90 20
Verschiedene (itteilungen.
Deutsche Armee-, ODarine- und HKolonialausstellung
Berlin 1907.
Vom Presse-Ausschuß der Armee-, Marine-
Kolonialausstellung 1907 wird uns ge-
schrieben: „Die in Berlin vom 15. Mai bis
15. September 1907 stattfindende Deutsche
Armec-, Marince= und Kolonialausstellung
bietet in ihrer kolonialen Abteilung die erwünschte
Gelegenheit, das deutsche Volk über die große
Bedeutung unserer Kolonien für das Mutterland
genauer zu unterrichten, ihm ein Bild vorzuführen
von den Produkten, welche unsere Kolonien her-
vorbringen und dem Mutterland zuführen, sowie
von den Fabrikaten, welche sic dafür von der
Industrie des Mutterlandes eintauschen. Die
Folge dürfte, wie wir zuversichtlich hoffen, ein
bedeutsamer Umschwung der öffentlichen Meinung
zugunsten unserer Kolonien sein. Gerade im
letzten Jahrzehnt sind dort draußen, abgesehen
von dem durch schweren Krieg heimgesuchten
Südwestafrika, ganz erhebliche Erfolge er-
zielt worden. Wenn das dem großen Publifum
unbekannt geblieben ist, so es umsomehr Ehren=
sache für alle Kolonialkenner und Kolonialfreunde,
nach Kräften an der Aufklärung unseres Volkes
über die kolonialen Verhältnisse zu arbeiten.
Wir zweifeln nicht, daß die eigentlichen
Kolonialinteressenten, d h. die in und nach den
Kolonien arbeitenden Firmen und Gesellschaften,
längst die hohe Wichtigkeit der Kolonialausstellung
erkannt haben. Die zahlreichen Anmeldungen
liefern dafür den besten Beweis. Die Ausstellung
würde aber nur ein unvollständiges Bild dar-
bieten können, wenn sie lediglich auf die Unter-
stützung der Erwerbsfirmen angewiesen bliebe.
Vielerlei, was zum rechten Verständnis der Sitten
und Gebräuche der Eingeborenen dienen kann,
findet sich weniger im Besitz der immer nur ganz
bestimmte Ziele verfolgenden Erwerbsgesellschaften,
als in den Händen von sonstigen Kolonial-
und
kennern, Missionaren, Reisenden, For-
schern, Offisieren, Beamten, kurz, von
Sammlern aller Art. Es würde die Zwecke
der Ausstellung in hervorragender Weise
fördern, wenn diese Kolonialfreunde ihre
Sammlungen leihweise zur Verfügung
stellen würden. Wir denken dabei an ethno-
graphische Gegenstände, wie Hausinventar der
Eingeborenen, Ackerbaugeräte, Waffen, Jagd= und
Fischereigeräte, Musikinstrumente usw., sei es, daß
sie in Originalexemplaren oder in Modellen oder
Abbildungen vorgeführt werden können.
Einen großen Erfolg hat vor einigen Jahren
die koloniale Jagdausstellung in Karls-
ruhe gehabt, und auf der alljährlichen Geweih-
ausstellung in Berlin finden die aus den
Kolonien stammenden Jagdtrophäen stets das
allgemeine Interesse der Besucher. Die Kolonial-
ausstellung 1907 gibt den glücklichen Besitzern
solch interessanter Trophäen abermals Gelegenheit,
ihre Schätze dem großen Publikum zu zeigen.
Der kolonialen Sache wird dadurch genützt, und
die Freude der Aussteller selbst an ihrem Besitz
wird zweifellos eine größere sein, wenn sie die
Allgemeinheit an dieser Freude teilnehmen lassen
können.“
Wir schließen uns gern dem zum Schlusse
an alle Kolonialinteressenten und Kolonialfreunde
ergehenden Aufrufe an: „Helfet nach Möglichkeit,
daß die koloniale Abteilung ein Glanzpunkt der
Ausstellung von 1907 werde!“
F#olonial-Wirtschaftliches.
Die jetzt in den 11. Jahrgang eintretende,
von Prof. O. Warburg-Berlin und Geh. Reg.=
Rat Prof. Dr. F. Wohltmann-Halle heraus-
gegebene Zeitschrift für tropische Landwirtschaft
„Der Tropenpflanzer“, Organ des Kolonial-Wirt-
schaftlichen Komitees, Berlin, Unter den Linden 40,
enthält in dem Artikel „Neujahrsgedanken
1907“, verfaßt von Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.
Wohltmann, allgemeine Betrachtungen über den
Stand der kolonialen Landwirtschaft, über das
bisher schon Erreichte und das noch zu Erstrebende.
Der Verfasser betont gegenüber manchen An-
feindungen die Wichtigkeit, ja Notwendigkeit der
Plantagen= oder Großkultur neben den Klein-
betrieben oder Volkskulturen. Vor allem weist er
auf die Wichtigkeit der Kolonialwirtschaft für
unsere heimische Industrie hin und auf die weit
größeren Erfolge, welche die Franzosen erzielt
haben, deren jährlicher kolonialer Gesamthandel
schon 1200 Millionen Mark beträgt gegenüber
75 Millionen Mark der deutschen Kolonien; von
der wirtschaftlichen Richtung unserer jetzigen
Kolonialverwaltung verspricht sich Verfasser hin-
sichtlich der kolonialen Landwirtschaft eine schnellere
Entwicklung.
In einem Artikel über einen deutschen
Haufmarkt zeigt Max Einstein-Hamburg, daß
der schon jetzt einen wichtigen Exportartikel bil-
dende Sisalhauf Deutsch-Ostafrikas nicht mit dem
billigeren und schlechteren Dukatan-Sisalhauf in
Konkurrenz tritt, sondern den teureren Manila-
hanf vielfach zu ersetzen beginnt. Er weist darauls
hin, wie wichtig es nicht nur für den deutschen
Handel, sondern auch für die deutschen Pflanzer