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Jum Bahnbau in Kamerun.
Die Basler Mission ließ sich vor etwa
drei Jahren im Grasland von Nordwest-Kamerun
nieder und besetzte die von vielen Tausenden be-
wohnten beiden großen Königsstädte Bali und
amum. Um die Bevölkerung des noch wenig
bekannten Gebiets näher kennen zu lernen, unter-
lahmen ihre Sendboten mehrfache Erkundungs-
beisen und berührten dabei auch die Gegend nord-
östlich vom Manengubagebirge, die selbst auf den
Korten des Großen Deutschen Kolonialatlas noch
als weißer Fleck erscheint. Missionar Dorsch in
ali schreibt darüber im „Evangelischen Heiden-
oten“ Dezember 1906:
„Der weiße Fleck ist unseres Wissens zum
ersten Male im April 1904 durch die Baslser
Missionare Jakob Keller und Ferdinand Ernst
von Bali aus in südöstlicher Richtung durch-
quert worden. Die Reisenden gelangten da-
mals bis Ngante oder Bangantö, das nur
drei bis vier Tagereisen von Jabassi entfernt
lieg. Sie kamen durch zahlreiche, zum Teil
ansehnliche Niederlassungen, wo sie von der
Bevölkerung durchweg freundlich aufgenommen
wurden, sobald man in ihnen die „Buchweißen“
aus Bali erkannte, deren Ruf weit hinein selbst
in Gegenden gedrungen war, die bisher noch
von keinem Weißen besucht worden waren.
In der großen Stadt Bandschun oder
Bandsun wurden sie von Tansenden umringt,
die sich an dem ungewohnten Anblick weißer
Männer nicht satt sehen konnten. Soviel die
Missionare beobachten konnten, waren jene
Gegenden noch ziemlich unberührt von der aus
dem Innern vordringenden islamitischen Kultur.
lberall herrschte noch die einheimische Neger-
kultur in Bekleidung und Schmuck vor. Dafür
waren einzelne Vorposten der europäischen
Kuliur schon in diese abgelegenen Hochland-
gebiete gedrungen. So trug der Häuptling
von Batscham ein zusammengerolltes Heft der
„Woche“ wegen dessen roter Farbe stolz als
Zepter in der Hand. Ein anderer bot den
Reisenden aus dem Deckel einer porzellanenen
Suppenschüssel Palmwein an.
Die Missionare kehrten voll Begeisterung
für das arbeitsame und aufsgeweckte Volk des
weißen Fleckes von ihrer Pionierreise zurück,
kanden aber in Bali seither immer so viel
Arbeit, daß ein missionarischer Vorstoß nach
dem neuentdeckten Land in Südosten noch nicht
ausgeführt werden konnte.“
r Ungefähr gleichzeitig versuchten die Missionare
zun Nyasoso, das am Südwestfuße des Manen-
don agebirges liegt, in das geheimnisvolle Innere
withudringen. Aber die hinter Nyasoso hausenden
llden Stämme vereitelten diesen Vorstoß. Die
dort angelegten festen Militärposten haben in-
zwischen das Land sicherer gemacht, und so ver-
suchte es Missionar Dorsch, der von Nyasoso nach
Bali versetzt worden war, von dort aufs neue,
einen näheren Weg von der Küste nach Bamum
ausfindig zu machen, als den über Tinto und
Bali. Er führte eine 83tägige Reise durch diese
Gegenden aus, mußte sich aber dabei überzeugen,
daß dieser kürzere Weg nach Bamum wegen der
Zerrissenheit des Geländes mit enormen Schwierig-
keiten verbunden ist.
Bei dieser Sachlage begrüßt die Basler Mission
die von Duala ins Hinterland von Kamerun ge-
plante Eisenbahn mit besonderer Freude. Ihr
bisheriger Generalpräses der Kamerunmission,
Missionar F. Lutz, schreibt darüber in der Februar-
Nummer des „Evangelischen Heidenboten“:
„Wir dürfen die Hoffnung hegen, daß diese
Bahn, die ja in erster Linie der wirtschaftlichen
Erschließung und Hebung der Kolonie dienen
soll und der weiterhin auch eine nicht zu unter-
schätzende strategische Bedeutung zukommt, auch
der Mission und der Ausbreitung des Christen-
tums in diesem Lande dienen wird. Sie bringt,
wenn sie einst vollendet ist, eben dieses hoffnungs-
volle innerafrikanische Missionsfeld dem alten
Missionsgebiet an der Küste um ein Bedeutendes
näher und wohl auch für unsere Missions-
reisen in jenen weiten Gebieten manche Er-
leichterung. Voraussetzung dabei ist freilich,
daß die Bahn nicht nur bis zu den Höhen
des Manengubagebirges gebaut wird, wie an-
fänglich geplant war, sondern daß sie gleich
weitergeführt wird bis Bamum. Nur dann
wird sie wirklichen Wert und hohe Bedentung
für unsere Kolonie haben.
Wohl wird ja der Bahnbau selbst manche
Schwierigkeiten für die Eingeborenen, die zu
dieser Arbeit herangezogen werden müssen, und
auch mancherlei Gefahren für unsere Gemeinden
mit sich bringen. Doch wir freuen uns, mit-
teilen zu dürfen, daß die Verwaltung der
Kolonie die Fürsorge für die beim Bau be-
schäftigten Eingeborenen sich in rechter Weise
angelegen sein läßt. Auch was die der Bahn-
bau-Gesellschaft eingeräumten Landkonzessionen
betrifft, um derentwillen wir im Blick auf die
Erfahrungen am Kamerunberg dem ganzen
Unternehmen anfänglich etwas mißtranisch und
mit ängstlicher Besorgnis gegenüberstanden,
glaube ich, daß wir uns bernhigen dürfen.
Durch besondere Verordnungen sind jetzt die
Rechte und der Besitz der Eingeborenen hin-
länglich gesichert und geschützt.
Welche Entlastung der Eingeborenen ist
beispielsweise durch die Bahn zu erwarten hin-
sichtlich der Trägerdienste, zu denen sie jetzt in