Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

S 
Jahre große Veränderungen mit sich gebracht. 
Immer waren die Nationen eifersüchtig auf die- 
lenigen Güter, die ihnen monopolistisch eigen sind. 
c verweise auf Schweden und seinen geplanten 
Ausfuhrzoll für Eisenerz. Konnte man vor 20 
dühren als Weltmonopol nur den Petroleumtrust 
unibrechen, so haben Sie jetzt an dessen Seite, ja 
en er denselben Händen ein Kupfermonopol, dem 
ich gelungen ist, unterstützt durch die außerordent- 
sie Iunahme des Kupferweltbedarfs, den Preis 
des dieses unentbehrliche Material auf das 214fache 
de krüheren zu bringen. Die monopolistische Ten- 
vuz sucht in Brasilien durch Einschränkung der 
dlrodktion die Kaffeepreise mit staatlicher Hilfe in 
wer döhe zu setzen, und sie hat zuletzt, und nicht am 
nenicsten jene jetzt in das Stadium des Erfolges 
rilcenden Bestrebungen hervorgerufen, in den ame- 
schnuschen Südstaaten durch einen Zusammen- 
anb der Produzenten den Weltmarktpreis für die 
urainwolle zu regeln. Wird also unsere Ausfuhr 
wiss die geschilderten Verschiebungen in eine ge- 
ezu Gesahr gebracht, so wird auch unser Rohstoff- 
Kongb. für die Veredelung mehr oder weniger der 
fra dolle, die das freie Angebot und die freie Nach- 
* abgeben, entzogen. 
ien Unser Einfuhrbedürfnis von Nahrungsproduk- 
Landurd nicht verringert, trotzdem auch die deutsche 
all „iirtschaft ja viel intensiver geworden ist, und 
455 wirkt auf unsere Zahlungsbilanz, d. h. 
netall Möglichkeit, denjenigen Stock von Edel- 
b zu halten, welcher allein die Sicherheit einer 
abieung Karantiert, ohne die eine Welthandels- 
berein nicht bestehen kann. Die Sitnation kommt 
wissen letzt, und zwar gegenwärtig zu einem ge- 
rigten. Ausdruck. Sie wissen alle, welche Schwie- 
ank es macht, den nötigen Goldstock in unserer 
sitzen z erhalten. Das Ventil, welches wir be- 
G. iernämlich den Bestand von ausländischen Wert- 
. all-»Im denen wir Zahlungen zu leisten in 
dem * sind, hat nicht mehr die gleiche Kraft, nach- 
Verte Ache reich gewordenen Länder ihre eigenen 
Wechsel ei uns zurückgekauft haben, nachdem ein 
hat in den Anlagen unseres Volkes statigefun- 
außeror) nachdem unser Kapital durch die deutsche 
her in entlich expansive Industrie stärker als frü- 
für alle Ichlag! genommen worden ist. Wir müssen 
vir köm iese Dinge ein Gegengewicht suchen, und 
koloniasnen es finden in der Entwicklung unseres 
Ktalen Besitzes. 
den 
aenncbein Herren! Wir stehen hier nicht allein. Eine 
Eituationnn unseren Nachbarn ist in der gleichen 
sie sien sie alle ergreisen das gleiche Mitlel und 
der Zusamn em Tempo, in dem Zielbewußtsein, in 
in der Ert menarbeit von Regierung und Nation, 
genden Onzenntnis der Notwendigkeit der zu brin- 
fürchun pfer uns voraus. Aber muß man die Be- 
g9 begen, daß die anderen Handels- und In- 
  
67 20 
dustrienationen das deutsche Feld einengen, so 
müssen wir es als eine Gunst ansehen, daß wir uns 
dies nicht gefallen zu lassen brauchen, indem wir 
unsere wirtschaftliche Tätigkeit mehr dahin konzen- 
trieren, wo wir selbst Absatz und Rohmaterial kom- 
mandieren können. 
Nach den Ziffern, welche ich dem statistischen 
Jahrbuch für das Deutsche Reich für 1906 eninom- 
men habe, betrug die deutsche Einfuhr im Jahre 
1905 an solchen Produkten, die wir auch in unseren 
Kolonien erzeugen können, also Baumwolle, Kupfer, 
Kautschuk, Petroleum, Reis, Kassee, Olfrüchten, 
Hanf usw., weit über eine Milliarde Mark. Es ist 
nun die Frage: Ist unser kolonialer Besitz derart, 
daß wir unseren Bedarf an diesen unentbehrlichen 
Rohstossen ganz oder teilweise aus unseren Kolo- 
nien zu decken in der Lage sind? 
Wenn wir nur teilweise decken, entgehen wir 
den größten Schädigungen, die ein Fortgehen der 
oben beschriebenen Entwicklung mit sich bringen 
könnte. Nicht die Summe des Angebots macht 
nämlich den Preis, sondern nur die Differenz, die 
zwischen Angebot und Nachfrage besteht. Fehlt an 
der Weltversorgung in Baumwolle nur ½ Million 
Ballen, so setzt dies den Preis der gesamten Ernte 
unverhältnismäßig in die Höhe; ein Überschuß be- 
deutet eine große Herabsetzung des Gesamtwertes. 
Dies ist nie so deutlich gewesen, als z. B. bei dem 
großen Kupferkorner, welches im Jahre 1888 der 
französische Spekulant Secretan inszeniert hat. 
Alles sichtbare Kupfer hatte dieser Mann in seinen 
Besitz gebracht, aber er hatte nicht gerechnet mit 
jenen unbedeutenden Produktionsquellen, welche zu 
dem Preise, den das Kupfer vor diesem Korner 
hatte, nicht rentabel waren, die aber durch die ra- 
pide Steigerung alsbald in die Produktion ein- 
traten und das Zünglein bildeten an der Wage und 
dieser ganzen ungeheuren Machination das urteil 
sprachen. Also es kommt hier bei unserer Unter- 
suchung zunächst noch gar nicht darauf an, festzu- 
siellen, ob unser gesamter Bedarf an diesen Roh- 
stoffen gedeckt werden kann, sondern nur, ob ein so 
erheblicher Teil, daß er auf dem Weltmarkt von 
Bedeutung ist, bezogen und der deutschen National- 
wirtschaft zugute kommen wird. 
Was dies heißt, wie unendlich wichtig es ist, 
durch eigene Produktion in dem Bezuge von Roh- 
materialien, deren Preis auf dem Weltmarkte durch 
Trusts hochgehalten wird, unabhängiger zu werden, 
mögen Sie daraus ersehen, daß schon eine Preis- 
steigerung von 1 Pfennig pro Kilo Petroleum ge- 
nügt, um den deutschen Konsum mit 10 Millionen 
Mark jährlich höher zu belasten. Die durch die Sal- 
peterkombination bewirkte Preissteigerung von 
3 sh. pro Tonne Salpeter bedeutete für die deutsche 
Landwirtschaft eine jährliche Verteuerung des Sal- 
pelerverbrauches um 36 Millionen Mark. Ahnlich 
4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.