zum Teil sogar erst
1908 erfolgen dürfte, da die ausländischen Fabriken
Bestellungen erst binnen geraumer Zeit ausführen
können. Für Spindeln sind hauptsächlich eng-
lische, für Webstühle neben russischen auch deutsche
Fabriken Lieferanten. Drucktische für die Zitz-
fabrikation, deren auch eine Anzahl in Bestellung
gegeben wurde, liefert eine im Elsaß domizilierte
deutsche Firma. Einige russische Spinnereien,
die bisher mit einer Schicht von 10 Stunden
arbeiteten, beabsichtigten zu Ende des Jahres
1906, künftig mit zwei Schichten zu 9 Stunden
zu arbeiten, wie denn die Tendenz vorherrschte,
für die nächste Zeit die Produktionsfähigkeit der
Betriebe bei 18 stündiger Arbeitszeit voll aus-
zunutzen.
Die Kreditfähigkeit der zentralrussischen Baum-
wollindustrie ist der Konjunktur entsprechend im
Jahr 1906 noch besser geworden als schon bisher.
Garne. Die Signatur des Moskauer Marktes
1906 war, wie schon aus dem Obigen hervor-
geht, Mangel an Material, namentlich an fertiger
Ware. Dementsprechend verfolgten die Garn-
preise eine steigende Tendenz, ungeachtet des
Preisstandes der Rohbammwolle, und Locoware
wurde, sofern sie überhaupt auf dem Markt er-
schien, zu um 5 bis 10 v. H. höheren Preisen
gehandelt. Unter dem Druck der Befürchtung,
keine genügenden Garnmengen bekommen zu
können, haben die Weber mit den Spinnern auf
lange Zeit im voraus Lieferungskontrakte ge-
schlossen, und zwar:
für 38 Schuß und 34 Kette zu ½
1. Mai 1906; Lieferung 1. September 1906
bis 1. Mai 1907, 21,16 Rbl. bar;
5. September 1906; Lieferung 1. Mai 1907
bis 1. September 1907, 21,16 Rbl. bar;
25. November 1906; Lieferung 1. September
1907 bis 1. Jannar 1908, 22,08 Rbl. bar;
20. Dezember 1906; Lieferung 1. Jannar
bis 1. Mai 1908, 23,00 Nbl. bar.
Die Ursachen des Warenmangels sind auf der
einen Seite die großen Streiks im zentralrussischen
und im polnischen Industriegebiet, auf der anderen
Seite ein trotz hoher Preise und politischer Er-
schütterungen unvermindert flotter Absatz. über-
dies fehlte bis zum Herbst 1906 den meisten
Fabrikanten der Mut, neue Maschinen aufzustellen,
so sehr auch diese Notwendigkeit die Geister schon
seit dem Frühling beschäftigte. Zu Anfang 1907
war anzunehmen, daß die Preise sich fürs erste
auf der erreichten Höhe halten würden. Während
sonst fast nur Baumwollgarne der hbchsten
Nummern in kleinen Mengen nach Rußland ein-
geführt wurden, sind im Jahr 1906, begünstigt
durch die besonderen Verhältnisse, auch einige
Partien grober Garne für die Mitkalfabrikation
(36 Schuß und 32 Kette) größtenteils aus Eng-
land nach Moskau importiert worden, nach der
russischen Zollstatistik etiwva 19 000 Pud im Werte
von 323 000 Röl. Diese Abschlüsse können in-
des nur als Gelegenheits= oder Verlegenheits-
käufe angesehen werden. Eine wirkliche Renta-
bilität dürfte kaum zugrunde gelegen haben,
regelmäßige Importe erscheinen nicht wahr-
scheinlich.
Baumwollengewebe. Die Preise für Ge-
webe sind im allgemeinen den Garnpreisen ge-
folgt, wobei die bereits geschilderten Verhältnisse
maßgebend waren. Die Verkäufe wurden in der
Regel gleichzeitig mit den Abschlüssen in Garnen
vollzogen, und zwar zu folgenden Preisen:
Gewebe 16 Werschok Breite, 585 Arschin,
80 Pfund russisch:
2. Mai 1906: 9½ Kop. pro Arschin,
12 Monate Ziel 7 v. H., 26,51 Rbl. bar;
5. September 1906: 10 Kop. pro Arschin,
12 Monate Ziel 7 v. H., 27,20 Rbl. bar;
22. November 1906: 10 /8 Kop. pro Ar-
schin, 12 Monate Ziel 7 v. H., 28,22 Rbl.
ar;
20. Dezember 1906: 10 ½ Kop. pro Ar-
schin, 12 Monate Ziel 7 v. H., 28,56 Röl.
ar.
Die Haltung des Marktes war am Schluß
des Jahres durchaus zuversichtlich. Unter dem
Einfluß eines scharfen Mangels an Material war
zu erwarten, daß sich die Preise für Gewebe
mindestens auf dem erreichten Stande halten
werden.
Fertige Manufakturwaren. Dank der glän-
zenden Konjuktur in der Textilindustrie haben wohl
alle Fabrikanten von fertigen Manufakturwaren im
Jahre 1906 bedeutende Gewinne erzielt, obwohl
wegen Mangel an Geweben die Zahl der her-
gestellten Stücke hinter dem Vorjahr zurückblieb
und der geringere Absatz im Wolgagebiet sowie
in Sibirien, welch letzteres in der zweiten Hälfte
1906 eine Geschäftsstockung durchmachte, eine
Verminderung des Konsums herbeiführte. Be-
merkenswert waren auch die im letztvergangenen
Jahr bekannt gewordenen Abschlüsse dieser Fa-
briken für 1905/06. Z. B. erzielte die Zündelsche
Fabrik im Jahre 1905/06 einen Reingewinn
von 1½ Millionen Rubel — 24½ v. H. des
Grundkapitals, die Bogorodsko-Gluchowsky Ma-
nufaktur von S. S. Morosow einen solchen von
2190000 Rbl. = 36 ½ v. H. des Grundkapitals;
selbst Fabriken, die während der Wirren be-