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zie, der wir ja auch bezüglich der Erforschung un-
lerer Schutzgebiete schon manches zu danken haben.
Tazu kommen Chemie, Geographie, Botanik, Zoolo-
gie usw., die wieder der Landwirtschaftslehre vor-
arbeiten, in welcher sich ein spezieller Zweig, die
tropische Landwirtschaftslehre, ausgebildet hat.
Unsere Theologen und die vergleichende Reli-
Ronswissenschaft werden unsere Missionen unter-
stützen in der Erkenntnis der Wege, wie alte An-
hauungen durch christliche Begriffe ersetzt werden.
sere Philologen bringen uns durch Feststellung
er orte und Wortkombinationen das Geistesleben
us Eingeborenen näher. Unsere Volkswirtschaftler
bei Historiker ziehen die Vergleiche mit der Tätig-
it anderer Kolonisationsnationen und werden uns
velsen, aus deren Erfahrungen unserseits ohne
dures! Lehrgeld zu lernen, wo es nicht etwa durch
de absolnie Neuheit der Situation notwendig wird.
ere Statistir ist, wie auf allen Gebieten der Politik,
Sipauch auf dem der Kolonialpolitik, nicht zu ent-
½ Neue Methoden in der andreresung
wie zuror Sicherheit des Besitzes schneller her als
unddiiese Beispiele lassen sich willkürlich vermehren
öerelie zeigen, wie man in moderner Weise koloni-
wan boll, wie sich bei dieser Kolonisation die ange-
zu te und die iheoretische Wissenschaft die Hand
der eichen haben und wie die Fehler vermieden wer-
#wbnnen, die unnütze Opfer, viel Blut und man-
ursach Schwierigkeiten zu Hause und draußen ver-
schrenen. Dieses Fortschrittes werden sich dann
ine der Handel und das Kapital bemächtigen.
bew# verständige Regierung wird diese Bahn ziel-
in den verfolgen, und die Periode des Übergangs,
die Opfer noch den Nutzen überwiegen, wird
wes. .
besessng abgekürzt werden.
hunde lind aber nicht nur die Wissenschaften, die
habenk tsältige Beziehungen zur Kolonialpolitik
Aufa.) Auch die K in reiches Feld von
¾Z d die Kunst findet ein reiches F
ausgaben idn sin vermag mit Mitteln,
fer ine Wissenschaft besitzt, uns diese weit ent-
6r und inderbaren Fes und Leute mensch-
Englaner zu bringen. Dichter, die wie Kippling in
ausschlief Pierre Loti in Frankreich, ihre Motive
freiliqh eHlich aus den Kolonien nehmen, haben wir
baben och nicht in Deutschland, und unsere Maler
ive unt sich bisher noch entgehen lassen, ihre Mo-
wesiafrikr dem dankbaren blauen Himmel von Süd-
Kam erun und in den Urwäldern von Togo und
da es dder am Kilimandjaro zu holen. Aber
in jeden Musgabe der Kunst ist, durch ihre Werke
ihm verbo enschen das Beste und Edelste, das in
in das. Ben- gen ist, auszulösen und die Empfindung
unseren Hnßtsein zu übertragen, so hat sie auch in
sind in dolonien eine große Aufgabe. Denn uns
Schönh eitenselben geschenkt Länder von wilder
Feit, von einer großartigen Natur, Tier- und
wie sie ke
—
Pflanzenwelt. Es liegt in dem Wesen der Koloni-
sation, daß sie diesen Dingen nicht freundlich ist, daß
sie zu einer gewissen Zerstörung und Zurückdräu-
gung hinneigt und aus materiellem Interesse in das
Antlitz von Gotles freier Natur hineinzukorrigieren
sucht. Da hat die Kunst die Sendung, den Sinn
für das Edle und Schöne in einer freien und unbe-
rührten Welt zu heben, da werden der Dichter und
der Musiker wie der bildende Künstler der deutschen
Nation einen großen Dienst, ihrer ethischen und
ästhetischen Empfindung einen großen Vorschub
leisten.
Es soll bei allen diesen Gesichtspunkten nicht
vergessen werden, daß die Kolonialfrage zum guten
Teile eine Geldfrage ist, und es ist die wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit der Nation zu prüfen. Man be-
rechnet, daß das Deutsche Reich in 22 Jahren 700
Millionen Mark für seine Kolonien ausgegeben
habe. Das macht im Durchschnitt etwa 30 Millionen
Mark jährlich, wobei ganz außer acht bleiben kann,
daß unter den Ausgaben sich auch viele Millionen
für werbende Zwecke befinden, sich also noch bezahlt
machen werden. In diesen 22 Jahren hat sich das
deutsche Nationalvermögen um mindestens 30 000
Millionen vermehrt. Die Ausgaben für die Kolo-
nien betragen also etwa 2 Prozent von dem Zuwachs
des deutschen Nationalreichtums während der Zeit
der Ausgabenbestreitung. Die Sparanlagen des
deutschen Volkes in den öffentlichen Sparkassen be-
iragen zur Zeit jährlich etwa 700 Millionen
Mark, und die derzeitigen Einlagen in diesen Spar-
kassen enva 13 000 Millionen. Es betragen also
die gesamten Ausgaben für unsere Kolonien in
22 Jahren nicht mehr als der weniger bemittelte
Teil unseres Volkes in einem Jahre zurückgelegt
hat und durchschnittlich aufs Jahr gerechnet weniger
als ein Viertel vom Hundert des Sparkassenver-
mögens. Wenn die Kolonialpolitik bis jetzt einem
besonderen Kreise des deutschen Volkes Vorteil ge-
bracht hat, so ist es der Kreis der Industriearbeiter.
Die kapitalistischen Unternehmungen in den Kolo-
nien sind noch zu jung, um schon beträchtliche Ge-
winne zu bringen. Aber der Handel Deutschlands
in seinen Schutzgebieten hat sich günstig entwickelt.
Von einem Gesamthandel der deutschen Schutzge-
biele außer Kiautschon von 100 Millionen Mk. gehen
etwa für 50 Millionen deutsche Industrie-
produkte zur Zeit nach den Schutzgebieten, außer
Kiautschon, wobei nicht in Rechnung gesetzt ist, was
an deutschen Waren noch über England, Sansibar
usw. nach unseren Kolonien gelangt. Nimmt man
an, daß unsere industrielle Ausfuhr nach den Kolo-
nien im Werte von 50 Millionen Mark durch Zah-
lung von 40 Millionen Mark Löhne fabriziert wird,
und daß die Arbeiter etwa ½ des jährlichen Reichs-
aufwandes für die Kolonien, nämlich 10 Millionen
Mark, zu tragen hätten, so würde immer noch auf