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Nimmt man, dem Urteile von Sachverständigen
folgend, den Weltverbrauch an Paragummi für
1906 zu ungefähr 80 000 t an, so lieferten die
Malayenstaaten den 200. Teil davon. Man hat
ausgerechnet, daß die Malayenstaaten im Jahre
1912: 5475 t Paragummi produzieren können.
Das würde bei einem jährlich um 10 v. H.
steigenden Weltverbrauch 4 v. H. des ganzen
Bedarfs ausmachen. Es fragt sich, ob die Preise
sich halten. Rationell angelegte, nicht über-
kapitalisierte Unternehmen können bei einem
Preis von 2 sh 6 d pro engl. Pfund Dividenden
von 5 bis 6 v. H., aber auch sehr viel mehr
geben. Die Herstellungskosten schätzt man heute
auf 1 sb.
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Singapore
vom 30. Angust 1907.)
Die Straußenzucht in der Kapkolonie.
Die kapländische Straußenzucht hat in neuerer
Zeit einen bemerkenswerten Aufschwung erfahren.
Im Jahre 1857 begann man damit, junge
Strauße in der Gefangenschaft für Zwecke der
Federgewinnung zu züchten. Die neue Zucht
machte zunächst nur langsame Fortschritte, so daß
die Zahl der auf Farmen gehaltenen Strauße
im Jahre 1865 erst 80 betrug. Sie stieg bis
zum Jahre 1875 auf 21 751 Stück. Eine ge-
waltige Entwicklung erfuhr die Straußenzucht im
Jahre 1880, wo sie bei den verschiedenartigsten
Klassen der Bevölkerung als reichlichen Lohn ver-
sprechender Erwerbszweig in Aufnahme kam. Im
Jahre 1897 wurden im ganzen 237 960 Strauße
gehalten, nach der letzten Zählung waren
358 370 Stück vorhanden, deren Einzelwert
zwischen 2 L 10 sh und 500 K vari#erte. Die
größten Straußenfarmen, deren durchschnittliche
Flächen 7000 Morgen ausmachen, liegen im
Oudtshoorndistrikt; ferner gibt es im Midlands-
Distrikt Straußenzucht betreibende Farmen mit
einem Flächeninhalt von je 5000 bis 6000 Morgen
(im Werte von 4 bis 6 L pro Morgen).
Der Wert der im Jahresdurchschnitt von
einem Strauß erzielten Federn schwankt je nach
dem Wert der Tiere zwischen 7,50 8 bis 130 8;
der höchste Jahresertrag, der bisher von einem
Vogel nachweislich erzielt worden ist, betrug
150 S. Am wertvollsten sind die Schwingen und
Steuerfedern des ausgewachsenen mänrlichen
Straußes. Die Art der Federn weicht in den
verschiedenen Distrikten der Kapkolonie wesentlich
voneinander ab. Der Oudtshoorndistrikt liefert
eine Feder von ungewöhnlicher Länge (über
29½ engl. Zoll), die jedoch die Dichtigkeit und
Reichhaltigkeit des Halms, der bei den kleinen
Federn aus dem Middleburger und Bedforder
Distrikt hervortritt, vermissen läßt.
Die Federn der wilden Strauße sind fettig
und schmutzig und haben einen langen Kiel. Die
Bestrebungen der südafrikanischen Züchter gehen
darauf hinaus, durch zweckentsprechende Zucht-
wahl die Größe des Kieles zu vermindern und
die Fülle des Halms zu vergrößern. Für diesen
Zweck tut das Zuchtbuch, das sogenannte Ostrich
Stud Book, gute Dienste. Einen großen Fehler
bilden bei Straußenfedern Streifen (bars), die
bei den wilden Tieren nicht gefunden werden
und nach Ansicht des amtlichen Sachverständigen
mehr auf unzweckmäßige Kreuzung als aufs Be-
schädigungen durch Milben oder Straußenfliegen
zurückzuführen sind. Man sucht neuerdings dem
Vorkommen solcher Mängel durch eine gute Er-
nährungsweise abzuhelfen.
Die Kapregierung hat in richtiger Erkenntnis
des Wertes, der in der Straußenfederindustrie
liegt, die Straußenzucht durch eine besondere Ge-
setzgebung geschützt. Die verschiedenen Sorten
werden registriert und das Töten von gefangen
gehaltenen Straußen ist nur ihrem Besitzer ge-
stattet. Die Federhändler müssen einen Jahres-
erlaubnisschein zum Preise von 5 LK lösen und
haben über ihren Handel besonders Buch zu
führen. Das Fangen oder Töten von wilden
Straußen oder das Wegnehmen von Eiern ist
auf Kronländereien nur auf Erlanbnisschein und
auf Privatländereien nur mit Genehmigung des
Besitzers gestattet. Auch kann der Gouverneur
eine Schonzeit für wilde Strauße anordnen.
Vor kurzem hat das kapländische Parlament ein
Gesetz angenommen, nach dem die Ausfuhr von
Straußen und Straußeneiern aus der Kapkolonie
verboten wird. Dem Diebstahl von Straußen=
federn soll zudem noch durch neue gesetzliche
Maßnahmen, die auf die Registrierung von
Straußen und Federn Bezug haben, vorgebeugt
werden.
Die Ausfuhr von Stranußenfedern belief sich
im Jahre 1882 auf 253 954 lbs im Werte von
5 323 897 8; im Jahre 1905 umfaßte sie da-
gegen 471 027 lbs im Werte von 5 136 998 8,
was der Menge nach eine Zunahme um
217 073 lbs, aber dem Werte nach eine Ab-
nahme um 1386 899 3 bedeutet. Die Wert-
minderung ist darauf zurückzuführen, daß jetzt
eine große Menge geringwertiger Federn an den
Markt kommt. Von letzteren gehen große Posten
nach Deutschland, wo sie zur Herstellung von
Boas und in der Spielwarenfabrikation Ver-
wendung finden. Im Jahre 1906 sind
547 697 lbs Straußenfedern ausgeführt worden,
die einen Wert von 6 842 878 3 darstellten.
Hiervon entfiel auf den Versand über Port Eliza-