W 168 20
Die Norddeutsche und die Breklumer Mission
erhielten von zwei Hamburger Großkaufleuten
eine hochherzige Stiftung in Gestalt des am
28. Oktober zu Othmarschen bei Altona ein-
geweihten Missionsheims. Es ist für die
Kinder der Missionare bestimmt, die aus klima-
tischen und anderen Rücksichten während der
Schulzeit nicht bei ihren Eltern auf dem Missions-
selde bleiben können. Die Leitung der Anstalt
liegt in den Händen des P. Bahnsen, des bis-
herigen Missionsinspektors von Breklum.
Die Gründung eines deutschen Instituts
für ärztliche Mission wurde am 15. November
1906 in Frankfurt a. M. von einer zu diesem
Zweck einberufenen Versammlung beschlossen. Es
soll der Anusbildung von Missionsärzten und zu-
gleich der medizinischen Schulung von Missionaren
dienen, auch soll dem Institut die Aufgabe zu-
gewiesen werden, tropenkranken Missionaren, Be-
amten, Kaufleuten usw. Rat und Pflege zu geben.
Als Sitz der Anstalt, deren Gründung vom
Stuttgarter Verein für ärztliche Mission ausgeht,
ist die Universitätsstadt Tübingen gewählt worden.
Der Bauplatz wurde von einem Freunde der
Sache geschenkt; für den Bau selbst sind bereits
50 000 Mark gesammelt. Man hofft das In-
stitut im Jahr 1908 eröffnen zu können.
In Deutsch-Ostafrika wurde mit der Wieder-
herstellung der durch den Aufstand zerstörten
Missionsniederlassungen begonnen. Die Berliner
Missionsgesellschaft ließ durch ihren Missionar
Neuberg die Station Milow wieder aufbauen.
Auch in Jakobi wurde die Arbeit wieder auf-
genommen. Ebenso erhebt sich das der Universi-
tätenmission gehörige Massassi aus den Trümmern.
Sämtliche Missionare sind dahin zurückgekehrt mit
Ausnahme von zwei Schwestern, die noch auf
die Wiederherstellung ihres Wohnhauses warten.
Obwohl man noch keine Kirche wieder zur Ver-
fügung hatte, wurde doch der Bartholomäustag
in üblicher Weise festlich begangen; dabei ließen
sich 120 Eingeborene taufen, 101 Neulinge traten
in den Taufunterricht ein, und 789 Personen
feierten das Abendmahl. In andern Teilen des
Schutzgebiets wurden neue Stationen angelegt.
So von der Leipziger Mission in Mwika am
Kilimandscharo. Ihr Missionar Stammberg
siedelte am 16. November von Mamba dahin
über, freudig begrüßt von einer großen Volks-
menge, unter der sich auch die Häuptlinge von
Msae und Kondeny, sowie RNdemasi, der frühere
Mwika-Häuptling, befanden. Die Mission der
Brüdergemeinde beauftragte ihren Missionar
A. Kruppa mit der Anlegung einer neuen Station
Ileya (Nyassa-Gebiet). Ihr Präses in Unyam-
wesi hat seinen Sitz nach Sykonge verlegt.
In Kamerun starb die zur Mission der deutschen
Baptisten gehörige Lehrerin Frieda Lutz in Bona-
muti (Duala). Sie ist das zehnte Opfer, das
diese kleine Mission dem gefährlichen Klima von
Kamerun hat bringen müssen.
Unter dem Erdbeben in Kaiser
land hat die Neu-Dettelsauer
zu leiden gehabt.
In Neupommern erhielt die Methodisten-
Mission Verstärkung ihrer Arbeitskräfte durch den
Pastor H. P. Wenzel (bisher in Wien) und die
Lehrerin Fräulein Gill. Die Methodisten-Mission
macht auf Neu-Mecklenburg jetzt schnelle Fort-
schritte. Ihre Mitgliederzahl hat im Laura-
Distrikt das erste Tausend überschritten.
Wilhelms-
Mission erheblich
Aus fremden Kolonien und Drodutionsgebieten.
Eine Reise nach Ceylon, Indien und Birma)
Originalbericht von D. Sandmann-Berlin.
* Sowohl die Tages= wie die Fachpresse haben,
seitdem deutsche Kolonien bestehen, sich vielfach
dahin geäußert, daß diese Kolonien und besonders
die dort angelegten Plantagen keine Erträgnisse
für das Mutterland abwerfen würden. Jahrelang
*) Wir verössentlichen den nachfolgenden interessanten
Originalbericht im „Kolonial-Blatt“, trotzdem er scheinbar
außerhalb des Nahmens unseres Stoffgebiets fällt; denn
der Bericht enthält vielfach wertvolle Hinweise auf die
wirtschaftlichen Verhältnisse in unseren eigenen Schutz-
gebieten. Um die Einheitlichkeit der Darstellung nicht
allzusehr zu durchbrechen, haben wir auch Stellen passieren
lassen, mit deren Inhalt wir uns nicht zu identifizieren
vermögen.
wurde diese Frage immer wieder erörtert, und ich
wurde dadurch, wie aus Interesse für das Ge-
deihen unserer Kolonien veranlaßt, den Versuch
zu machen, mir durch persönlichen Besuch fremder
und deutscher überseeischer Plantagengebiete ein
eigenes Urteil zu bilden. Als Nationen, die Er-
fahrungen und Erfolge auf dem Gebiete der Kolo-
nisation haben, sind zweifellos die Engländer,
Holländer und Franzosen anzusehen. Deren Kolo-
nien und Plantagen zu sehen, mußte meine erste
Aufgabe sein, um später, nachdem ich mir Kennt-
nisse auf diesem Gebiete verschafft hätte, beim
Besuch unserer deutschen Kolonien beurteilen zu
können, welche Bedingungen und Maßnahmen aus
jenen Vorbildern für uns nützlich zu verwenden