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Plätze behauptete. Wenn hierbei von einigen
Seiten auch gegen die hiesige, den Verkehr mit
Westafrika besorgende Reederei bezüglich ihres
Vertragsverhältnisses zu der Kolonialverwaltung
mancherlei Vorwürfe erhoben sind, so muß die
Handelskammer, ohne zu den Streitfragen sach-
lich Stellung zu nehmen, doch betonen, daß
ihres Erachtens bei der öffentlichen Diskussion
viel zu wenig der großen Leistungen gedacht ist,
die diese Reederei sich durch Schaffung einer
regelmäßigen deutschen Linie nach und von West-
und Südafrika, sowie durch die unter schwierigen
Verhältnissen bewirkte sichere und pünktliche Aus-
führung der Kriegstransporte auferlegt hat. Nur
durch bedentende Vermehrung ihres Schiffsparks
und sonstige große Aufwendungen war es der
Linie möglich, derartiges zu vollbringen. Im
Gegensatze zu den erwähnten Schwierigkeiten der
heimischen Verwaltung haben sich die Ver-
hältnisse in den Kolonien selbst gerade in
diesem Jahre fast durchweg bemerkens-
wort gebessert.
Im einzelnen ist über die Kolonien folgendes
u berichten:
Über die deutschen Kölonien in Westafrika
haben wir im vorigen Jahre ausführliche Mit-
teilungen gebracht. Die dort gekennzeichnete
Entwicklung ist weiter fortgeschritten, namentlich
der Eisenbahnbau in Togo; auch in Kamerun
hat der Bahnbau begonnen. Durch die Aus-
zahlung der Löhne an die zahlreichen hierbei
beschäftigten Arbeiter gelangen größere Mengen
Geldes in den Verkehr, was an sich schon be-
lebend auf das Geschäft wirkt. Es unterliegt
wohl keinem Zweifel, daß nach Fertigstellung der
Bahnen durch die dann sich entwickelnde Aus-
fuhr von Produkten eine weitere Belebung und
Vermehrung des Geschäfts eintreten wird.
In Deutsch-Südwestafrika ist leider die
Beruhigung des Landes immer noch nicht voll-
ständig eingetreten. Wenn auch im Norden die
Verhältnisse zur Zeit ruhig sind, so sind im
Süden die Kämpfe mit Hottentottenbanden noch
nicht beendigt. Nur wenn die Lüderitzbucht —
Kubub-Bahn bis Keetmanshoop fortgesetzt
wird, wird es möglich sein, dem Lande den lang
ersehnten Frieden zu geben und sowohl den
Farmern als auch den Minenbesitzern eine Ge-
währ dafür zu verschaffen, daß sie sich wieder
mit Sicherheit für Leben und Besitz ihrer Arbeit
widmen können. Die Otavibahn ist bis Tsu—
meb definitiv vollendet; es ist zu erwarten, daß
dort in nächster Zeit mit der Gewinnung von
Erzen begonnen wird.
Deutsch-Ostafrika hat nach Niederwerfung
der auch dort ausgebrochenen, übrigens nicht be-
deutenden und lediglich lokalen Unruhen den
Weg allmählicher Entwicklung in wirtschaftlicher
Beziehung weiter verfolgt. In Daressalam
befindet sich eine Kaistrecke im Bau, die nach
Fertigstellung eine wesentliche Erleichterung der
Behandlung ausgehender wie einkommender
Güter bewirken wird. Bei weiterem Ausbau
der Eisenbahnwege aber und, wie immer
wieder betont werden muß, auch nur durch
dieses Mittel wird die Kolonie sicherlich mit
der Zeit zu einem wertvollen Besitze werden.
Das Geschäft auf den Südsceinseln hat
von dem hohen Preisstande für den Hauptaus-
fuhrartikel, Kopra, Nutzen gezogen. Die deutsche
Jaluitgesellschaft hat nach Aufhören ihres mit
der deutschen Regierung geschlossenen Vertrages
mit einer starken Konkurrenz der Engländer von
Australien her und der Japaner zu rechnen ge-
habt. Von Neu-Guinea mehrt sich die Aus-
fuhr, namentlich von Kopra; auch die Berichte
über die dortigen Gumminplantagen lauten
günstig, und in jüngster Zeit ist noch die Kakao=
kultur, die nach früheren Versuchen in Neu-Gui-
nea einen geeigneten Boden findet, ausgenommen
worden, so daß sich die Anzeichen für eine lang-
same Entwicklung auch dieser Kolonie zu einem
ertragbringenden Besitze mehren.
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Südafrika.
Südafrika hat die Folgen des Krieges noch
nicht überwunden. Wenn auch die Farmer für
ihre Produkte, wie Wolle, Federn, Häute, wäh-
rend des Berichtsjahres einen besseren Preis er-
halten haben als seit Jahren, so ist ihre Zahl-
kraft noch immer gering, da sie noch an den
Schädigungen der Kriegsjahre zu tragen haben.
Jedoch ist zu konstatieren, daß die in den Markt
gebrachten Quantitäten obiger Produkte schon be-
deutend größer sind, als sie direkt nach dem
Kriege waren. Die in diesem Jahre erhöhten
Differentialzölle wirken außerordentlich schädigend
auf das deutsche Geschäft nach Südafrika; manche,
namentlich bessere deutsche Artikel sind von der
Einfuhr dadurch ganz ausgeschlossen.
Der Gold= und Diamantenexport ist beden-
tend gestiegen. Für Diamanten werden hohe
Preise erzielt. Die Goldindustrie leidet unter
Arbeitermangel und der Unsicherheit der politi-
schen Verhältnisse. Letztere gehen einer baldigen
Klärung entgegen, nachdem England kürzlich dem
Transvaal eine Konstitution gegeben hat, die
dem zu wählenden Transvaal-Parlament die Er-
ledigung seiner Angelegenheiten überläßt. Nur
bezüglich des Imports fremder Arbeiter hat sich
die englische Regierung ein Vetorecht vorbehalten.