Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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zie, der wir ja auch bezüglich der Erforschung un- 
lerer Schutzgebiete schon manches zu danken haben. 
Tazu kommen Chemie, Geographie, Botanik, Zoolo- 
gie usw., die wieder der Landwirtschaftslehre vor- 
arbeiten, in welcher sich ein spezieller Zweig, die 
tropische Landwirtschaftslehre, ausgebildet hat. 
Unsere Theologen und die vergleichende Reli- 
Ronswissenschaft werden unsere Missionen unter- 
stützen in der Erkenntnis der Wege, wie alte An- 
hauungen durch christliche Begriffe ersetzt werden. 
sere Philologen bringen uns durch Feststellung 
er orte und Wortkombinationen das Geistesleben 
us Eingeborenen näher. Unsere Volkswirtschaftler 
bei Historiker ziehen die Vergleiche mit der Tätig- 
it anderer Kolonisationsnationen und werden uns 
velsen, aus deren Erfahrungen unserseits ohne 
dures! Lehrgeld zu lernen, wo es nicht etwa durch 
de absolnie Neuheit der Situation notwendig wird. 
ere Statistir ist, wie auf allen Gebieten der Politik, 
Sipauch auf dem der Kolonialpolitik, nicht zu ent- 
½ Neue Methoden in der andreresung 
wie zuror Sicherheit des Besitzes schneller her als 
unddiiese Beispiele lassen sich willkürlich vermehren 
öerelie zeigen, wie man in moderner Weise koloni- 
wan boll, wie sich bei dieser Kolonisation die ange- 
zu te und die iheoretische Wissenschaft die Hand 
der eichen haben und wie die Fehler vermieden wer- 
#wbnnen, die unnütze Opfer, viel Blut und man- 
ursach Schwierigkeiten zu Hause und draußen ver- 
schrenen. Dieses Fortschrittes werden sich dann 
ine der Handel und das Kapital bemächtigen. 
bew# verständige Regierung wird diese Bahn ziel- 
in den verfolgen, und die Periode des Übergangs, 
die Opfer noch den Nutzen überwiegen, wird 
wes. . 
besessng abgekürzt werden. 
hunde lind aber nicht nur die Wissenschaften, die 
habenk tsältige Beziehungen zur Kolonialpolitik 
Aufa.) Auch die K in reiches Feld von 
¾Z d die Kunst findet ein reiches F 
ausgaben idn sin vermag mit Mitteln, 
fer ine Wissenschaft besitzt, uns diese weit ent- 
6r und inderbaren Fes und Leute mensch- 
Englaner zu bringen. Dichter, die wie Kippling in 
ausschlief Pierre Loti in Frankreich, ihre Motive 
freiliqh eHlich aus den Kolonien nehmen, haben wir 
baben och nicht in Deutschland, und unsere Maler 
ive unt sich bisher noch entgehen lassen, ihre Mo- 
wesiafrikr dem dankbaren blauen Himmel von Süd- 
Kam erun und in den Urwäldern von Togo und 
da es dder am Kilimandjaro zu holen. Aber 
in jeden Musgabe der Kunst ist, durch ihre Werke 
ihm verbo enschen das Beste und Edelste, das in 
in das. Ben- gen ist, auszulösen und die Empfindung 
unseren Hnßtsein zu übertragen, so hat sie auch in 
sind in dolonien eine große Aufgabe. Denn uns 
Schönh eitenselben geschenkt Länder von wilder 
Feit, von einer großartigen Natur, Tier- und 
wie sie ke 
  
— 
Pflanzenwelt. Es liegt in dem Wesen der Koloni- 
sation, daß sie diesen Dingen nicht freundlich ist, daß 
sie zu einer gewissen Zerstörung und Zurückdräu- 
gung hinneigt und aus materiellem Interesse in das 
Antlitz von Gotles freier Natur hineinzukorrigieren 
sucht. Da hat die Kunst die Sendung, den Sinn 
für das Edle und Schöne in einer freien und unbe- 
rührten Welt zu heben, da werden der Dichter und 
der Musiker wie der bildende Künstler der deutschen 
Nation einen großen Dienst, ihrer ethischen und 
ästhetischen Empfindung einen großen Vorschub 
leisten. 
Es soll bei allen diesen Gesichtspunkten nicht 
vergessen werden, daß die Kolonialfrage zum guten 
Teile eine Geldfrage ist, und es ist die wirtschaftliche 
Leistungsfähigkeit der Nation zu prüfen. Man be- 
rechnet, daß das Deutsche Reich in 22 Jahren 700 
Millionen Mark für seine Kolonien ausgegeben 
habe. Das macht im Durchschnitt etwa 30 Millionen 
Mark jährlich, wobei ganz außer acht bleiben kann, 
daß unter den Ausgaben sich auch viele Millionen 
für werbende Zwecke befinden, sich also noch bezahlt 
machen werden. In diesen 22 Jahren hat sich das 
deutsche Nationalvermögen um mindestens 30 000 
Millionen vermehrt. Die Ausgaben für die Kolo- 
nien betragen also etwa 2 Prozent von dem Zuwachs 
des deutschen Nationalreichtums während der Zeit 
der Ausgabenbestreitung. Die Sparanlagen des 
deutschen Volkes in den öffentlichen Sparkassen be- 
iragen zur Zeit jährlich etwa 700 Millionen 
Mark, und die derzeitigen Einlagen in diesen Spar- 
kassen enva 13 000 Millionen. Es betragen also 
die gesamten Ausgaben für unsere Kolonien in 
22 Jahren nicht mehr als der weniger bemittelte 
Teil unseres Volkes in einem Jahre zurückgelegt 
hat und durchschnittlich aufs Jahr gerechnet weniger 
als ein Viertel vom Hundert des Sparkassenver- 
mögens. Wenn die Kolonialpolitik bis jetzt einem 
besonderen Kreise des deutschen Volkes Vorteil ge- 
bracht hat, so ist es der Kreis der Industriearbeiter. 
Die kapitalistischen Unternehmungen in den Kolo- 
nien sind noch zu jung, um schon beträchtliche Ge- 
winne zu bringen. Aber der Handel Deutschlands 
in seinen Schutzgebieten hat sich günstig entwickelt. 
Von einem Gesamthandel der deutschen Schutzge- 
biele außer Kiautschon von 100 Millionen Mk. gehen 
etwa für 50 Millionen deutsche Industrie- 
produkte zur Zeit nach den Schutzgebieten, außer 
Kiautschon, wobei nicht in Rechnung gesetzt ist, was 
an deutschen Waren noch über England, Sansibar 
usw. nach unseren Kolonien gelangt. Nimmt man 
an, daß unsere industrielle Ausfuhr nach den Kolo- 
nien im Werte von 50 Millionen Mark durch Zah- 
lung von 40 Millionen Mark Löhne fabriziert wird, 
und daß die Arbeiter etwa ½ des jährlichen Reichs- 
aufwandes für die Kolonien, nämlich 10 Millionen 
Mark, zu tragen hätten, so würde immer noch auf
	        
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