Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

G 1068 2 
seit Jahren nicht, und werfen den Fabrikanten 
einen großen Nutzen ab. Dies muß sie aller- 
dings entschädigen für den ganz bedeutenden 
Ausfall des Exports, besonders nach China. 
Dieses Land kaufte 1904/05: 474 909 510 Yards, 
während des Jahres 1905/06 erreichte der Ex- 
port die Rekordziffer von 498 521 402 Pards, 
fiel dagegen während 1906/07 auf 86 454 028 
Yards. Wenn auch der Import von Baum- 
wollenwaren nach China aus verschiedenen 
Gründen überhaupt nachgelassen hat, so waren 
andere Länder an diesem Ausfall doch sehr viel 
weniger beteiligt als die Vereinigten Staaten von 
Amerika; so z. B. fiel Englands Export nach 
China um 20 v. H., während der von Amerika 
sich um mehr als 83 v. H. verringerte. Die 
amerikanischen Spinnereien haben damit den chi- 
nesischen Markt so gut wie ganz an Europa ab- 
getreten. 
(Bericht des Kais. Generalkonsulats in New York.) 
Die türkhische Seldenernte 1906/07 und 1907,08. 
Nach dem kürzlich erschienenen Jahresbericht 
der Dette Publique war die Seidenernte des 
Jahres 1906/07 erheblich geringer als die des 
Vorjahres 1905/06. Die Seidenzehnten in sämt- 
lichen Provinzen, in denen sie für die ältere 
Staatsschuld verpfändet waren, brachten nur 
000 Ltq. gegenüber 117 500 Ltq. im Jahre 
1905/06. Es sei bei dieser Gelegenheit daran 
erinnert, daß die Dette Publique die Seiden- 
zehnten im ganzen türkischen Reich einzieht, teils 
für die ältere Staatsschuld, teils für die bei der 
Deutschen Bank ausgenommene sogenannte 
„Fischereianleihe“. 
In der obigen Summe sind die für die letztere 
Schuld vereinnahmten Seidenzehnten nicht mit 
enthalten. 
In ihren Angaben über die Ernte selbst ist 
die Dette Publique noch sparsamer, indem sie 
sich lediglich auf die Hauptseidengebiete Brussa 
und Jsmidt beschränkt. Über alle anderen Be- 
zirke, wie Adrianopel, Salonik, Amasia, Diarbekir, 
Syrien usw., sind Veröffentlichungen bisher nicht 
erschienen, so daß man hinsichtlich dieser Gebiete 
auf Schätzungen angewiesen ist. 
An Seidensamen wurden in Brussa und 
Ismidt für die Kampagne 1906/07 ausgelegt 
153 753 Unzen gegenüber 213 224 Unzen im 
Vorjahre, woraus 6 643 389 kg frische Kokons 
gegenüber 7 459 990 kg im Vorjahre gewonnen 
wurden. Eine Unze Seidensamen ergab also 
durchschnittlich 43 kg Kokons gegenüber 35 kg 
im Vorjahre. Der Preis für das Kilogramm 
frischer Kokons belief sich durchschnittlich auf rund 
  
14 Piaster Gold gegenüber rund 13 Piaster im 
Vorjahre. 
Die Ausfuhr aus Brussa und Ismidt ins 
Ausland gestaltete sich, wie folgt: 
in · * 
Er es e s se 
Menge in 1000 kn 
1905/06 952900 104 579 250 338 46 
1906/07 306836 80 736 337 502 52 
Die laufende Ernte (1907/08) wird um 15 
bis 20 v. H. höher geschätzt als die letzte und ist 
daher als eine gute Mittelernte zu bezeichnen. 
Das Ergebnis war in allen Bezirken (Adrianopel, 
Malatia, Amasia, Diarbekir und Anatolien) etwa 
das gleiche. Der Ertrag von Adrianopel ist 
wohl der größte, den dieser Distrikt je gehabt hat. 
Man schätzt die Ernte dort auf 2 000 000 kg 
frische Kokons. 
In der Stadt Brussa sind an frischen Kokons 
wohl 2 500 000 kg auf den Markt gekommen, 
und mit den Ankünften in halbtrockener und 
trockener Ware dürfte man auf 3½ bis 4 Millionen 
Kilogramm kommen. 
Die Qualität ist, was den Faden anbelangt, 
sehr gut, nur haben die Kokons hinsichtlich ihrer 
Ausbeute etwas enttäuscht. Das Aussehen der 
Kokons läßt darauf schließen, daß man auf 11 kg 
frische Kokons 1 kg Seide rechnen könnte. Es 
stellte sich aber nachher heraus, daß die Durch- 
schnittsausbeute 1: 12 war, so daß man also für 
1 kg Seide 12 kg frische Kokons rechnen mußte. 
Es mag dies daher rühren, daß die Bauern, 
wohl angezogen durch die schönen Preise oder 
vielleicht deshalb, weil ihre anderen Feldarbeiten 
drängten, die Kokons etwas zu früh auf den 
Markt brachten, so daß sie noch einen großen 
Feuchtigkeitsgehalt besaßen und deshalb zu schwer 
wogen. 
Die Preise der frischen Kokons zur zeit der 
Ernte schwankten zwischen 3⅛½ und 4 Fr. pro 
Kilogramm, waren also bedeutend höher als im 
Jahre 1906/07. 
Was die Seidenpreise anbelangt, so standen 
diese für kurante Ware im Juli auf der Basis 
von 50 Fr. für das Kilogramm, um bis Mitte 
August bis auf 59 Fr. zu steigen; heute sind sie 
wieder um 2 bis 3 Fr. gefallen. 
Die diesjährige Ausfuhr aus Brussa, Ana- 
tolien und Adrianopel wird auf 6000 bis 7000 
Ballen Rohseide zu je 100 kg geschätzt. 
Kokons dürften dieses Jahr aus Brussa und 
Umgebung nicht zur Ausfuhr kommen, da die 
Spinnereien die ganze Produktion selbst verarbeiten 
können. Dagegen dürfte Adrianopel etwa ein 
Drittel seiner Ernte von Kokons nach Europa 
verschicken. 
(Bericht des Maiserl. Generalkonsulats 
n Konstantinopel.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.