Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Jetsang und nördlich zu beiden Seiten des 
Njong der Moellestamm der Jebekolle. 
Die genannten Stämme stehen, obwohl ver- 
schiedenen Völkerfamilien angehörend, hier an der 
Grenze des Jaunde-, Ebolova= und Sanga- 
Ngokobezirkes im engsten Konnex. Die Be- 
wegung griff nach der Ermordung des Kauf- 
manns Hinrichsen sofort nach den westlichen 
Njemstämmen und den Jetsang über. Ebolo- 
bingon wurde als ein junger, sehr energischer 
und einflußreicher Häuptling geschildert. 
Zweifellos war die Habgier der Eingeborenen 
nach den Schätzen der Kaufleute, besonders nach 
den auch hier wieder in unverständiger Menge 
in den Faktoreien aufgestapelten Gewehren und 
Pulver, ein Hauptmotiv des Aufstandes. Ebenso 
zweifellos erscheint aber auch, daß zahlreiche 
Ubergriffe der farbigen Händler und zum min- 
desten grobe Unvorsichtigkeit der weißen Kauf- 
leute in der Behandlung dieser ihrer Kraft be- 
wußten, kriegerischen Kannibalenstämme die Kata- 
strophe gezeitigt haben. 
Keincsfalls kann sich die Unzufriedenheit dieser 
Stämme gegen Maßnahmen der Regierung ge- 
richtet haben. Die Leute hatten — lediglich auf 
die vor etwa Jahresfrist erfolgte Aufforderung 
der Verwaltung am Ngoko hin — den Weg von 
Wollo zum Njong sauber ausgeschlagen und mit 
Brücken versehen: die Quittung dafür, daß sie 
die Anordnung der Regierung respektieren wollten. 
Der verstorbene Direktor Lüdemann der Gesell- 
schaft Süd-Kamerun passierte im September 1904 
unbehelligt diesen Weg. Irgendwelche Leistungen 
bezüglich Gestellung von Trägern oder Arbeitern 
sind hier von der Regierung nie gefordert worden. 
Der Vorwurf, daß etwa durchziehende Soldaten sich 
Ubergriffe erlaubt hätten, wäre durchaus hinfällig, 
da es der Verwaltung mangels Personals und 
rücksichtlich anderer Aufgaben nicht möglich war, 
diesen Landstrich überhaupt in Verwaltung zu 
nehmen. Es handelte sich tatsächlich um ein noch 
nicht unterworfenes Gebiet, das trotz wieder- 
holter Warnungen lediglich vom Kaufmann 
betreten wurde. 
Das Land nördlich der Linie Moenza—Tunga 
— Wollo bis zum Nijong ist außerordentlich dicht 
bevölkert und gut bebaut. Um Ebolobingon und 
nach dem Njong zu finden sich prächtige Bestände 
an Olpalmen. Das Gelände ist hügelig, geht 
aber nach dem Njong zu in ein sumpfiges Über- 
schwemmungsgebiet über, das durch den Neben- 
fluß des Niong, den Longmapfog, gebildet wird. 
Dieser tritt in der Regenzeit meilenweit aus und 
bildet für Expeditionen ein fast unüberwindliches 
Marschhindernis, gewährt dagegen dem Gegner 
ausgezeichnete Schlupfwinkel. 
  
Die Aufgaben der Südexpedition waren im 
allgemeinen, wie folgt, festgelegt: 
1. Bestrafung und Unterwerfung der auf- 
ständischen Eingeborenen, Schutz der etwa 
noch dort befindlichen Europäer; 
Schutz der deutschen Grenze gegen den 
französischen Kongo, Errichtung eines Offizier- 
postens an der Südgrenze, letzteres nach 
Beendigung der derzeitigen militärischen 
Aktion. 
Hieraus ergaben sich zu 1. folgende Sonder- 
aufgaben: 
Unterwerfung der aufständischen Njemstämme 
zwischen Djahdorf und Wollo zu beiden 
Seiten des oberen Djah, Sicherung der 
Poststraße Lomie —Kam, 
Bestrafung der Mörder des Kaufmanns 
Hinrichsen (Häuptling Ebolobingon, Stamm 
Esso), im Anschluß hieran Unterwerfung der 
Esso und Jebekolle, 
Umerwerfung des aufsässigen 
der Jetsang, 
Unterwerfung der Makkastämme zwischen Njong 
und Djah, 
Unterwerfung der Assobam= und Allamanlente 
(Ndsimustamm Atzelandsimu nordöstlich Lomie). 
Die erstgenannte Sonderaufgabe wurde durch die 
Versammlung der Expedition bei Ateke und das 
Vorgehen der Kompagnien gegen Atie—Djumjele — 
Moenza—Tunga— Wollo insoweit gelöst, als der 
Widerstand der aufständischen Njem gebrochen 
und der Postverkehr auf der Straße Lomie — Kam 
wieder eröffnet werden konnte. Die Mehrzahl 
der aufständischen Njemhäuptlinge südlich des 
oberen Diah bat um Frieden. Auch Dijunjele 
nördlich des oberen Djah und der Bruder 
Wollos, Häuptling Makosse, stellten sich. 
Für die weiteren Operationen waren für den 
Führer folgende Erwägungen maßgebend: 
Schon des moralischen Eindrucks halber 
mußte zunächst ein Hauptschlag gegen die 
Mörder des Weißen, den starken Essostamm 
zwischen Diah und Njong, geführt werden. 
Hierdurch wurde ferner die kürzeste Ver- 
bindung (etwa 75 km) zwischen diesen beiden 
Hauptflüssen hergestellt, Fühlung mit Haupt- 
mann v. Stein in Abong-Mbang östlich und 
mit Posten Akonolinga (Jaunde) westlich auf- 
genommen. 
Eine neue Etappenstraße konnte unter Be- 
nutzung des Wasserweges auf dem Njong von 
Abong-Mbang über Akonolinga nach den 
Tappenbeck-Schnellen oder über Akonolinga 
nach Jaunde für die weiteren Unternehmungen 
nutzbar gemacht werden. 
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Bulustammes
	        
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