Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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pro Acre 200 Bäume Platz finden. Bei dieser 
Pflanzung und regelrechter Entwicklung ist zu 
erwarten, daß die Kronen der Bäume sich nach 
sechs Jahren berühren. Man findet aber auch 
die Ansicht verbreitet, daß engeres Pflanzen sich 
lohnend erweisen kann, wenn man nach einiger 
Entwicklung der Pflanzung diese auslichtet, indem 
man die zuviel gepflanzten Bäume totzapft, 
d. h. diesen Bäumen so viele Schnitte beibringt, 
daß sie allen Milchsaft verlieren und absterben. 
Der Ertrag des dadurch gewonnenen Gummi 
wird als mehr wie reichliche Deckung der auf- 
gewendeten Kosten und Arbeit angesehen. Als 
Grund für die engere Pflanzung wird auch ins 
Feld geführt, daß der engere Bestand durch 
seinen Schatten den Boden feuchter erhält und 
so zu schnellerer Entwicklung beiträgt. 
Anderseits ist aber auch nicht zu verkennen, 
daß bei engen Pflanzungen die Bäume sehr in 
die Höhe schießen, ohne einen genügend dicken 
Stamm zu bilden; gerade ein solcher ist aber 
für die spätere Zapfung von allergrößter Be- 
dentung. 
Die Hevea wächst verhältnismäßig sehr schnell. 
Ich sah auf der Plantage Greenwood, etwa 
zweitausend Fuß über Meereshöhe gelegen, andert- 
halb Jahre alte Bämne von 4 m Höhe und 5 ecm 
Durchmesser (einen halben Meter über dem Boden 
gemessen). An anderen Stellen fand ich 3 drei- 
jährige Bäume von 6 bis 10 m Höhe und — 
je nachdem sie enger oder weiter voneinander 
standen — von 7 bis 121, cm Stammdurch- 
messer (1 m über dem Boden gemessen), dann 
auch solche von sechs Jahren mit einem Stamm- 
durchmesser von 15 bis 18 cm und etwa 18 m 
Oöhe. Auf der Plantage Passara Group (etwa 
3000 Fuß über Mcereshöhe) stehen sieben Jahre 
alte Bänme von durchschnittlich 15 em Durch- 
messer und etwa 20 m Höhe. Die stärksten 
Stämme traf ich in der Versuchsstation Henarat- 
goda; sie waren etwa dreißig Jahre alt, einige 
Meter hoch und hatten einen Durchmesser von 
etwa 94 cm.“) 
Besonders interessant ist die Beobachtung, 
daß durch die Bildung von Zweigen in nicht zu 
großer Höhe vom Boden weg eine stärkere Ent- 
wicklung des Stammes hervorgerufen wird. Diese 
Differenz beträgt oft bis zu 25 Prozent. Da für 
die spätere Zapfung ein größerer Flächengehalt 
des unteren Stammes von Wert ist, hat man 
versucht, durch Ausbrechen der Kronen bei zwei- 
jährigen Bäumen eine stärkere Astbildung zu be- 
sördern. Die Bildung stärkerer Aste führt aber 
natürlich zu einer weiteren Ausbreitung der 
Baumkronen, und dann ist eine weitere Entfer- 
*) Siehe Abbildung 3. 
  
nung zwischen den einzelnen Bäumen durchaus 
notwendig. 
Die Erfahrungen in bezug auf dic beste 
Bewirtschaftung und Pflege einer Kantschuk- 
plantage sind noch nicht abgeschlossen. Bei der 
verhältnismäßig kurzen Zeit, in der 
Gelegenheit hatte, diese Plantagen zu beob- 
achten, ist die Frage noch vollständig in der 
Entwicklung begriffen. Dies trifft sowohl auf 
die physiologischen Eigenschaften der Hevea 
brasiliensis selbst, auf die ganze Behand- 
lung des Baumes und des Milchsaftes, wie auf 
die Bereitung des Gummis zu. Man nimmt 
an, daß der Milchsaft in den Kanälen der Rinde 
um so reichlicher aufsteigt, je größer die Blätter- 
fläche ist, welche sich dem Einflusse der Atmo- 
sphäre darbietet. 
Man vermutet, daß der Milchsaft nicht zur 
Ernährung des Baumes im engsten Sinne notwen- 
dig ist, sondern daß er nur zur Rindenbildung 
dient. Von anderer Seite wird aber auch be- 
hauptet, daß der Milchsaft eine Nahrungsreserve 
darstelle, welche aus einer Zeitperiode mit großer 
Feuchtigkeit in eine Periode mit großer Dürre 
hinübergenommen wird, um dem Baum über 
die letztere hinwegzuhelfen. Man will den Be- 
weis hierfür durch die Feststellung erbringen, 
daß die Gummipflanzen zwar auch in sehr trocke- 
nen Gegenden wachsen, daß sie aber dort nicht 
genügend Milch aufspeichern, um mit Erfolg ge- 
zapft werden zu können. Mag nun die große 
Anzahl der Blätter oder die durch die starken 
Aste vorhandene größere Rindenfläche den Baum 
zu größerer Produktivität anreizen, jedenfalls ist 
mit der Tatsache zu rechnen, daß ein Baum mit 
größerer Krone und stärkerem Stamm in der- 
selben Plantage bei gleicher Feuchtigkeit auch 
eine größere Quantität Milch liefert. Weiter ist 
die Beobachtung gemacht worden, daß der Milch-= 
saft, der aus den unteren Teilen des Stammes, 
etwa bis zwei Meter Höhe, gewonnen wird, einen 
höheren Gehalt an Kautschuk und einen gerin- 
geren Gehalt an Zucker, Eiweiß und Pektinstoffen 
enthält, wie der Milchsaft, der aus den höher 
gelegenen Teilen des Stammes oder aus den 
Zweigen gezapft wird.?) Dieselbe Verschiedenheit 
des Milchsaftes ist auch bei Bäumen von ver- 
schiedenem Alter zu konstatieren. Altere Bäume 
haben einen Milchsaft mit höherem Kautschuk- 
gehalt. 
Die Frage, in welcher Weise dieser Milchsaft 
am vorteilhaftesten dem Baume entzogen werden 
kann, ist eine viel umstrittene. Um der Hevea 
den Milchsaft zu entziehen, werden Einschnitte in 
die Rinde gemacht, und der ausfließende Milch- 
man 
*) Siehe Abbildung 4.
	        
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