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zerstört. Der Gegner erlitt eine empfindliche
Niederlage nördlich Malogele.
Die 9. Kompagnie (verstärkt durch 45 Mann
der 5. Kompagnie) verlegte inzwischen ihr Depot
von Ateke über Wollo nach Ebolobingon. Zur
Sicherung der Etappenstraße Lomie—Kam beließ
Hauptmann Scheunemann den Polizeimeister
Heynemann mit 30 Mann der Polizeitruppe.
Durch den Abmarsch des Hauptmanns
Scheunemann nach der Grenze, der aus politischen
Gründen notwendig wurde, verlor die Expedition
einen Teil ihrer Gefechtskraft, was sich in der
nächsten Zeit bis zum Eintreffen von Ver-
stärkungen bei der 9. Kompagnie recht fühlbar
machte.
In Ateke stellten sich dem Hauptmann Scheune-
mann dreizehn aufständische Njemhäuptlinge.
Über die Ursachen des Aufstandes befragt, führten
sie etwa folgendes aus:
„Der Streit mit den zahlreichen Händlern
und Trägern, welche unser Gebiet durchzogen,
kam in Ateke zum Ausbruch. Die Händler
banden einer Wiiberstreitigkeit halber den
Bruder des Häuptlings und prügelten ihn.
Ateke sagte hierauf: -Ich will keine Träger
mehr in meinem Dorfe sehen. Wenn ihr
wiederkommt, schlage ich euch tot!% Bald dar-
auf wurde die Ermordung des Weißen in
Esso bekannt. Da sagten wir: „Versuchen wir
es wie die Esso und stehen wir alle einmütig
gegen den Weißen auf, denn wir sind stark.
Fremde sind in unser Land gekommen, schlagen
wir sie tot!4“
Die Drohung wurde prompt ausgeführt, als
die nächsten Karawanen kamen. Zahlreiche Knochen
und Schädel am Wege Wollo—Moenza—Titeke
legen ein beredtes Zeugnis ab für den blutigen
Ernst jener Abrechnung.
Zur Sicherung der Etappenstraßen errichtete
Hauptmann Scheunemann einen befestigten Posten
bei Moenza am Djahübergange unter Polizei-
meister Heynemann. Häuptling Ntetelle wurde
als Mörder der Postboten überführt und in
Lomie gehängt. Die Sicherung der Etappen-
straße Lomie—Kam wurde von Polizeimeister
Heynemann mit Erfolg durchgeführt. Es kam
bier noch zu kleineren Gefechten, bei denen die
Häuptlinge Ateke und Jongullo erschossen
wurden. Häuptling Tugumedja wurde gefangen
nach Lomie eingeliefert.
Die 9. Kompagnie brach von Ebolobingon
aus den Widerstand der Jebekolle, Jetsang, Je-
linda, Esso und der am Longmapfog wohnenden
Makkastämme.
Das energische Vorgehen dieser Kompagnie
veranlaßte eine ganze Reihe von Grenzstämmen
zwischen Niem und Makka von der Waseerscheide
des Longmapfog, dem Hauptmann v. Stein ihre
Unterwerfung anzubieten. Auch seine eigent-
lichen, bereits niedergekämpften Gegner, die
Njong-Makka, waren infolge des Verlustes ihres
Rückhaltes sehr kleimütig geworden.
Die Expedition hatte bis zum 19. Oktober 1905
einen Verlust von zwei Europäern und
hundertunddrei farbigen Soldaten an Ge-
fallenen, Gestorbenen und Verwundeten. Höchstens
zweihundert Mann waren ins Gefecht gekommen.
Hierin sind die Verluste der Abteilung Königs
und der Njongexpedition des Hauptmanns v. Stein
nicht einbegriffen, ebensowenig die bedeutenden
Abgänge an Trägern.
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Mitte Januar von Missum-Missum zurück-
gekehrt, dessen Lage von der mittlerweile ein-
getroffenen deutsch -französischen Grenz-)
kommission übereinstimmend auf deutschem
Gebiete, d. h. nördlich 2° 107 20“, bestimmt war,
übernahm Hauptmann Scheunemann wieder die
Führung der Expedition.
Die 5. Kompagnie war inzwischen auf Be-
fehl des Gonvernements infolge unsicherer Haltung
der Bulustämme aus dem Verbande der Ex-
pedition ausgeschieden und nach Ebolova zurück-
gekehrt. Ihr bewährter Führer, Oberleutnant
v. Sobbe, starb dort im April 1906 an Gelenk-
rheumatismus, den er sich infolge übermäßiger
Anstrengungen auf den Märschen durch das
sumpfige Njemgebiet zugezogen hatte.
ie 9. Kompagnie hatte Ende Januar unter
außergewöhnlichen Schwierigkeiten die Unter-
werfung der Dibusungs, eines am Longmapfog
sitzenden Makkastammes, durchgeführt. Nach zähem
Widerstande am Flusse selbst hatte sich der
Gegner in einen ausgedehnten, vom Longmapfog
gebildeten Sumpf zurückgezogen, wo er auf einer
Menge kleiner Inselchen Unterschlupf fand, die
durch schmale, aber sehr tiefe Kanäle vonein-
ander getrennt sind. In dieses Inselgewirr
hinein und durch zahllose Wassersperren hindurch
mußte die Verfolgung ausgedehnt werden, wozu
ausschließlich die schmalen Kanus der Eingeborenen
verfügbar waren, die nur wenigen Leuten Platz
boten und im Gefecht häufig umschlugen.
Da nach übereinstimmenden Nachrichten die
Hauptmasse der Ausständischen sich bei Malogele
konzentriert hatte, so ordnete Hauptmann Scheune-
mann das Vorgehen der 9. Kompagnie in diese
Gegend in möglichster Stärke an. Die Kompagnie
trat den Vormarsch auf Malogele in zwei Ko-
lonnen an, der fast täglich größere oder kleinere
Gefechte mit sich brachte. Unweit von Tungala,
etwa dreieinhalb Stunden nordwestlich Malogele