Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

W 391 
r 
Uachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abvruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
Kamerun. 
Die Unruhen im Südbezirk von Komerun 
1904 bis 1906. 
Bericht des Hauptmanns Scheunemann. 
(Schluß.) 
Von Hauptmann v. Stein am oberen Njong 
trafen über Sebulelume Anfang Juni Nachrichten 
ein, welche vermuten ließen, daß er den Makka 
gegenüber einen schweren Stand hatte. Die 
Wasserstraße des Niong war durch die Auf- 
ständischen gesperrt. Dem Hauptmann v. Stein 
wurde durch Leutnant Königs auf Befehl des 
Gouvernements Munitionsersatz von Lolodorf zu- 
geführt. Dieser traf Mitte August nach schweren 
Kämpfen gegen die Jebekolle und Makka im 
Lager v. Steins ein. 
* Da die Ende Mai von Kam zu erwartende 
Küstenpost nicht eintraf, entsandte Hauptmann 
Scheunemann am 6. Juni den Banausseher 
Vetter mit zweiundzwanzig Mann auf der Niem- 
straße, um Nachrichten zur Küste, koste es was 
es wolle, durchzudrücken und die Verbindung mit 
Kam wiederherzustellen. 
! Vetter erreichte unter schweren Verlusten Kam. 
Dort war der Führer der 5. Kompagnie, Ober- 
leutnant v. Sobbe, eingetroffen, welcher, dem Er- 
suchen Hauptmann Scheunemanns folgend, über 
Ateke—Djahdorf nach Lomie marschierte. Hierher 
hatte Hauptmann Scheunemann inzwischen noch 
cinen Teil der Grenzbesatzung als Verstärkung 
herangezogen. 
Auf Befehl des Kaiserlichen Gouvernements 
übernahm Hauptmann Scheunemann das Kom- 
mando über die nunmehr formierte Südexpe- 
dition, bestehend aus Teilen der 5. Kom- 
pagnie Ebolova und der Polizeiabteilung Sanga- 
Ngoko, sowie aus der von Kribi über Ebolova 
in Marsch gesetzten, nen formierten 9. Expeditions- 
kompagnie (Oberleutnant Bertran). 
Anfang Juli brach Hauptmann Scheunemann 
mit Oberleutnant v. Sobbe und rund hundert 
Soldaten von Lomie auf, um zunächst die Post- 
straße gründlich von den Ausständischen zu säubern. 
Am 24. Juli traf er fast gleichzeitig mit der 
von Kam kommenden 9. Kompagnie in Ateke ein. 
Die Südexpedition war nunmehr in der Stärke 
von acht Weißen und zweihundert Farbigen ver- 
sammelt. 
Hauptmann Scheunemann griff zunächst die 
aufständischen Niem bei Wollo—Tunga—Moenza 
in drei Kolonnen an; der Gegner zog sich nach 
  
Norden zurück. Am 12. August vereinigte er 
die Truppen, abzüglich der zur Besetzung der 
Etappenstraße Lomie—Kam erforderlichen Posten, 
bei Wollo. Die Expedition (9. Kompagnie, 
5. Kompagnie, Polizeiabteilung, acht Europäer, 
hundertachtzig Farbige, zwei Maschinengewehre) 
brach am 18. August 1905 von Wollo in nörd- 
licher Richtung auf dem Njongwege auf. 
In Wollo und Ateke wurden Depots unter 
je einem Europäer (Unteroffizier Kramer 9. Kom- 
pagnie und Polizeimeister Heynemann) zurück- 
gelassen, die Etappenstraße Lomie—Djahposten— 
Diahdorf—Ateke—Moenza—Tunga—Wollo—Kam 
durch farbige Posten der Polizeiabteilung und die 
9. Kompagnie besetzt. 
In Lomie blieben Bauaufseher Vetter mit 
dreißig Mann der Polizeiabteilung, in Kam 
Unteroffizier Krämer der 5. Kompagnie mit 
zwanzig Mann stationiert. 
Alle Posten hatten dauernd Verbindung mit- 
einander zu halten. 
An der französischen Grenze (Eta—Missum- 
Missum) blieb Polizeimeister Herzog mit zweinnd- 
zwanzig Polizeisoldaten, in Molundu Verwaltungs- 
beamter Preuß mit dreißig Mann Polizeitruppe, 
in Ebolova Unteroffzier Greca mit fünfzehn 
Mann der 5. Kompagnie, in Lolodorf Unter- 
offizier Bitzinger mit zehn Mann der 5. Kom- 
pagnie. 
Die Straße Lomie—Kam südlich des oberen 
Diah wurde bis auf weiteres für Handelskara- 
wanen gesperrt und über die aufständischen 
Stämme der Ndsimu, Njem, Makka und Bulu 
zwischen dem oberen Njong und Djah einschließ- 
lich der Jetsang im Westen und des Assobam- 
komplexes im Osten der Kriegszustand verhängt. 
Der Herd des Aufstandes war in der von 
dem Essostamm bewohnten Landschaft zwischen 
Wollo (Njem) und dem Niongfluß zu suchen. 
Das Haupt der Bewegung war der Essohäuptling 
Ebolobingon. Dieser hatte den Kaufmann Hin- 
richsen in seinem Dorfe ermordet und in Ver- 
bindung mit den Jebekolles am Niong die 
Kanutrausporte der Gesellschaft Süd-Kamerun 
beraubt. 
Die Esso, ein äußerst starker, kriegerischer 
Stamm, scheinen, der Sprache nach zu urteilen, 
ein Unterstamm der Makka zu sein, der als west- 
lichster Vorposten gegen Njem und Bulu vor- 
geschoben war. Südlich grenzen an die Esso die 
ihnen befreundeten Njemstämme der Babien 
(Wollo), Bamelo (Tunga) und Bamvelle 
(Moenza), westlich der starke Bulustamm der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.