Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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So lagen die Verhältnisse, als der Chef der 
Verwaltung Anfang Januar 1905 vor Bokamo- 
nene eintraf. Eine Stunde vom Dorfe erwarteten 
ihn etwa 200 kampfbereite Krieger am Haupt- 
wege. Es war durch Zufall gelungen, unterwegs 
einen angesehenen Bokamonenemann festzunehmen. 
Dieser redete den Leuten noch einmal Vernunft 
ein und veranlaßte sie zum Zurückgehen in das 
rf. 
Hauptmann Scheunemann ließ nichts unver- 
sucht, um die Leute auf friedlichem Wege zu ge- 
winnen. Er rückte in den Ort und setzte ihnen 
in einer zweistündigen Volksversammlung das 
Nötige auseinander. Anwesend waren nur 
Krieger, sämtlich schwer bewaffnet. Die Häupt- 
linge ließen sich nicht sehen. Das Benehmen der 
Leute war unglaublich frech. 
Als Mörder des Weißen wurden einstimmig 
die Bangandu bezeichnet. Scheunemann warnte 
die Leute eindringlich, Lügen hierüber zu ver- 
breiten, und setzte ihnen eingehend auseinander, 
daß er unbedingt darauf bestehen müsse, daß die 
Häuptlinge sich auf der Station Molundu ein- 
fänden. Nichtgestellung der Häuptlinge bedeute 
Krieg. 
Darauf marschierte Scheunemann nach Mo- 
lundn. An dem von der Gesellschaft Süd- 
kamerun mit großen Kosten und vielem Geschick 
angelegten Karrenwege waren aus den meisten 
Brücken von Bokamonene die Nägel ausgerissen 
und die Kilometerpfähle zerbrochen, eine uner- 
hörte Frechheit und ein Beweis für die Beur- 
teilung unserer Kulturbestrebungen durch dieses 
Gesindel. 
Von Molundu aus ließ Hauptmann Schenne- 
mann noch mehrere Male Aufforderung an die 
Bokamonenehäuptlinge ergehen, sich zu stellen. 
Die Uberbringer wurden einfach ausgelacht und 
hinausgeworfen. 
Die Bangandus dagegen schickten Botschaft 
auf Botschaft und arbeiteten fleißig am Wege. 
Diese Tatsachen bestimmten Hauptmann 
Schennemann, nachdem er nunmehr drei Wochen 
vergeblich auf die Bokamonenehäuptlinge ge- 
wartet hatte, zu einem energischen Einschreiten 
gegen dieses Ränbernest. 
Nach reiflicher Uberlegung und Besprechung 
auch mit den über die örtlichen Verhältnisse 
orientierten Kanfleuten in Molundu kam Haupt- 
mann Schennemann zu der lberzeugung, daß, 
wem gegen Bokamonene nichts erfolgte, eine 
ernste Gefahr für Leben und Eigentum der 
Europäcr bei Molundu und selbst für die dortige 
Station dauernd bestehen bliebe. 
Er beschloß daher, Bokamonene anzugreifen. 
Das befestigte Dorf wurde am 4. Februar 1905 
nach erbitterter Gegenwehr mit einem Verlust 
  
von drei Toten und sechs verwundeten Soldaten 
gestürmt. 
Die exemplarische Bestrafung der Mörder des 
Weißen machte einen derartigen Eindruck auf die 
übrige Bevölkerung, daß die Unruhen bei Juka- 
duma (Ndsimn-Unterstamm Bomome) auf völlig 
friedlichem Wege beigelegt werden konnten. 
Die Ermordung des Agenten Kundenreich ist 
aller Wahrscheinlichkeit nach auf einen persönlichen 
Racheakt der Ndsimu zurückzuführen. 
Die feindselige Haltung der Bevölkerung in 
Bomome (IJukaduma) gegen die dort ansässigen 
Faktoristen der Gesellschaft Süd-Kamerun ver- 
dankt ihre Entstehung zum guten Teil einem 
zum mindesten wenig geschickten Verhalten der 
Letzteren. Gegen die Regierung machte sich keine 
Mißstimmung bemerkbar. Die Anordnungen der 
Verwaltung wurden pünktlich befolgt. 
Auch die Stämme der Bangandu und Kuna- 
bembe verhielten sich ruhig. 
Eine große Anzahl der mit der Neuordnung 
der Verhältnisse unzufriedenen Ndsimn hatte sich 
nach Assobam-Allaman am oberen Bumbafluß, 
drei Tagemärsche nordöstlich Lomie, zurückgegogen. 
Die eingehenden Bemühungen der Verwaltung, 
diese einflußreichen Häuptlinge auf friedlichem 
Wege zu gewinnen, blieben erfolglos. 
Den Interessen der Verwaltung wurde dort 
von verschiedenen Firmen stark entgegengearbeitet. 
Assobam kanfte große Mengen von Pulver und 
Gewehren und hielt die Kaufleute nur zu diesem 
Zwecke. Die betreffenden Firmen hatten aus- 
drücklich gebeten, die Verwaltung möge in Rück- 
sicht auf den Handel nicht nach Assobam kommen. 
Von einer Expedition dorthin wurde daher zunächst 
Abstand genommen. 
Die Entwicklung der Dinge war, wie voraus- 
zusehen, die, daß die Kaufleute bereits nach 
einigen Monaten einen fluchtartigen Rückzug von 
Assobam antraten. 
Mit den südlich des Njongflusses wohnenden, 
zahlreichen und als kriegerisch bekannten Makka- 
stämmen hatte die Verwaltung nähere Fühlung 
noch nicht gewinnen können. Es fehlte hierzu 
auch völlig an den nötigen personellen und 
materiellen Mitteln. Obwohl nun jene Stämme 
Fremden gegenüber im allgemeinen eine feind- 
selige Haltung bewiesen, wurde auch ihr Land 
entgegen den wiederholten und eindringlichen 
Warnungen der Regierung von Händlern durch- 
setzt, deren Strom sich Ende 1904 unaufhaltsam 
über das Sanga-Ngokogebiet ergoß. 
Das Gebiet wurde teils mit einem Heer 
von farbigen Händlern und Einkäufern über- 
schwemmt, teils kreuz und quer mit großen 
Warenkarawanen hausierend durchzogen (trade- 
back.)
	        
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