Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Von Kilometer 56 bis 90 sind die Ver- 
messungsarbeiten bis auf weniges vollendet, 
ebenso von Kilometer 125 bis 160. Die Strecke 
von Kilometer 90 bis 125 ist noch in Arbeit. 
Der Fortschritt der Arbeiten ist durch die jetzt 
beendigte Regenzeit bedauerlicherweise sehr gehemmt 
worden; es ist zu hoffen, daß in der beginnenden 
Trockenzeit die Arbeiten einen flotteren Verlauf 
nehmen. Zur Zeit arbeiten etwa 1300 bis 1400 
Eingeborene an der Bahn, diejenigen ausgenommen, 
welche aus den der Bahn anliegenden Ortschaften 
auf vorübergehende Zeit sich verpflichten; die 
Bauleitung benötigt noch etwa 1000 Mann, der 
Arbeiterkommissar ist bemüht, diese im Laufe der 
nächsten Monate zusammenzubringen. 
vVon der Küste bis an die Grenze Adamauas.“) 
Wie eine schöne Frau mit einer Perlenkette 
um den weißen Lals in langem dunklen Samt- 
gewand, mutet das Meer mit der weithin sicht- 
baren Linie der bransenden Brandung, dem 
weißen Strand und dem unendlichen dunklen 
Urwald dahinter an. Manche Erinnerungen 
verknüpfen mich mit Kribi. Vom Bezirks- 
amtmann, den bekannten Bätern der katholischen 
Mission, von den Kaufleuten Dunckhorst, Ziriacks 
und Petersen, den sogenannten „Löwen der Ba- 
tangaküste“ begrüßt, gingen wir die bereite 
Mangoallee zu dem Bezirksamt hinauf. Auch 
der Häuptling Ewahe hatte sich eingefunden, in 
dessen kleines Fischerdorf 1887 Kund, Tappenbeck 
und Weißenborn gekommen waren, um als erste 
den Versuch zu machen, in den unheimlichen 
Urwald einzudringen. Von diesem wußte man 
damals nur, daß riesige Elefantenherden ihn 
durchzogen und daß die heimatlosen Bakelles, die 
u den auf niedrigster Kulturstufe stehenden 
Zwergvölkern gehören, in ihm als Jäger herum- 
schweisten. Als dann ihr kühnes Beginnen der 
Erfolg krönte, andere Forscher und Kaufleute 
ihnen nachzogen und so dem Handelsverkehr 
einen breiteren Weg zur Küste eröffneten, da 
wurde Kribi der Sitz der Regierung an der so- 
genannten Batangaküste. Mit diesem Namen 
bezeichnet man das Küstenland von Mulimba 
bis Kampo, weil die den Dualas verwandten 
Batanganeger als Fischer und Händler sich hier 
angesiedelt haben. 
  
*) Textprobe aus dem soeben erschienenen Buche 
des Hauptmanuns Dominik: Vom Atlantik zum 
Tschadsce. Kriegs- und Friedensfahrten in Kamernn. 
Mit zahlreichen Bildern und einigen Karten. Berlin 
908. E. S. Mittler & Sohn. Mk. 6.—, geb. Mk. 7,50. 
  
Kaufmännische Anlagen, die Pallotinermission, 
und vor allem die aufblühende Entwicklung des 
Hinterlandes haben dies Dorf am Meere ständig 
wachsen lassen. Immer weiter hat die Axt den 
Urwald gelichtet. Neu waren mir vor allem die 
vielen Mabeasiedlungen, die an der Karawanen= 
straße in das Innere entstanden waren. An die 
Küste hatte sich ursprünglich ein ungefähr 80 km 
breiter unbewohnter Urwaldgürtel angeschlossen, 
durch den man von Kribi aus im Jahre 1895 
eine Straße zu schlagen begann. Diese Maß-= 
nahme bereitete insofern besondere Schwierig- 
keiten, als die Arbeiter aus dem Landesinneren 
herangezogen und an Ort und Stelle verpflegt 
werden mußten. Für die übrigen Urwaldstraßen 
zu den Küstenplätzen nach Longji, Plantation und 
Batanga hatte die Regierung bislang nichts tun 
können; aber auch sie waren dadurch, daß sie 
viel begangen wurden, und namentlich auch durch 
die Ansiedlungen der Mabeas in einen leidlichen 
Zustand gebracht. 
Die Mabeas stehen den schon genannten 
Bakelles sehr nahe und bilden eine Zwischenstufe 
zwischen ihnen und den besser entwickelten Ngum- 
bas, deren Sitze im Urwald jenseit der toten 
Zone beginnen. Auffallend ist die Ahnlichkeir, 
welche zwischen dem Kopfe eines alten Mabeas 
und dem eines Gorillas besteht. Es ist mir in 
dieser Beziehung besonders der alte Häuptling 
von Nambayong, einen Tagemarsch vor Lolodorf, 
in der Erinnerung, von dem mein sonst sehr 
verständiger Tyras, der an den Negern im all- 
gemeinen mit Verachtung vorbeiging, gar nicht 
abzurufen war, weil er ihn angenscheinlich für 
ein jagdbares Wild hielt. 
Es mögen nicht viel über 100 Jahre her 
sein, daß der Urwald vom Lokundjéfluß bei Bi- 
pindi bis nach Lolodorf hinauf überhaupt be- 
siedelt ist; die Ngumba= und Mabeastämme sind 
aus ihren nordöstlichen Sitzen von den Fan- 
stämmen, zu denen die Janndes, Bulis, Baues, 
Pangwes, Mapfongs und Gabunleute gehören, 
in diese Waldregion hineingedrückt worden, Teile 
der Ngumbas, Makas genannt, wohnen noch 
heute am oberen Njong und in den Sumpf- 
regionen des Longemapfok. Die Mabeas, Ngum- 
bas und Makas sind ein schwächlicher, unansehn- 
licher Menschenschlag, das schmutzige Gelb herrscht 
bei ihnen vor, zum Schutz gegen wilde Tiere 
und feindliche Völker bauen sie eng Hütte an 
Hütte. Der Anbau des Landes beschränkt sich 
auf Pisangs und Kassada, mit ihrem Federvieh 
und ihren Ziegen bewohnen diese Wilden ge- 
meinsam die räucherigen Hütten, in denen das 
Feuer nicht erlischt. Früher gingen Männlein 
und Weiblein nackt, höchstens einen Baumrinden= 
schurz trugen sie um die Lenden; jetzt macht die
	        
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