GV 1148 20
und gröberen Garnnummern etwas besseren Schutz
als bisher zuteil werden läßt, durch eine regere
Nachfrage nach inländischen Zwirnen fühlbar.
Während des ersten Halbjahrs konnten aller-
dings nur niedrige Preise erzielt werden, da die
zu Ende 1905 eingeführten Vorräte billiger
Konkurrenzwaren noch längere Zeit auf die Preise
drückten. Erst als im dritten und vierten
Quartal die Nachfrage nach Zwirnen jeder Art
zunahm, gelang den Fabrikanten eine Preis-
erhöhung, die mit dem Steigen der Arbeitslöhne
und Materialkosten einigermaßen in überein-
stimmung war.
Infolge der außerordentlichen Witterungs-
verhältnisse in der zweiten Jahreshälfte sahen
sich die meisten Zwirnereien zur Einstellung von
Kraftreserven genötigt, was den Jahresverdienst
erheblich schmälerte.
Die ostschweizerische Baumwollzwirnerei hatte
ein gutes Jahr dank dem vorzüglichen Geschäfts-
gange der Stickerei und dem Blühen des Ge-
schäfts in England, was verhinderte, daß viel
englische Zwirne auf den schweizerischen Markt
kamen. Der Umstand, daß infolge der Aufstellung
zahlreicher neuer Schifflistickmaschinen die Zwir-
nerei nicht alle Aufträge auszuführen vermochte,
führte naturgemäß zur Vergrößerung vieler
Zwirnereianlagen, und dies läßt für die Zukunft
wieder eine Überproduktion befürchten.
Auch die Grobweberei blickt auf ein im all-
gemeinen gutes Jahr zurück. Angenehm machte
sich bemerkbar, daß einige Grobwebereien auf die
Herstellung feinerer Artikel übergegangen waren
und daher die Konkurrenz sich weniger scharf
anließ. Schon früh im Jahr mußten die Kon-
sumenten zu der Überzeugung kommen, daß auf
eine erhebliche Herabsetzung der Gewebepreise
einstweilen nicht zu rechnen sei, und daß nur um
so entferntere Lieferfristen zugestanden werden
müßten, je mehr mit den Bestellungen gezögert
würde. So kam es, daß schon im April die
meisten Grobweber bis tief in den Herbst hinein
vertraglich gebunden waren.
Im dritten Vierteljahr ging das Geschäft
etwas flauer unter dem Eindruck der Berichte
über eine bevorstehende Riesenernte. Diese be-
wahrheiteten sich dann zwar nicht, ließen jedoch
noch geraume Zeit bei den Tücherkonsumenten
und -Fabrikanten Mißtrauen zurück. Als dann
aber die Garnpreise immer höher stiegen, stellte
sich auch die Nachfrage nach Tüchern wieder ein,
und der Jahresschluß fand die Weberei mit Auf-
trägen bis ins dritte und vierte Quartal des
Jahres 1907 gut versehen.
Einem allzugünstigen Jahresergebnis wirkten
aber die hohen Garnpreise entgegen sowie die
auch in dieser Branche erhöhten Arbeitslöhne
und Auslagen für Hilfsstoffe.
Die Nachfrage nach groben und nach Hemden-
tüchern war zu Beginn des Jahres nur mäßig.
Doch erklärt sich dies daraus, daß der neue Tarif
den Zoll für die Tücher erhöht hatte und daher
vor seinem Inkrafttreten noch so viel Ware als
möglich zum früheren, niedrigeren Zollsatz einge-
führt wurde. Um so erfreulicher wurde es em-
pfunden, als schon im zweiten Vierteljahr sich
das Geschäft wieder zusehends besserte und an-
hielt, bis eine im letzten Quartal durchgeführte
Erhöhung der Tücherpreise der Kauflust einen
starken Dämpfer aussetzte.
(Aus einem Bericht über Handel und Industrie
der Schweiz, erstatret vom Vorort des
Schweizerischen Handels= und Industrievereins.)
Aussichten der indischen Baumwollernte 1907/08.
Das zweite Memorandum über die gesamte
indische Baumwollernte für das Jahr 1907/08,
welches unter dem 17. Oktober d. Is. veröffent-
licht ist, behandelt die Frühernte und von der
Späternte soviel, als bis Ende September d. Is.
zur Aussaat gekommen ist.
Das gesamte mit Baumwolle bepflanzte Areal
beläuft sich nach den bisher eingegangenen Be-
richten für ganz Britisch-Indien auf 16 825 000
Acres gegen eine auf 19 678 000 Aeres richtig
gestellte Anbaufläche in der entsprechenden Zeit
des Vorjahrs, was einer Abnahme um 14,5 v. H.
gleichkommt.
Die am meisten in die Augen springende
Abnahme im britischen Indien ergibt sich bei
Madras (um 28 v. H.), bei den Vereinigten Pro-
vinzen (um 25 v. H.) und bei Bombay und der
nordwestlichen Grenzprovinz (um 20 v. H. bei
jeder), während von den Eingeborenenstaaten
Mysore das Anbauareal um 32 v. H, die Staaten
in der Präsidentschaft Bombay um 16 v. H. und
Hyderabad um 15,6 v. H. einschränkten. Nur
die beiden für den Baumwollanbau wenig ins
Gewicht fallenden britischen Provinzen Aimer-
Merwara und Ostbengalen und Assam zeigten
eine Anbausteigerung, die sich bei der ersteren
auf 14,6 v. H. und bei der letzteren auf 3,5 v. H.
beläuft.
In dem ganzen nördlichen, mittleren und
westlichen Indien hat die Baumwolle auf den
unbewässerten Feldern sehr unter der anhaltenden
Dürre gelitten; in dem Dekkangebiete Bombays
und in Karnatak haben indes die letzten Regen
etwas Besserung gebracht. Der Stand der
Baumwolle auf den bewässerten Feldern wird im
allgemeinen als gut gemeldet. In Bengalen,