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wie die Preisgarantie als wirksames Mittel für
die allmähliche Einführung der Baumwollvolks-
kultur in Togo erwiesen. Die Vermehrung der
Produktion und die Verbesserung der Preise geht
aus vorstehender Darstellung hervor.
Nach dem amtlichen Bericht hat die Ernte
1905/06 857 Ballen zu 250 kg gebracht. Die
Pflanzzeit in Togo fällt in die Monate Mai bis
Juni, die Erntezeit in die Monate Oktober bis
März. Die Ernte 1906/07 wird von der Baum-
wollinspektion auf 1250 Ballen zu 250 kg, also
auf über 45 v. H. mehr als im Vorjahre ge-
schätzt. Die Verschiffungen vom 1. Oktober 1906
bis 22. September 1907 belaufen sich nach zoll-
amtlichem Ausweis über den Hafen Lome auf
1150 Ballen, über den Hafen Anecho auf 40
Ballen. Dazu kommt die nicht zahlenmäßig
festgestellte Ausfuhr über den Volta bzw. über
den englischen Hafen Addah.
Das Komitee hat auch für das Jahr 1907
einen Garantiepreis von 30 Pfg. per Pfund
entkernte Baumwolle loko Kolonie festgesetzt.
Der Erlös für Togobaumwolle in Deutsch-
land stellte sich im Jahre 1906 auf durchschnitt-
lich 57 Pfg. per ½ kg; im ersten Halbiahr
1907 profitierte das Produkt durch die allge-
meine Preissteigerung von Baumwolle und
brachte einen Durchschnittspreis von 67 Pig.,
also einige Pfennige mehr als amerikanisch
middling.
Die Ackerbau= (Baumwoll-) Schule Nuatschä
hat etwa 150 ha mit Baumwolle bestellt. Die
Ernte wird auf 140 bis 150 Ballen à 250 kg
geschätzt. Die Arbeiten der Ackerbauschüler sind
so verteilt, daß der erste Jahrgang die Reini-
gung der Felder vorzunehmen hat, während die
Schüler des zweiten Jahrganges die Pflugarbeiten
zu verrichten haben. Zu den Erntearbeiten
werden Schüler beider Jahrgänge herangezogen.
Die Schüler des dritten Jahrganges arbeiten
größtenteils auf ihren eigenen Baumwollfarmen.
Bekanntlich wird jedem Schüler im zweiten Lehr-
jahre ein Feld von 1 ha zur eigenen Bebauung
überwiesen. Der Erlös aus der gegzogenen
Baumwolle fällt dem betreffenden Schüler zu.
Die Pflugversuche haben gute Fortschritte ge-
macht. Die Entkernungsanlage in Nuatschä dient
gleichzeitig zum Unterricht der Schüler in der
maschinellen Erntebereitung.
Der Aufkauf von Baumwolle von den Ein-
geborenen ist nunmehr der Togobaumwoll-
Gesellschaft m. b. H. überlassen, seitdem diese
eine Aufkaufstelle in Nuatschä eingerichtet hat.
Zur Einführung eines rationellen Baumwoll-
baues in Kamerun hatte das Komitee das
Programm aufgestellt, zunächst die Eingeborenen-
Kultur in Bamum, im Balilande und in
Adamaua durch Lieferung von Saat, Pflügen,
Entkernungsmaschinen und Prämien an Re-
gierungsstationen und dort ansässige Firmen zu
fördern. Erst nach Fertigstellung und Fort-
führung der Eisenbahn Hickory-Manenguba
lohnt es, eine Baumwollbau-Organisation wie in
Togo zu schaffen und größere Mittel zur Ein-
führung und Ausbreitung der dortigen für den
Baumwollbau geeigneten Gebiete aufzuwenden.
Wegen Entsendung eines Baumwollsachver-
ständigen nach Deutsch-Südwestafrika können
Abmachungen erst nach Rückkehr des Unterstaats-
sekretärs im Reichs-Kolonialamt v. Lindegquist
getroffen werden.
Inzwischen hat Regierungsrat Dr. v. Esch-
struth Kulturversuche mit Togosaat in Groot-
fontein angestellt und die ersten Baumwoll=
proben dem Komitee übersandt. Dieselben sind
(wie in der letzten Nummer des „Kol. Bl.“
mitgeteilt) von der Chemnitzer Aktien-Spinnerei,
Chemnitz recht günstig begutachtet worden.
Im Gegensatz zu Togo steht in Deutsch-
Ostafrika genügend Baumwolland für den Er-
werb durch Pacht oder Kauf zur Verfügung.
Demgemäß wurde der Baumwollbau in dieser
Kolonie nicht nur als Kleinbauern= und Neger-
kultur, sondern namentlich auch als europäische
Plautagenkultur eingeführt. Um die Klein-
kultur ertragreicher zu machen, wird der allmäh-
liche Ersatz der althergebrachten Hackkultur durch
die Pflugkultur mit Viehbetrieb angestrebt. Für
die Kleinkultur reicht die natürliche Bewässerung
unter normalen Witterungsverhältnissen aus. Die
Großkultur muß wegen der Sicherheit der Ernte
und des investierten Kapitals mit künstlicher
Bewässerung rechnen. Der Bodenpreis in der
Kolonie (2 bis 20 Rps. pro Hektar) gegen be-
wässerbares Baumwolland z. B. in Agypten
4000 bis 11 000 Mk., läßt übrigens einen
weiten Spielraum für Aufwendungen für künst-
liche Bewässerung zu. Wegen der abgegrenzten
Regen= und Trockenzeiten- verdienen der Süden
und der zentrale Teil der Kolonie den Vorzug.
Die größten Schwierigkeiten für die Aus-
breitung der Kultur bilden die über weite Ge-
biete verbreiteten Viehseuchen, welche die Ein-
führung der Pflugkultur außerordentlich er-
schweren, und der Mangel an leistungsfähigen
und billigen Transportmitteln, welcher die Kultur
in den noch nicht erschlossenen, aber klimatisch
besonders geeigneten Gebieten im Innern der
Kolonie vorerst unmöglich macht, denn es ist
ausgeschlossen, ein Produkt wie Baumwolle, bei
dem jeder Pfennig Trausportkosten eine Rolle
spielt, in wochenlangen Märschen auf dem Kopf
des Negers an den Markt zu bringen. Die
Schaffung von Eisenbahnen und die Be-
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