Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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l leisten, weil wir eine Zunahme der deutschen 
Kauon in ihrer Bevölkerung von etwa 900 000 
opfen per Jahr haben. 
la benso aber müssen wir auch lernen, uns 
t zu machen, was denn die Opfer sind, wie 
doß sie sind, und ob wir sie ertragen können. 
ach Frage habe ich bereits früher ausführlich 
ehandelt, und ich stelle hier noch einmal fest, 
u bis zum 31. März 1907 die Kolonien, so- 
8 sie meiner Verwaltung unterstehen, und das 
* alle mit Ausnahme von Kiautschou, an di— 
reiten Anuslagen 645 Millionen und an indirekten 
Al 100 Millionen Mark in 22 Jahren verursacht 
gbben. d. h. ein Drittel Pfennig auf jede 
*7n deutschen Nationalvermögens. Ich 
9 e in meinem Vortrage in Berlin das deutsche 
ationalvermögen auf 150 Milliarden Mark an- 
genommen. Die genauen Berechnungen aber von 
Fachgelehrten haben mir die Uberzeugung bei- 
bKbracht, daß diese Schätzung nahezu um die 
Klite zu niedrig ist und daß das deutsche 
antionalvermögen näher an 225 Milliarden als 
1 150 Milliarden reicht. 
zu Das ist es, was das deutsche Volk als solches 
hauchst zu lernen hat, das habe ich in eenst- 
lüer Arbeit mir klargelegt, das versuche ich 
manen klarzulegen, das bitte ich Sie weiter- 
Häragen, das ist der Kreuzezug der Erziehung. 
38 mag mich irren in einer oder der anderen 
keiier, ich bin nicht unfehlbar und ich bin viel- 
undt für meine Sache wärmer als ein absolut 
" cteiligter., Aber der Gedankengang ist richtig, 
rain ahlen sind vertretbar und die Ziele sind 
fan vendig und erreichbar. Daß diese Arbeit eine 
uchtbare ist, kann ich Sie versichern. Schon 
beiden Vorträge, welche ich in Berlin ge- 
zn habe, und die Bemühungen, die ich 
sie ven Kapitalisten angewandt habe, um 
ür die deutschen Kolonien zu inter- 
halt 
beie 
essie 
galicren, haben sehr wesentliche Früchte 
agen. Es ist zu früh, darüber nähere Mit- 
* 
nlisggen zu machen, aber ich kann sagen, daß 
un estens vier oder fünf große Unterneh- 
kowm#en in den letzten Wochen zustande ge- 
men sind, welche sich die Entwicklung der 
schäve unserer Kolonien nach den ver- 
die ernsten Richtungen vorgenommen haben, die 
deunaten lechnischen und kaufmännischen Kräfte 
Ichlands in sich schließen. 
2 sich das auf uns alle bezieht, so haben 
—8 9 die Berufsstände, die mit den Kolonien 
als Versondere Fühlung zu nehmen haben, die 
hanz eaimte tätig sind oder diesen vorstehen, noch 
bier nursondere Dinge sich klarzumachen. Auch 
Es iß der Kreuzzug der Erziehung einsetzen. 
der 8 die große und schöne Aufgabe, welche 
  
nst in den Kolonien mit sich bringt, klar- 
gestellt werden. Jeder große Dienst fordert große 
Opfer. „Vor die Tugend haben die Götter den 
Schweiß gesetzt“, sagt ein griechischer Dichter. 
Diese große Leistung ist nur zu erreichen mit 
mancherlei Entsagung; sie verlangt Anpassung an 
fremdes Klima, Aufgabe vieler heimischer Gewohn- 
heiten, Abgewöhnung des Alkohols; sie verlangt 
die Erkenntnis, daß jeder deutsche Beamte da sei 
nicht nur für die Macht und das Ansehen des 
Deutschen Reiches, sondern als ein Kulturfaktor, 
an dem der Eingeborene den Vorzug und das 
Vorrecht der weißen Rasse abmißt. Sie ver- 
langt Aufgabe von Familie und Freundschaft, sie 
verlangt, daß man sich manchen Gefahren des 
Lebens und der Gesundheit unterzieht. Sie ver- 
langt eine besondere Vorbildung, ein Studium 
der Psychologie des Schwarzen, ein Studium der 
Kolonialgeschichte anderer Nationen, ein Sichein- 
leben in kaufmännische Begriffe und Anschanungen, 
ein Verständnis für wirtschaftliche Aufgaben, das 
Erkennen, daß man nicht für sich da ist, sondern um 
des großen Gemeinwesens willen, dem man dient, 
und daß das Wort „Regieren“ bedeutet Selbst- 
losigkeit und Selbstentäußerung. Die Beamten 
müssen fühlen, daß es nicht ihre Aufgabe sein 
kann, ihre heimischen Begriffe zu übertragen, daß 
es nicht ihre Aufgabe sein kann, kastenmäßig und 
abgeschlossen, wie leider vielfach in der Heimat, 
zu existieren, daß jeder Deutsche da draußen, so- 
weit er ein anständiger Mann ist, ein vollständig 
gleichberechtigter Pionier, ein vollständig gleich- 
berechtigtes Mitglied ihrer Gesellschaft ist. Sie 
müssen die Solidarität der Weißen gegen- 
über den Schwarzen betonen, sie müssen die 
Führer und die Freunde der anderen Berufs- 
klassen sein, und sie müssen den Vorgesetzten in 
die Tasche stecken, wo er nicht absolut erforder- 
lich ist. Sie müssen wissen, daß jede Verord- 
nung vom llbel ist, die den anderen einzwängt 
ohne Not, die ihn, ob weiß oder schwarz, in 
seiner Lebens= und Berufsgewohnheit hindert, 
und sie müssen sich mehr wie jeder andere zu 
Gemüte führen, was das amerikanische Sprich= 
wort meint: „Dublic office is a public trust"“, 
ein öffentliches Amt ist ein öffentliches 
Vertrauen. Dazu müssen sie die Sprache lernen 
und in die religiösen Anschauungen eintreten. 
Sie müssen das alles tun ohne Kleinlichkeit und 
Vorurteile. Vor allen Dingen aber müssen sie 
alles vermeiden und sich abgewöhnen, was 
nach Willkür und nach Selbstsucht aus- 
sieht, und sie müssen verstehen, daß nach 
manchem Ublen und Häßlichen, was vorgekommen 
ist sie ganz besonders auch von der Heimat her 
unter Beobachtung stehen, und daß die schärsste, 
nachhaltigste und beste Leistung für die Kolonien 
gerade diejenige ist, die verlangt wird. Die
	        
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