Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Kultur auch auf dem trockenen Boden des Misa- 
höhebezirkes schöne Früchte zu erzielen sind. Der 
Kakao der Agupflanzung konnte als erstklassig be- 
zeichnet werden. 
Unter den von Eingeborenen ausgestellten 
Proben finden sich verschiedene minderwertige, die 
außen eine graue, innen fast violette Farbe 
zeigten; es scheint, als ob dieser Kakao weniger 
als vier Tage fermentiert war, einige Proben 
waren gar nicht fermentiert; weiterhin zeigten 
die Ausstellungen von Kete-Kratschi und der Ver- 
suchspflanzung Misahöhe schöne Erfolge, wenn sie 
auch hinter den Leistungen der Agupflanzung 
zurückblieben. 
Es wird von Wichtigkeit sein, durch Be- 
lehrung der Eingeborenen auf den Wert aus- 
reichenden Fermentierens hinzuweisen; vor allem 
kommt es darauf an, lange zu fermentieren und 
den Fermentierungsprozeß stets nur an größeren 
Quantitäten äugleich vorzunehmen. 
Kolafrüchte und Nüsse waren von Misahöhe, 
Kete-Kratschi und Kpandu geschickt. Die Nüsse 
hatten meist eine leuchtend karminrote Farbe und 
waren durchweg frisch und gut erhalten. 
Von Korpsstabsapotheker a. D. Bernegau- 
Berlin waren Kolapräparate ausgestellt, die sehr 
zweckmäßig erscheinen. Es waren Kolaextrakt, 
Kolakakaoessenz, Kolatabletten. Diese Kolapräparate 
ormöglichen es, sich der anregenden Wirkung der 
Kolanüsse jederzeit zu bedienen, ohne auf die Zu- 
fuhr frischer Kolanüsse angewiesen zu sein. Be- 
sonders bemerkenswert erscheint die den Präpa- 
raten nachgerühmte Verwendbarkeit als Geschmacks- 
verbesserungsmittel bei Milchkuren. Erfahrungs- 
gemäß tritt bei letzteren mit der Zeit ein manchmal 
wwnberwindlicher Abschen gegen die Milch ein, 
Ges chtrcos Mittel, das zur Verbesserung ihres 
ie Kolakse henen kann, ist daher hochwillkommen. 
sonders orrtat scheinen hierzu deshalb be- 
6 „ da ihr Reiz nicht mit der Zeit 
versagt und un i . 
günstige Nebenwirkungen auf den 
Verdauungsapparat nicht beobachtet werd 
Besonders handlich und bequem ersch ben. die 
Kolatabletten; sie lassen sich leicht edne 9 50 
apotheke einfügen. jeder Reise— 
Ein weiterer wichtiger Ausstellungsaegen 
Bernegaus ist das bereits eraggegenstan 
Simarubaertrakt (Extractum Simarube flul- 
dum Togo). Durch dasselbe erfährt unser Arznei- 
schatz eine wertvolle Bereicherung. Es ist ein 
Präparat aus einer in Togo wachsenden Simarn= 
bacee. Die Simarnba ist als günstiges Heilmittel 
bei Dysenterie bekannt. Gegenüber der bisher 
gern geübten Methode, im Gebrauchsfalle mittels 
Rotweins einen Simarnbaauszug im Laufe von 
24 Stunden herzustellen, hat dieser Extrakt den 
Vorzug, daß er stets in der Apotheke fertig zur 
  
Hand ist, und daß die Dosierung eine gleich- 
mäßigere ist, somit die Wirkung genau überwacht 
werden kann. 
Es steht zu erwarten, daß in dem Togo- 
Simarubaextrakt oder im Rohprodukt bei der er- 
heblichen Verbreitung der Dysenterie in tropischen 
Ländern und in Europa ein wichtiger und ge- 
winnbringender Ausfuhrartikel entstehen kann. 
Das derzeitige Präparat war von gelblichbrauner 
Farbe und schien bei längerem Stehen einen ge- 
ringen Niederschlag abzusetzen; es war in hand- 
lichen Flaschen von ungefähr 150 cem abgefüllt. 
Tabak schickte vor allem Mangn, ferner 
Sokode und Kete-Kratschi. Er war für den Ge- 
brauch der Eingeborenen hergerichtet, zum größten 
Teil in gepreßtem Zustande; er war trocken und 
fest, von dunkler Farbe. 
Riginussamen stellte der Bezirk Misahöhe 
aus. Die Samen waren glänzend und rein ge- 
zeichnet. In ihrer Größe blieben sie indes hinter 
in Europa offizinell gebrauchtem Rizinussamen 
zurück. 
Besondere Erwähnung verdienen die Stro- 
phantussendungen aus Mangu: es waren 
Schoten und Samen vorhanden. Dieses schwere 
Herzgift und wichtige Heilmittel dürfte vielleicht 
einst in Togo den Rang eines gesuchten Aus- 
fuhrartikels gewinnen. 
Von Arzneipflanzen, die die Eingeborenen 
gern verwenden, fanden sich einige ausgestellt. 
Über ihren Wert hier zu urteilen wäre voreilig. 
Es waren Pflanzen und Samen, die als Abführ- 
mittel, als Mittel gegen Durchfälle und gegen 
Geschlechtsleiden in gutem Rufe stehen. Hier 
verdient das von der Station Atakpame aus- 
gestellte Rezept gegen Lepra erwähnt zu werden: 
es stammt von einem alten Eingeborenen und 
wird als wirksam gerühmt. Die Darreichung 
setzt sich aus einer ganzen Reihe von Maßnahmen, 
innerlichen und äußerlichen, zusammen. Bei der 
Hoffnungslosigkeit unserer heutigen Therapie der 
Lepra muß jedes neue Mittel willkommen sein 
und geprüft werden. Es gebührt daher dem 
Bezirksleiter von Atakpame besonderer Dank, daß 
er das Rezept ausstellte und durch Beigabe aller 
notwendigen Pflanzenpräparate trefflich illustrierte. 
Im Lepraheim zu Bagida könnte man viel- 
leicht Versuche mit diesem Mittel machen, um 
ein Urteil über seinen Wert oder Unwert zu ge- 
winnen. 
Die Beschickung mit Zimmt und mit Zucker- 
rohr aus Misahöhe, Atakvame und Sokode war 
nur gering und ermöglicht keinen Vergleich oder 
UÜberblick. " 
Die Gesamtzahl der Aussteller der Gruppe 
betrug 168.
	        
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