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Damit ist wiederum ein für die wirtschaftliche
Hebung unseres überseeischen Besitzes bedeutungs-
volles Unternehmen zum Abschluß gelangt. Wie
außerordentlich fruchtbringend die Bahnlinie für
Togo sein wird und welche guten Aussichten sich
für dieses bisher von allen unseren Kolonien
allein auf eigenen Füßen stehende Schutzgebiet
eröffnen, beweisen die Anpflanzungen, welche der
Bahnlinie nachfolgten, je nach Freigabe ihrer
einzelnen Teilstrecken für den öffentlichen Verkehr.
Man kann schon heute konstatieren, daß links und
rechts von der Bahnlinie weithin der jungfräuliche
Boden in Kultur genommen ist und daß dort
ausgedehnte Maisaupflanzungen entstanden sind.
Die Anpflanzungen von Mais rentieren sich
erst jetzt durch die billige und zuverlässige Trans-
portmöglichkeit an die See; die Statistik zeigt
schon eine ganz bedeutende Ausfuhr von Mais,
während man früher eine solche in Lome über-
haupt nicht kannte. Dasselbe gilt hinsichtlich des
Palmöls, des Gummis und der Baumwolle.
Der Export von Palmöl insbesondere ist in der
kurzen Zeit des Bahnbaues derartig gestiegen,
daß schon heute auf den Stationen besondere
Ladevorrichtungen aufgestellt werden müssen, um
die verfügbaren Güterwagen voll beladen, d. h.
voll ausnützen zu können.
Auch der Personenverkehr hat sich bereits der-
artig entwickelt, wie es niemand zuvor vermutete.
Die Annahme, daß die Eingeborenen die Eisen-
bahn nicht benutzen würden, hat sich als gänzlich
falsch erwiesen. In Noöpe z. B., einer Station,
welche 26 Kilometer hinter Lome liegt, besteht
schon seit der (in Gegenwart der Reichstags-
abgeordneten September 1905 erfolgten) Eröff-
nung dieser ersten Teilstrecke ein Markt, der von
der Eingeborenenbevölkerung sehr stark besucht
und wobei für die Hin= und Rückfahrt von den
Eingeborenen ausschließlich die Bahn in An-
spruch genommen wird.
Andererseits zeigt sich, daß die Eingeborenen
ihre bisherigen Wohnstätten verlassen und sich in
nächster Nähe der Bahnlinie ansiedeln, vor allem
da, wo durch Anlage von Brunnen für aus-
reichendes und dauerndes Trinkwasser gesorgt ist.
In Lome reichten vor dem Beginn des
Bahnbaues die vorhandenen Zollschuppen bei
weitem aus; schon während des Bahnbaues
mußten sie aber zur Schaffung der erforderlichen
Lagerräume vergrößert werden, und heute steht
bereits fest, daß sie eine abermalige Vergrößerung
erfahren müssen, um dem in nächster Zeit zu er-
wartenden Verkehr zu genügen.
Der Bau der rund 122 Kilometer langen
Linie hat etwas mehr als zwei Jahre gedauert.
Er ist für Rechnung des Schutzgebietes, das die
eorforderliche Bausumme vom Reiche als ein mit
3⅛ Prozent verzinsliches und binnen dreißig
Jahren zurückzuzahlendes Darlehn empfangen hat,
durch die Firma Lenz & Co. in Berlin zur
Ausführung gelangt.
Die Bahn hat gleich der im Juli 1904 er-
öffneten 45 Kilometer langen Küstenbahn von
Lome nach Anecho eine Spurweite von 1 Meter
und ist. nach den in Deutschland für den Bau
derartiger Bahnen gültigen Vorschriften ausge-
führt.
Der Betrieb der Bahn, ebenso wie derjenige
der Küstenbahn und der Landungsbrücke ist
gleichfalls der Firma Lenz & Co. übertragen
worden, und zwar zunächst bis zum 1. April
1908. Die Bankosten sind genau noch nicht
endgültig zu berechnen; es ist aber heute schon
sicher, daß die Voranschläge nicht nur nicht über-
schritten, sondern daß nicht unbedentende Ersvar-
nisse erzielt werden.
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Kamerun.
Wissenschaftliche Lammlungen.
Herr Hauptmann Schennemann hat dem
Königlichen Zoologischen Museum in Berlin
6 Säugetiere (Felle und Schädel) und 10 Vogel-
bälge aus dem Bezirk Sanga-Ngoko (Südkamernn)
als Geschenk überwiesen. Da von den Säuge-
tieren außer dem Affen Cereocebus bisher noch
keine von den gesammelten Arten im Museum
vertreten war und einige auch für die Wissenschaft
neu zu sein scheinen, so bedeutet die Schenkung
eine wertvolle Bereicherung, wofür dem Geber
der beste Dank gebührt.
1
**i
Herr Hauptmann Glauning hat dem König-
lichen Zoologischen Museum in Berlin wieder
eine reiche, wertvolle Sammlung aus dem Begzirk
Bamenda (Nord-Kamerun) als Geschenk über-
wiesen. Sie umfaßt von Säugetieren 13 Felle
und 9 Schädel (darunter zwei vollständige Felle
von Büffeln, zwei vollständige Felle der gelben
Grasantilope, der Schirrantilope, des Wasserbocks,
der Fleckenhyäne, von zwei Schimpansen, Wild-
katze, Pavian, Borsteuratte), ferner sind von
anderen Tieren 154 Käfer, 59 Rhynchoten und
eine größere Zahl von anderen Jusekten vertreten.
Da aus dem Bezirk Bamenda bisher das Mu-
seum noch nichts erhalten hat und bisher über-
haupt noch sehr wenig bekannt geworden ist, so“
enthält diese Sammlung neben solchen Formen,
die bereits aus den übrigen Teilen, besonders
von Yoko bekannt sind, manche, welche hier