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Die Kakackultur und der ffakaohandel
Hederländisch-Indiens.
Der Kaiserliche Generalkonsul in Batavia be-
richtet unterm 30. September d. Is.: Die
Kakaoernten Niederländisch-Indiens in den Jahren
1900, 1901 und 1903 waren gut, während im
Jahre 1902 viele Unternehmungen infolge un-
günstiger Witterung und der durch den Ausbruch
des Vulkans Kloet angerichteten Verwüstungen
nur den dritten oder vierten Teil der Ernte von
1901 aufbrachten. Auch 1904 ließ viel zu
wünschen übrig. Seitdem haben sich die Ernten
konstant gehoben. 1905 gestaltete sich in seinem
endgültigen Ergebnis besser als 1904 und besser,
als nach der vorläufigen Schätzung anzunehmen
war; 1906 wird als gutes Erntejahr bezeichnet.
Auch über das laufende Jahr sind bisher keine
Klagen laut geworden, obwohl dasselbe sich in
den Monaten der sogenannten trockenen Jahres-
zeit — Mai bis September — ganz ungewöhn-
lich naß gestaltet hat.
Dagegen wollen die Klagen der Pflanzer über
die durch die Mottenplage, durch Helopeltis, ge-
wisse Käfer und Krankheiten der Bäume ange-
richteten Schäden nicht verstummen, und viele
Pflanzer sind es müde geworden, Kakao zu bauen.
An ihre Stelle sind jedoch neue getreten, und
die Anzahl der Unternehmungen, die sich auf
Java mit Kakaobau beschäftigen, ist von Jahr zu
Jahr gestiegen. Sie betrug nach dem Handbuch
für Kulturunternehmungen im Jahre 1904: 158,
1905: 162, 1906: 168 und 1907: 188. Bei
den meisten wurde Kakao jedoch nur als Neben-
kultur gezogen. Die Hauptkultur bildete er nur
bei 12 von den 188 Unternehmungen des laufen-
den Jahres, also bei nicht ganz 7 v. H.
Über die Bedentung der Kakaokultur nach der
Anzahl der Bäume und der Größe der Pflan-
zungen fehlt es an vollständigen Angaben. Nach
der Zunahme der Ausfuhr in den letzten Jahren
ist der Schluß gestattet, daß die Kakaokultur an
Ausdehnung ganz bedeutend zugenommen haben
muß.
Ihr Hauptjitz scheint sich von Mittel-Java
neuerdings mehr nach Ost-Java gezogen zu haben.
Wenigstens ist nach der bereits genannten Quelle
die Anzahl der Kakaounternehmungen in den
östlichen Residentschaften Besoeki, Pasoerocan und
Kediri größer als in den Residentschaften von
Mittel-Java. Ob dies hingegen auch hinsichtlich
der Ausdehnung der Kakaopflanzungen zutrifft,
erscheint zweifelhaft. Statistische Angaben darüber
stehen nicht zur Verfügung, und der Haupt-
ausfuhrhafen für das Produkt ist nach wie vor
Samarang.
Umfang der Ernte. Ulber den Umfang der
Ernte pflegt der alljährlich den Generalstaaten
vorgelegte Koloniaal Verslag einige Angaben zu
enthalten. Dieselben sind jedoch regelmäßig sehr
lückenhaft, da nur ein Teil der Unternehmungen
die von der Regierung gewünschten Angaben zu
machen pflegt.
Nach dem neuesten Koloniaal Verslag (1906)
wären im Jahre 1905 auf 58 Unternehmungen
auf Erbpachtland 573 691 kg Kakao geerntet
worden gegen 348 796 kg auf 55 Unterneh-
mungen im Jahre 1904.
Auf den Pachtländern des Sultanats Soera-
karta, eines wichtigen Kakaozentrums, hätte die
Ernte im Jahre 1905: 231 986 kg betragen
gegen 207 081 kg im Jahre 1904 und die drei
Kakao bauenden „partikulieren“ Ländereien der
Residentschaft Batavia hätten 1905: 2500 kg
gegen 2562 kg im Jahre 1904 aufgebracht.
Dazu tritt 1905 noch mit einer Ernte von
5625 kg Pekalongan, das im Jahre vorher
noch nicht zu den Kakao produzierenden Gebieten
gehörte.
Nach diesen unvollständigen Angaben wären
von der Ernte des Jahres 1905: 813 802 kg
nachgewiesen, während die Ausfuhr des Jahres
aus Java mehr als 1 Million Kilogramm betrug.
Wie die Statistik gegenwärtig eingerichtet ist, bietet
mithin allein die Ausfuhr einen Maßstab zur
Beurteilung des tatsächlichen Umfanges der Ernte.
Da ein Eigenverbrauch Javas kaum in Frage
kommt und auch die sichtbaren Vorräte zu Ende
der einzelnen Jahre sich ziemlich gleich bleiben
dürften, so wird man den Umfang der Ernte
mit dem der Ausfuhr im wesentlichen identifizieren
dürfen.
Ausfuhr. Danach zeigten die drei letzten
Jahre ein konstantes Aufsteigen der Ausfuhr=
ziffern, sowohl was ganz Niederländisch-Indien
als auch was Java allein betrifft.
Die Kakaoausfuhr aus Niederländisch-Indien
stieg von 1 018 006 kg im Jahre 1904 auf
1 083 595 kg im folgenden Jahre und auf
1 849 847 kg im Jahre 1906, nahm in den
drei Jahren also um mehr als 80 v. H. zu,
davon kamen 977 417 kg, 1 030 094 kg und
1 815 912 kg aus Java, was annähernd einer
Verdoppelung des Ertrages gleichkommt. Die
diesjährige Ausfuhr der ersten sechs Monate er-
reicht mit 857 306 kg beinahe den Jahresbetrag
von 1904 und das Doppelte der Ausfuhr des
entsprechenden Zeitraums der vorhergehenden
beiden Jahre. Trotz dieser bedeutenden Zunahme
beträgt die Kakaoproduktion Niederländisch-Indiens
auch gegenwärtig noch kaum 1,4 v. H. der
Welternte.