W 340 2c
entfernt sitzen konnte, ohne von Mpepo und seinen
Leuten irgendwie gestört zu werden.
Es war zu befürchten, daß Schabruma, der
bei der hervorragenden Nachrichtenübermittlung
der Ausständischen auch über die kleinsten Truppen-
verschiebungen unterrichtet ist, durch die Truppen-=
ansammlungen an den Grenzen Mgendes ver-
anlaßt werden würde, der ihm drohenden Ein-
schließung durch den Abmarsch nach Süden oder
Westen zu entgehen.
Ich besetzte daher den Likuyn-Posten mit zwei
Europäern uund 50 Hinterladern unter Ober-
leutnant Hudemann, den ich anwies, in der Linie
Mbarangandu-Posten— Mündung des Likuyn in
den Luwegu einen Durchbruch der Ausständischen
zu verhindern. Leutnant v. Blumenthal erhielt
Befehl, seine Stellung am Mkupehi aufzugeben
und nach Kitanda zu kommen. Ich wollte dort
seine Abteilung neu formieren und dazu ver-
wenden, den Luwegu von der Horobo= bis zur
Lirondomündung gegen einen Durchbruch des
Gegners nach Westen zu sperren.
Um Schabruma den etwa beabsichtigten Ab-
marsch nach Westen noch mehr zu erschweren,
machte ich den Marsch von Gumbiro nach Kitanda
in zwei Kolonnen. Ich selbst marschierte auf der
direkten Straße und sandte Leutnant v. Lindeiner
auf einem nördlichen Wege über Mtumbikaya,
Majimahn und Homera.
Am 6. Mai traf ich in Kitanda ein, zur selben
Zeit mit dem aus Mgende kommenden Leutnant
v. Blumenthal. Die Ankunft des Leutnants
v. Lindeiner erfolgte erst am 9. Mai. Es war
ihm geglückt, das Lager des Fundi Mrefu, des
Anführers der Elefantenjäger Schabrumas, zu
überfallen und den Ausständischen Verluste bei-
zubringen.
In Kitanda wollte ich das beabsichtigte Vor-
gehen gegen die Landschaft Mgende einleiten.
Da die Aufständischen es in meisterhafter Weise
verstehen, dem einseitigen Vorgehen von zwei
oder drei Abteilungen auszuweichen, ohne neunens-
werte Verluste zu erleiden (das Abbrennen ihrer
Ortschaften hat für sie nicht die Bedeutung von
solchen), beschloß ich, verschiedene Abteilungen
gleichzeitig von Norden, Osten, Süden und Westen
den Vormarsch nach Mgende antreten zu lassen.
Das gemeinsame Marschziel aller Abteilungen
sollte die Ortschaft Mpondas, des mächtigsten
Mgende-Jumben, sein.
Es liegt in der schlechten Wegsamkeit des hier
in Betracht kommenden Landes und in der
mangelnden Nachrichtenübermittlung, die einzig
Fußgängerpatronillen besorgen, begründet, daß
der Führer einer größeren Unternehmung den
Einfluß auf eine Abteilung, die zu einem be-
stimmten Zweck eingesetzt und abgerückt ist, für
die Dauer der Erledigung ihrer Aufgabe verliert.
Will er sich seinen Einfluß auf diese Abteilung
auch für die Dauer ihrer Einzelunternehmung
sichern, so muß er ihr bestimmte Punkte angeben,
die sie zu einer gewissen Zeit zwecks Entgegen-
nahme von Nachrichten und Instruktionen zu er-
reichen hat. Besonders notwendig wird diese
Maßnahme, wenn mehrere Abteilungen neben-
einander gegen das gleiche Ziel operieren.
Aus diesen Erwägungen heraus war die
Unternehmung gegen Upangwa angelegt, und
ich wollte jetzt das Vorgehen gegen Mgende ein-
leiten.
Zum gleichzeitigen Einmarsch von Norden,
Osten, Süden und Westen war ich zu schwach,
auch operierten in den nördlich und östlich
Mgendes gelegenen Landschaften andere Detache-
ments, auf deren Mitwirkung ich rechnen zu
können glaubte.
Von der 14. Feldkompagnie hatte ich Nach-
richt erhalten, daß die Gebiete an der Karawanen-
straße Kilwa— Ssongea bis zum Mbarangandn
von Aufständischen gesäubert wären, auf die Teil-
nahme dieser Kompagnie glaubte ich also bestimmt
rechnen zu können. Aus dem Mahenge-Bezirk
dagegen hatte ich seit dem Februar nichts mehr
gehört, nahm aber an, daß auch dort die
Operationen weit genng gediehen seien, um einen
Teil der 12. Feldkompagnie und der Abteilung
Seyboltstorff abkömmlich zu machen. Mit der
14. Feldkompagnie und den Truppenführern in
Mahenge wollte ich mich in Verbindung setzen,
um die Landschaft Mgende bis zu einem be-
stimmten Zeitpunkt einzuschließen und dann den
gleichzeitigen Vormarsch zu beginnen. Auf diesem
Vormarsch sollten die Abteilungen zur selben Zeit
bestimmte Punkte erreichen und dort einige Tage
stehen bleiben, um mit den Nachbarabteilungen
die Verbindung herstellen und etwa eingetretene
Friktionen beseitigen zu können. Hierdurch er-
schien mir ein übereinstimmendes Handeln aller
Abteilungen während der ganzen Unternehmung
gesichert.
Der Beginn der Unternehmung hing ab von
dem Zeitpunkt, zu dem der unter Oberlentnant
v. der Marwitz zum Rovuma gesandte Teil der
13. Feldkompagnie bei Ngeregere an der Straße
Liwale—Ssongea bereitstehen konnte. Erst wenn
ich diesen Zeitpunkt erfuhr, war ich imstande, der
14. Feldkompagnie in Donde und den im Mahenge-
Bezirk operierenden Truppenführern meine Ab-
sichten mitzuteilen. Mit dem endgültigen Vor-
marsch der Abteilungen des mir unterstellten Ex-
peditionskorps mußte ich dann so lange warten,
als die aus Donde und Mahenge kommenden
Truppen zum Marsch in die ihnen zugedachten
Stellungen gebrauchten.