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zahlreichen Wurzeln besetzt. Trotzdem hielten
Maschine und Pflug sich tadellos. Wie die
„Deutsch-Ostafrikanische Zeitung“ in ihrer Nr. 5
aus Daressalam berichtet, wird in kurzer Zeit
ein zweiter Dampfpflug von der Firma Cangos &
Norre bei Sadani in Betrieb gesetzt werden.
Nächst dem Hinterlande von Saadani scheint
sich auch das von der Usambara-Bahn er-
schlossene Gebiet, soweit es westlich von Mombo
liegt, für Baumwollbau zu eignen, besonders
deshalb, weil dort voraussichtlich eine künstliche
Bewässerung möglich ist.
Im Hinblick auf die großen Unternehmungen,
die zur Zeit im Viktoriasee-Gebiet im Gange
sind, hat ein Bericht des Kommissars des Ko-
mitees, John Booth, vom 8. Juni 1906 be-
sonderes Interesse:
„Die Tonböden erinnern an die des ägpptischen
Deltas: ich sollte meinen, daß sie bei kräftiger Kultur
umstande sind, gerade ägyptische Baumwolle in großer
Vollkommenheit zu tragen. Das Klima ist ge-
schlossen in der Regenzeit und heiß in den
Erutemonaten, wie das Produkt das gerne hat.
Die Böden machen nur zum kleinsten Teil den Ein-
druck, als wenn sie die der Baumwolle schädliche
OQumussäure enthielten; meist sind sie vollkommen ge-
sund, wie der gute Graswuchs beweist. Diese Böden
liegen in einer Ausdehnung, die eine sehr große
Baumwollkultur zuläßt. Ich schätze die Ausdeh-
nung des Landes, das sich mehr oder weniger für
Baumwolle eignen möchte, südlich des Mwame, ein-
schließlich der Mbalasteppe., wenn letztere sich entwässern
ließe, auf 750 bis 1000 englische Jnadratmeilen.
d. i. 2000 bis 2500 ukm oder 200 000 bis 250 000 hu.
Lierzu kommen die Nera-, Usmao= und andere
Ussukumaböden (Nassa. Magalla usw.). Gelingt ers,
die Rentabilität dieser Gegenden zu beweisen, so
blühr unserer Kolonie eine große Zukunft:
mun öähnliche Steppen= und Halbsteppenlagen haben
We auch anderowo in großer Audsdehnung, allerdings
zt in unmitrelbarer Nähe der Indischen Ozean-Küste.“
m. von Baumwolle aus dem Viktoria-
erme ebiet wird durch die englische Ugandabahn
möglicht. Neuerdings ist ein deutsches Trans-
vortunternehmen gegründet, das im Anschluß
an. die bestehenden englischen Dampfer eine
ehere Verbindung auch der kleinen Küstenplätze
M#n Sees mit dem Endpunkte der Bahn sich zur
ufgabe gestellt hat.
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tol Für die weitere Entwicklung der dentsch-
10 onuialen Baumwoll-Unternehmungen
hacht das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee in
Wnn- daß durch. die bisher geleisteten Vor-
n eiten die Unterlagen geschaffen sind, in be-
#immten, dem Verkehr bereits erschlossenen Ge-
neten mit Erwerbsunternehmungen vorzugehen,
satte Gebiete im Junern dagegen noch der Er-
schließung für den Baumwollbau harren, folgende
bläge:
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1. Gründung eigener Baumwollplan—
tagen von Textilfirmen für den
eigenen Bedarf ihrer Fabriken. Bei-
spiele:
Leipziger Baumwollspinnerei, Aktiengesell-
schaft Leipzig-Lindenau, 60 000 ha, Heinrich
Otto, Reichenbach i. Württ., 20 000 ha.
Gründung einer deutschen Baumwoll-
Gesellschaft (Erwerbs-Gesellschaft)
durch Interessenten der Textilindustrie
und koloniale Interessenten mit dem
Zweck:
Erwerb und Verwertung von Baumwoll=
land, Betrieb eigener Baumwollplantagen,
Entkernereien, Baumwollsaat-Olpressen oder
Beteiligung an solchen Unternehmungen;
Ankauf und Verkauf von Baumwolle, Kredit-
gewährung, Erntebevorschussung und finan-
zielle Unterstützung von Unternehmungen,
welche das koloniale Baumwollgeschäft zu
fördern geeignet sind.
3. Fortführung der gemeinnützigen Ar-
beiten des Kolonial-Wirtschaftlichen
Komitees, insbesondere:
Einführung des Baumwollbaues im
Innern der ost= und westafrikanischen Kolo-
nien und im Norden Deutsch-Südwestafrikas;
Betrieb von Baumwollschulen und Versuchs-
plantagen wie Sadani, Pangani und Nuatschä,
Eingreifen beim Auftreten von Schädlingen,
wie durch die pflangenpathologische Expedition
nach Westafrika Förderung der Bekämpfung
der Tsetsekrankheit und anderer Viehseuchen;
wirtschaftliche und technische Erkundungen
von Eisenbahnen nach dem Beispiel der
Togo= und ostafrikanischen Eisenbahnerkun-
dungen; fortgesetzte Förderung der Baum-
woll= Eingeborenenkultur und enropäischen
Kleinkultur und Mitarbeit bei Vorbereitung
und Einrichtung der eunropäischen Groß-
kultur.
Zur Fortführung seiner Arbeiten sollen dem
Komitee Beihilfen geleistet werden seitens der
Regierung und seitens der Textilindustrie in der
Weise, daß diese einen jährlichen Beitrag leistet,
welcher einem bestimmten Prozentsatz des Jahres-
beitrages der Industrie zur Berufsgenossenschaft
entspricht (nach dem Beispiel der Kautschuk-
industrie).
Der Baumwollbau in den Schutzgebieten, so
heißt es zum Schluß des Berichts, verdient die
dauernde Förderung der Regierung, der Industrie
und der kolonialen Kreise und das Interesse des
ganzen deutschen Volkes.
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