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Plötzlich tauchte auf der Hochfläche etwa
300 Meter links seitwärts in gleicher Höhe eine
Viehherde auf, die von völlig sorglosen Hotten-
totten vorübergetrieben wurde. Die deutsche Ab-
teilung selber war den Blicken des Feindes durch
die dichten Dornbüsche verborgen. Eine Patronille
hatte sich so weit vorgeschlichen, daß sie Einblick
ins Revier gewann. Ringsumher war alles still,
kein Stein rollte. Der Feind schien von der
Anwesenheit deutscher Truppen nichts zu ahnen.
So verging eine erwartungsvolle Viertelstunde,
da kam eine Meldung von der Patronille: „Im
Revier ziehen zahlreiche Hottentotten mit großen
Viehherden zur Tränke.“
Der Zug des Leutnants Kirchheim kroch jetzt
bis zu der Patronille heran, der des Leutnants
v. Detten ging rechts davon gegen den aus-
springenden Winkel des Revierrandes vor. Leut-
nant Pavel verblieb mit seinem Zuge links da-
hinter, einem steilen, aus dem Revier aufsteigenden
Bergklotz gegenüber. Gegen diesen, der die
Stellung der Deutschen überhöhte und flankierte,
mußte unter allen Umständen gesichert werden.
Das Geschütz, seitwärts in Stellung gebracht,
konnte den sichtbar werdenden breiten Revier-
streisen unter Feuer nehmen.
Da fiel auf feindlicher Seite ein Alarmschuß.
Die Bewegungen waren trotz aller Borsicht dem
scharfen Ohr der Hottentotten nicht entgangen.
Nun galt kein Zandern mehr! Leutnant Kirch-
heim mit seinen Schützen eilte den Abhang hin-
unter, feuerte in die durcheinander drängenden
Hottentotten= und Viehhaufen hinein, sprang in
das Revier herab und ging den nach allen Rich-
tungen Auseinanderstiebenden mit dem Bajonett
auf den Leib. Der Zug Detten, der angewiesen
war, oben zu bleiben, eilte an den Rand vor
und nahm unter Feuer, was sich ihm zeigte. Das
Geschütz sandte Schrapnell auf Schrapnell in den
Revierstreifen, auf dem sich in einer Entfernung
von 2000 Metern ein großer Menschen= und
Viehhanfen entlangschob. Auf diesen konnte auch
der Zug Pavel von seiner vorgeschobenen Stellung
aus für einige Zeit ein lebhaftes Feuer richten.
Der Schlag kam so überraschend und erfolgte
so einheitlich, daß der Gegner gar nicht zur Be-
sinnung kam, sondern einzig und allein danach
trachtete, sich in Sicherheit zu bringen. Nur
einzelne Leute setzten sich im Revier hinter Fels-
blöcken und Kaktusstauden zur Wehr, wurden
aber vom Zug Kirchheim schnell vertrieben.
Aus den Nebenschluchten des jenseitigen Re-
vierrandes, die die Hauptmasse des Gegners
bergen mußten, wurde allerdings nach einiger
Zeit der Versuch gemacht, den vorerwähnten Berg-
klotz, dem Zug Pavel gegenüber, zu besetzen. Die
dort zuerst eintreffenden Hottentotten eröffneten
auch sofort ein heftiges Flankenfener auf den im
Revier fechtenden Zug Kirchheim, wobei ein Reiter
am Kopf leicht verwundet wurde. Sobald aber
der Zug Pavel und dann auch das Geschütz ihr
Feuer gegen die feindliche Stellung richteten, er-
griff der Gegner die Flucht. Gegen 1 Uhr
mittags war der letzte Hottentott außer Sicht, das
Vieh, soweit es nicht dem Feuer zum Opfer ge-
fallen war, außer Schußweite. Der Feind zer-
streute sich in nördlicher und nordwestlicher Rich-
tung; er hatte zwischen 20 bis 30 Tote ver-
loren und 35 Reittiere und über 250 Rinder
eingebüßt. Der unter erheblichen Schwierigkeiten
mit großer Umsicht und Energie durchgeführte
Überfall war glänzend gelungen. Nach sechs-
stündigem Rückmarsche, wiederum quer über die
Berge, traf die Abteilung um 7 Uhr abends bei
den Pferden ein. Sie war — das anderthalb-
stündige Gefecht eingeschlossen — 15 Stunden
ohne Rast und Stärkung im schwierigsten Gelände
unterwegs gewesen.
Am 16. Juni früh kehrte Hauptmann v. Erckert
nach Dewenischpütz zurück, wo die Tiere nach
48 Stunden das erste Wasser erhielten. Dem
Befehl, am Feinde zu bleiben, hatte Hauptmann
v. Erckert nicht nachkommen können, da dieser
nach allen Richtungen auseinandergesprengt war
und die Deutschen sich zunächst wieder mit den
zurückgelassenen Pferden vereinigen mußten.
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Inzwischen war Major v. Kamptz mit der
wiedervereinigten Abteilung Siebert (11. Kom-
pagnie, 3. Ersatzkompagnie, halbe 2. Batterie) von
Kais nach Uib gerückt, wo er bereits am 15.
eingetroffen war. In der Vermutung, daß die
Hottentotten, falls sie von der Abteilung Erckert
geworfen würden, wahrscheinlich über Uib zurück-
gehen würden, glaubte er hier zu ihrem Empfange
günstig zu stehen. Auf die Meldung des Haupt-
manns v. Erckert, daß der Feind bei Narus völlig
zersprengt sei, drang Major v. Kamptz am 16.
über Kareb vor, um die Spuren des Feindes
wieder aufzusuchen. Die Abteilung lagerte in
der Nacht zum 17. Juni in der tief eingerissenen
Karebschlucht, rechts und links auf den Höhen
durch Züge unter den Leutnants v. Knobels=
dorff und Chales de Beaulien gesichert, als
der Vizefeldwebel Haßler der 11. Kompagnie
nur einen Kilometer von der deutschen Lagerstätte
entfernt auf steiler Höhe ein Hottentottenlager
meldete. Man war auf den von Hauptmann
v. Erckert geschlagenen Feind gestoßen, der sich
wieder zusammengefunden und bedentende Ver-
stärkungen durch Morengaleute erhalten hatte.
Er verfügte nunmehr über erheblich mehr als
200 Gewehre, war also der deutschen Abteilung,