Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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von Fluorwasserstoffsäure vornimmt, so wird nicht 
allein eine Reinvergärung in gewünschter Weise 
eintreten, sondern es wird auch die Eigenschaft 
der Fluorwasserstofssänre, Fäulniskeime zu töten, 
dazu ausgenützt, die Gummimasse sowohl innerlich, 
wie an der Oberfläche von jenen Keimen zu be- 
freien. Weiter wird aber durch die sauren 
Eigenschaften der Fluorwasserstoffsäure, sowie 
durch den infolge der Vergärung des Zuckers 
entstandenen Alkoholgehalt die Koagulierung des 
Kautschuk in der Milch eintreten und man erhält 
eine keimfreie, sozusagen sterile Gummimasse. 
Selbst wenn diese nicht vollständig trocken ist, kann 
man sie auf weite Strecken versenden, ohne durch 
Umwandlung des Kautschuf in Klebegummi 
Schaden zu leiden. Dieses von mir zum Patent 
angemeldete Verfahren ist zwar noch nicht in 
größerem Umfange erprobt, aber ich glaube, daß 
damit ein Fortschritt auf diesem Gebiete erreicht 
werden kann. 
Der Ertrag der lIlevea hrasiliensis, der im 
sechsten Jahre, wie bemerkt, auf etwa 1½ Pfund 
trockenen Gummi anzunehmen ist, steigert sich 
natürlich mit jedem weiteren Jahre. Es existie- 
ren Bäume, die bis zu 24 Pfund Gummi per 
Jahr liefern. Solche Exemplare sind jedoch bis 
jetzt nur vereinzelt zu finden. Es ist noch nicht 
bekannt, welche Grundlagen und Einwirkungen 
notwendig sind, um so hohe Erträge hervorzu- 
bringen. Möglich, daß besondere Zusammen- 
setzung des Bodens, geeiguete Feuchtigkeit usw. 
derartige Erträge begünstigen, aber der Grund 
kann auch in der Behandlung liegen. Man hat 
auch bereits versucht, den Einfluß der Düngung zu 
beobachten, abschließende Resultate sind auch hier 
noch nicht erreicht. Als Durchschnittsertrag kann 
jedenfalls diese hohe Summe zur Zeit nicht ange- 
nommen werden. 
Auf der Galboda-Plantage (2000 bis 3000 
Fuß hoch), die eine große Anzahl etwa zehn 
Jahre alter Bäume in regelmäßiger Zapfung 
aufweist, konnte ich als Durchschnittsertrag 2 
Pfund Gummi für den Baum feststellen; dort 
wird zum Teil der V-Schnitt und zum Teil der 
Grätenschnitt angewandt. Andere Pflanzer hatten 
aber auch 5 Pfund Gummi als Durchschnittsertrag 
bei zehnjähriger Pflanzung. Diese große Diffe- 
reuz ist vielleicht mit der Lage der Plantage, 
auch mit der verschiedenen Art des Schnittes, 
oder mit den verschiedenen Perioden, in denen 
der Schnitt wiederholt wird, zu erklären. Es 
kommt aber auch darauf an, seit wie langer 
Zeit die Bäume an das Zapfen gewöhnt wurden. 
Außerdem kann der Feuchtigkeitsgehalt der Luft 
oder des Bodens von Einfluß auf diesen ver- 
schiedenen Ertrag sein. 
  
Aber selbst wenn man auch die kleinsten Er- 
träge als Grundlage für die Rentabilität einer 
Kautschuk-Plantage einstellt, so bildet dieser Kolo- 
nialwirtschaftszweig unter den heutigen Verhält- 
nissen doch eine so außerordentlich gute Kapitals- 
anlage, daß schon daraus die stannenswerte 
Bergrößerung des in den letzten Jahren zum 
Gummibau herangezogenen Areals ihre ganz 
natürliche Erklärung findet. Eine weitere Aus- 
dehnung des Gummibanes ist solange sicher zu 
erwarten, als noch eine, wenn auch geringerc, 
Rentabilität gesichert und geeignetes Terrain vor- 
handen ist. Auf Ceylon, wo erst etwa ein Sechstel 
der ganzen Fläche unter Kultur steht, sind sicher 
noch mehrere 100000 Acres Dschungeln und 
früheres Kaffeeland zur Verfügung. Von den 
vielen Berechnungen, die ich mit Pflanzern über 
die Rentabilität einer Kantschukplantage angestellt 
habe, möchte ich nachstehend eine aus Durch- 
schnittszahlen zusammengestellte geben. Und zwar 
soll diese Berechnung die Aufwendung der Kosten 
für 300 Acres von Beginn bis zum ersten Ertrage 
umfassen. Der Preis eines Acre (4000 am) ist 
je nach Lage und Qualität des Bodens auf 
Ceylon 15 bis 100 Rupien. 
Erstes Jahr. 
300 Acres Dschungelland à 50 
Rupien 
Fällen der Dschungeln, Abbrennen 
und Vorbereiten des Bodens für 
die Pflanzung inkl. Gräben per 
Acre 20 Rupiin 
Pflanzung per Acre mit 200 
Bäumen gleich 80 000 Pflau- 
zen inkl. Nachpflanzung, Samen 
5 Rupien per 1000 Stück, gleich 
100 Rupien, sowie Kosten für 
die Erhaltung der Pflanzschule 
inkl. Weidenkörbchen bis zur 
Auspflanzung 1100 Rupien, 
äzusamen 
Auspflanzen in die Plantage inkl. 
Löchermachen und Wildschutz 
um je 200 Bäume à 10 Rupien 
per Nrer 
Reinigen von Unkrant p. Aere im 
Jahr à 15 Rupin 
Gebände für Inspektor 
Wegeanlage und Einzännung 
Gehalt für den Inspektor 
Wohnungen für Coolies und di- 
verse Unkosten 
15000 Rupien 
6000 
3000 
1500 
2000 
3000 
2000 
2000 - 
39 000 Rupien
	        
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