Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

W 1124 20 
Körperschaften von 5 bis 7 Mitgliedern; diese 
dürfen bei den einzelnen Schulen von den Eltern 
der Schüler auf je drei Jahre gewählt werden. 
Anstatt der Schulkomitees können mit Genehmi- 
gung des Ministers bei einzelnen Schulen soge- 
nannte Governing Bodies gebildet werden; sie 
sind der Aufsicht der Schoolboards entzogen und 
ihre Rechte und Pflichten sollen in besonders 
hierfür zu erlassenden Verordnungen festgelegt 
werden. 
Kapitel 10 enthält Bestimmungen über die 
Anstellung und Entlassung von Lehrern in den 
öffentlichen Schulen. Anstellungen wie Ent- 
lassungen sind in die Hand des Director of 
Education gelegt. Sie erfolgen nach vorheriger 
Anhörung von Schulkomitee und Schoolboard. 
Wo ein Governing Body besteht, soll dieser die 
Funktionen des Schulkomitees und Schoolboard 
zusammen ausüben. Jeder Lehrer muß im Besitz 
eines vom Educational Department ausgestellten 
Erlaubnisscheins zur Lehrtätigkeit sein. 
Die Mittel für die Erhaltung der staatlich zu 
unterstützenden Unterrichtsanstalten sind nach Ka- 
pitel 11 von den gesetzgebenden Körperschaften 
aus den ordentlichen Einnahmen der Kolonie zu 
bewilligen. 
Kapitel 12 enthält eine Reihe von Zusatz- 
bestimmungen, von denen einer besonderen Her- 
vorhebung nur der § 90 des Gesetzes bedarf; 
dieser Paragraph räumt dem Minister auf einer 
ganzen Reihe von Gebieten die weitgehendsten 
Vollmachten ein, kraft deren er in die Lage ver- 
setzt wird, in einzelnen Fällen durch Verordnungen 
die Anwendung von Bestimmungen einzuschränken 
oder auszuschließen, solange er damit nicht dem 
Ziele des Gesetzes selbst entgegenarbeitet. 
Missions-Machrichten. 
Die Basler Mission hat in Kamerun, wie 
wir dem vom Inspektor D. Oehler erstatteten 
Jahresbericht entnehmen, gute Fortschritte zu ver- 
zeichnen. Sie zählt nach einer zwanzigjährigen 
Tätigkeit im Schutzgebiet gegenwärtig 6086 Ge- 
meindeglieder auf ihren zwölf Stationen. Im 
letzten Jahr wurden 905 Heiden getauft. Mehr 
als 1700 Taufbewerber versprechen für die 
nächste Zukunft eine bedeutende Zunahme. Am 
deutlichsten sind die Fortschritte auf den neu- 
gegründeten Stationen Bali und Bamum zu 
erkennen. Dort kommt die Mission an die Grenze 
des heidnischen Gebiets; in Bamum befindet sich 
bereits eine Haussakolonie von 2000 Köpfen. 
Unter den älteren Arbeitsfeldern hat das in 
Duala und seiner Umgebung gelegene die besten 
Fortschritte aufzuweisen. Die Hauptstation Bona- 
  
beri schwang sich durch einen Zuwachs von 
404 Seelen an die erste Stelle empor und zählt 
nun 1660 Seelen. Bonaku steht ihr nur wenig 
nach. Zu diesen Duala-Stationen gehören drei 
höhere Schulen (die Mittelschule von Bonaberi 
und die beiden deutschen Schulen in Bonabela 
und Bonandio), ferner die Mädchenanstalt von 
Bonaku, die Missionswerkstätte und die Missions- 
handlung. Im laufenden Jahr trat hier auch 
der neu ausgesandte Arzt Dr. Häberlin in die 
Arbeit. 
In Atakpame (Togo) hat die Norddentsche 
Missionsgesellschaft eine neue Hauptstation 
eröffnet, die sechste im Schutzgebiet. Ihre ersten 
Beziehungen zu dieser Gegend reichen bis in die 
Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts 
zurück. Als damals ihr Missionar Christian 
Hornberger Atakpame besuchte, wurde die vom 
König von Dahomey zerstörte Stadt gerade wieder 
aufgebaut. Immerhin war hier schon damals 
ein wichtiger Handelsplatz, wo die Händler von 
der Küste mit den aus dem Innern kommenden 
Haussa zusammentrafen. Die Mission hat sich 
inzwischen im Küstengebiet kraftvoll entwickelt und 
besetzt die neue Station mit zwei Missionaren. 
Sie haben im Bezirk bereits sieben Nebenplätze 
zu versorgen, die teils im Hochlande von Akposso, 
teils an der Straße nach Palime liegen. Von 
letzteren ist Sodo mit seiner von etwa 50 Schülern 
besuchten Schule am bedeutendsten. 
Die seit fünfzehn Jahren in Usambara 
wirkende Evangelische Missionsgesellschaft 
für Deutsch-Ostafrika hat in Ruanda ein 
zweites Arbeitsfeld in Angriff genommen. Ihre 
Missionare Johannssen und Ruccius unter- 
nahmen eine Erkundungsreise, die sie von 
Bukoba nach Usambara am Tanganyika-See, 
hierauf zum Kiru-See, von da quer durch Ruanda 
führte. Sie durchschritten diese Landschaft ost- 
wärts zu derselben Zeit wie Herzog Adolf 
Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin, der seine 
Karawane in entgegengesetzter Richtung führte, 
und fanden beim König Msinga von Ruanda 
freundliche Aufnahme. Daraufhin gründeten sie 
ihre erste Niederlassung, die den Namen Dsinga 
erhielt, in der Landschaft Muniaga zwischen dem 
Mohasi= und Mugassera-See. Zu ihrer Unter- 
stützung stieß hier Missionar Mörchen mit den 
beiden Diakonen von der Heyden und Heröbst 
zu ihnen. Weitere zwei Tagereisen endlich soll 
eine zweite Station angelegt werden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.