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Pferdeschweisen verziert in der Linken und ihre
fünf Wurfspeere in der Rechten; sie sprangen
unter schrillen Schreien, vom Bier halb berauscht,
einander zum Kampf herausfordernd, wie vom
Teufel besessen umher. Dazu dröhnten die Panken,
schallten dumpf die langen Elfenbeinhörner; da-
neben die Weiber, tiefschwarz mit spitzgefeilten
Zähnen, fast nackt wie die Männer. Sie hatten
einen Kreis gebildet; unter Händeklatschen und
Gesang sprangen einzelne vor in kunstvollem
Polkaschritt und ließen sich, rückwärts chassierend,
von ihren in der Reihe stehenden Gefährtinnen
wie einen Ball vorwärts stoßen, um, wieder rück-
wärts tretend, das Spiel von neuem zu beginnen.
Nur in den eigentlichen Kampfspielen tanzen bei
den Wutes die Geschlechter zusammen, dann
laufen die Weiber, mit den Händen die Brüste
haltend, mit lang nach hinten gestreckten Beinen
kreischend in das Vordertreffen, um anzudeuten,
wie sie ihren kämpfenden Männern Mut machen,
Gefangene in Empfang nehmen und Verwundete
aus dem Gefechte führen. Das Bild dieser
wilden, tobenden Menschen beim Schein der
flackernden Feuer verfehlte auf die Kameraden,
die es zum ersten Male sahen, nicht den Ein-
druck, den ein kriegerisches Spiel, in dem Kraft
und Gewandtheit zum Ausdruck kommen, auf
Männerherzen stets ausüben wird.
Ich sah mich in stiller Wehmut im Geist in
vergangenen Tagen neben dem alten Ngilla sitzen,
sah die Tausende vor mir, die damals, triefend
vom Blut Gefallener, mit dem sie sich beschmiert
hatten, vor ihrem Häuptling tanzten, hörte ihren
frenetischen Jubel, wenn Ngilla selbst zum Speer
griff und ihr Siegestaumel so groß wurde, daß
sie, ohne des Gastfreundes zu gedenken, aus
heiseren Kehlen dem Häuptling zuschrien: „Ngiua“
(Elefant), „alheri“ (Allmächtiger) — wie sie es
von den Haussah-Lobsängern gehört hatten —
und: „Ngilla kann den Weißen töten.“ Das war
damals ein rohes Kriegervolk, eine grausame
Schar wilder Sklavenjäger auf der Höhe ihrer
Macht! Auf der Höhe stolz, unbesiegt —- was
war jetzt dasselbe Volk?
Am 19. November marschierte Bülow auf
Joko ab, wir wollten uns in Ngambe, der Tikar-
hauptstadt, wieder treffen. Unsere Karawane
zählte fast 800 Menschen, und es erschien uns
ratsamer, sie auf zwei Wege zu verteilen. Ich
schlief in derselben Nacht in des jungen Häupt-
lings Wimane Dorf, der mich lachend daran
erinnerte, wie er an Kaisers Geburtstag 1897,
dicht vor mir stehend, den Speer auf mich ge-
worfen und ich an ihm vorbeigeschossen hatte. Er
stand damals in der Umgebung von Ngillas Feld-
hauptmann vor mir, als man mich in der Stadt
ergreifen und zum Festmahl zurichten wollte wie
meinen unglücklichen Nachbar Volkammer nach
der Vernichtung der Balingastation.
Bei Magom kamen wir in des alten Ngutte
Land. Dieser alte Recke, der einst mit Morgen
und Ngilla gemeinsam Gandelle, die alte Fuhaupt-
stadt, stürmte, hat es verstanden, abseits der
großen Karawanenstraße nach Tibati wohnend,
sich seine Unabhängigkeit zu bewahren.
Da, wo sich das Gebirge jäh aus der Ebene
bis zu 200 Metern Höhe erhebt, hatte sich Ngutte
mit einem Teil seiner Häuser noch in der Ebene,
mit den meisten aber bereits zwischen die ragenden
Felsen hinein angebaut. Rundum wogten, soweit
das Auge reichte, Durrahfelder, in denen nur
wenige runde Sklavenhütten auftauchten. Die
Nguttestadt war nicht so schön gebaut wie die
ehemalige Residenz des Häuptlings am Mbam
oder wie das alte Ngilla. Aber die dicht anein-
ander liegenden 1200 bis 1500 Häuser und das
große Haussahdorf ließen schon von weitem er-
kennen, daß Ngutte über eine Menge Lente ver-
fügte. Als wir näher heranrückten, sahen wir,
daß die Höhen rings um die Stadt bis weit
hinauf von Frauen und Kindern wimmelten, die
gespannt auf uns herabsahen; unten vor der
Stadt hielt der alte Ngutte inmitten von mehreren
tausend Bewaffneten. Auch die Vorhügel seitlich
des Berges waren von geschlossenen Wuteabtei-
lungen besetzt, und wer die Art dieser Leute
nicht kannte, konnte wohl meinen, daß man uns
feindlich empfange. Meine Jaundeträger gaben
dieser Ansicht auch mit Rücksicht auf unsere we-
nigen Soldaten sehr besorgt Ausdruck, namentlich,
als die Wutes zu blasen und panken begannen
und in ein wüstes Gehenl ausbrachen, wobei sie
ihre Gewehre abfeuerten und mit den Speeren
dröhnend auf die Schilde schlugen. Mich freute
dieser kriegerische Empfang, der mich an frühere
Besuche erinnerte, und gerade das viele Schießen
der Wutes, ehe wir an sie herankamen, hätte
auch meinen Leuten zeigen können, daß es sich
um eine rein freundschaftliche Empfangsovation
handelte.
Im Galopp sprengte ich auf den dicken Alten
zu, dessen kurzer Backenbart weiß geworden war,
der wie früher die phrygische Mütze der Fullahs,
eine blaue Indigotobe und weite Haussahhosen
trug. Er streckte mir lachend den dicken rechten
Arm, in dem er nach Wuteart fünf Wurfspieße
hielt, entgegen und schüttelte diese zur Begrüßung.
„Dominiki, Dominiki“, sagte er immer wieder,
wollte sich vor Lachen schütteln und sah sich im
Kreise seiner Leute um, die sich hinter mir so
dicht zusammengeschart hatten, daß ich von meiner
Karawane gar nichts sehen konnte.
Ngutte gab mir Leute mit, die mir den
Stadtteil zeigen sollten, der für uns als Lager