Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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zerstört. Der Gegner erlitt eine empfindliche 
Niederlage nördlich Malogele. 
Die 9. Kompagnie (verstärkt durch 45 Mann 
der 5. Kompagnie) verlegte inzwischen ihr Depot 
von Ateke über Wollo nach Ebolobingon. Zur 
Sicherung der Etappenstraße Lomie—Kam beließ 
Hauptmann Scheunemann den Polizeimeister 
Heynemann mit 30 Mann der Polizeitruppe. 
Durch den Abmarsch des Hauptmanns 
Scheunemann nach der Grenze, der aus politischen 
Gründen notwendig wurde, verlor die Expedition 
einen Teil ihrer Gefechtskraft, was sich in der 
nächsten Zeit bis zum Eintreffen von Ver- 
stärkungen bei der 9. Kompagnie recht fühlbar 
machte. 
In Ateke stellten sich dem Hauptmann Scheune- 
mann dreizehn aufständische Njemhäuptlinge. 
Über die Ursachen des Aufstandes befragt, führten 
sie etwa folgendes aus: 
„Der Streit mit den zahlreichen Händlern 
und Trägern, welche unser Gebiet durchzogen, 
kam in Ateke zum Ausbruch. Die Händler 
banden einer Wiiberstreitigkeit halber den 
Bruder des Häuptlings und prügelten ihn. 
Ateke sagte hierauf: -Ich will keine Träger 
mehr in meinem Dorfe sehen. Wenn ihr 
wiederkommt, schlage ich euch tot!% Bald dar- 
auf wurde die Ermordung des Weißen in 
Esso bekannt. Da sagten wir: „Versuchen wir 
es wie die Esso und stehen wir alle einmütig 
gegen den Weißen auf, denn wir sind stark. 
Fremde sind in unser Land gekommen, schlagen 
wir sie tot!4“ 
Die Drohung wurde prompt ausgeführt, als 
die nächsten Karawanen kamen. Zahlreiche Knochen 
und Schädel am Wege Wollo—Moenza—Titeke 
legen ein beredtes Zeugnis ab für den blutigen 
Ernst jener Abrechnung. 
Zur Sicherung der Etappenstraßen errichtete 
Hauptmann Scheunemann einen befestigten Posten 
bei Moenza am Djahübergange unter Polizei- 
meister Heynemann. Häuptling Ntetelle wurde 
als Mörder der Postboten überführt und in 
Lomie gehängt. Die Sicherung der Etappen- 
straße Lomie—Kam wurde von Polizeimeister 
Heynemann mit Erfolg durchgeführt. Es kam 
bier noch zu kleineren Gefechten, bei denen die 
Häuptlinge Ateke und Jongullo erschossen 
wurden. Häuptling Tugumedja wurde gefangen 
nach Lomie eingeliefert. 
Die 9. Kompagnie brach von Ebolobingon 
aus den Widerstand der Jebekolle, Jetsang, Je- 
linda, Esso und der am Longmapfog wohnenden 
Makkastämme. 
Das energische Vorgehen dieser Kompagnie 
veranlaßte eine ganze Reihe von Grenzstämmen 
  
zwischen Niem und Makka von der Waseerscheide 
des Longmapfog, dem Hauptmann v. Stein ihre 
Unterwerfung anzubieten. Auch seine eigent- 
lichen, bereits niedergekämpften Gegner, die 
Njong-Makka, waren infolge des Verlustes ihres 
Rückhaltes sehr kleimütig geworden. 
Die Expedition hatte bis zum 19. Oktober 1905 
einen Verlust von zwei Europäern und 
hundertunddrei farbigen Soldaten an Ge- 
fallenen, Gestorbenen und Verwundeten. Höchstens 
zweihundert Mann waren ins Gefecht gekommen. 
Hierin sind die Verluste der Abteilung Königs 
und der Njongexpedition des Hauptmanns v. Stein 
nicht einbegriffen, ebensowenig die bedeutenden 
Abgänge an Trägern. 
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Mitte Januar von Missum-Missum zurück- 
gekehrt, dessen Lage von der mittlerweile ein- 
getroffenen deutsch -französischen Grenz-) 
kommission übereinstimmend auf deutschem 
Gebiete, d. h. nördlich 2° 107 20“, bestimmt war, 
übernahm Hauptmann Scheunemann wieder die 
Führung der Expedition. 
Die 5. Kompagnie war inzwischen auf Be- 
fehl des Gonvernements infolge unsicherer Haltung 
der Bulustämme aus dem Verbande der Ex- 
pedition ausgeschieden und nach Ebolova zurück- 
gekehrt. Ihr bewährter Führer, Oberleutnant 
v. Sobbe, starb dort im April 1906 an Gelenk- 
rheumatismus, den er sich infolge übermäßiger 
Anstrengungen auf den Märschen durch das 
sumpfige Njemgebiet zugezogen hatte. 
ie 9. Kompagnie hatte Ende Januar unter 
außergewöhnlichen Schwierigkeiten die Unter- 
werfung der Dibusungs, eines am Longmapfog 
sitzenden Makkastammes, durchgeführt. Nach zähem 
Widerstande am Flusse selbst hatte sich der 
Gegner in einen ausgedehnten, vom Longmapfog 
gebildeten Sumpf zurückgezogen, wo er auf einer 
Menge kleiner Inselchen Unterschlupf fand, die 
durch schmale, aber sehr tiefe Kanäle vonein- 
ander getrennt sind. In dieses Inselgewirr 
hinein und durch zahllose Wassersperren hindurch 
mußte die Verfolgung ausgedehnt werden, wozu 
ausschließlich die schmalen Kanus der Eingeborenen 
verfügbar waren, die nur wenigen Leuten Platz 
boten und im Gefecht häufig umschlugen. 
Da nach übereinstimmenden Nachrichten die 
Hauptmasse der Ausständischen sich bei Malogele 
konzentriert hatte, so ordnete Hauptmann Scheune- 
mann das Vorgehen der 9. Kompagnie in diese 
Gegend in möglichster Stärke an. Die Kompagnie 
trat den Vormarsch auf Malogele in zwei Ko- 
lonnen an, der fast täglich größere oder kleinere 
Gefechte mit sich brachte. Unweit von Tungala, 
etwa dreieinhalb Stunden nordwestlich Malogele
	        
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