Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Die Castillog scheint nicht so reiche Er- 
träge an Kautschuk zu geben wie der Para= 
Kautschukbaum; in den Pflanzungen Mexikos hat 
man mit dem Anzapfen erst begonnen, so daß 
man ein Urteil über den Durchschnittsertrag noch 
nicht gewinnen konnte. Von 300 durch Indianer 
gepflanzten und nur sehr wenig gepflegten Bäumen, 
die etwa 16 Jahre alt waren, erbentete man bei 
einer Anzapfung rund 1200 engl. Pfund Kant- 
schuk, der ziemlich viel Wasser enthielt. Nach den 
bisherigen Erfahrungen dürften sich die Kosten 
für ein Pfund in den Pflanzungen Mexikos aus 
Castillogn gewonnenen Kautschuks auf 50 Cents 
stellen; da der mexikanische Kautschuk in London 
nur wenig niedriger als Parakantschuk bezahlt 
wird, so würde der Gewinn bedeutend sein. 
Die Entwicklung der Kantschukgewinnung aus 
der sogenannten Guaynlepflanze in Meriko ist 
in schnellerem Tempo vor sich gegangen, als je- 
mals bei Ausbentung einer neuen Kautschukpflanze 
beobachtet wurde. Das Interesse des Handels 
an diesem Kautschuk hat einen sehr bedeutenden 
Umfang gewonnen. Obgleich das Produkt von 
jedem anderen Kautschuk verschieden ist, läßt es 
sich doch anscheinend sehr gut verarbeiten, und in 
Merxiko ist in kurzer Zeit eine große Anzahl von 
Gunayulekautschukfabriken entstanden. Die Kon- 
zentrierung der Fabrikation hat bedeutende Vor- 
teile für die Verwertung der Pflanze mit sich 
gebracht. Der Vorrat der wild wachsenden Pflanze 
ist jedoch nicht so groß, daß eine wesentliche 
Beeinträchtigung des Preises anderer Kautschuk- 
arten durch ihre Ausbentung zu erwarten stände. 
Im Jahre 1906 wurde zuerst allgemeiner 
bekannt, daß sich der Guaynlekautschuk vorteilhaft 
verarbeiten läßt, und die Industrie begann seine 
Verwertung in ausgedehntem Maße. Dadurch 
wurde die Produktion angeregt, man hielt in 
Mexiko Umschau nach den noch verfügbaren Be- 
ständen des Guayulestrauches und suchte diese 
so schnell als möglich zu erwerben, soweit sie für 
den Transport des Produktes nicht zu ungünstig 
lagen. Der Strauch gedeiht in Höhen von 3000 
bis 6000 Fuß, am besten, wo dem Boden Kalk 
beigemengt ist. Das Wachstum geht langsam 
vor sich, man schätzt das Alter der jetzt ver- 
arbeiteten Pflanzen auf 10 bis 20 Jahre. Im 
allgemeinen wird der Strauch 1½ Fuß hoch und 
wiegt 1 Pfund, ausnahmsweise kommen Exemplare 
von 3 Fuß Höhe im Gewicht von 3 bis 4 Pfund 
vor. Bei der Ernte dürfen jetzt Stengel, die 
weniger als ¾ Zoll Durchmesser haben, nicht 
mitgenommen werden. Der Kautschukgehalt des 
mexikanischen Guayule beträgt 8 bis 10 v. 
Die Pflanze kommt am meisten vor in PP. 
Staaten Zacatecas, Nuevo Leon, Coahnila, Du- 
rango, Chihnahna, findet sich auch in Sonora 
  
und den benachbarten Gebieten von Texas. Sie 
wird oft verwechselt mit der sehr ähnlichen Ma- 
riola, und deshalb kann man die Schähungen des 
Es mögen in Mexiko etwa 900 000 bis 100 000 
Tons Guayule zur Verfügung stehen, die mit 
Ausnahme von etwa 20 000 Tous in festen 
Händen sind. 
(Nach ###e Indina Rubber Worl#l und nach 
he India Rubher Journal.) 
Kautschungewinnung am Gabun (Französisches 
Kongogebiet). 
Im Aungust v. J. fand in Libreville eine land- 
wirtschaftliche Ausstellung statt, auf der unter 
anderen interessanten Gegenständen die aus- 
gestellten Gummisorten Erwähnung verdienen. 
Außer den von den Eingeborenen gewöhnlich 
in den Handel gebrachten Sorten waren auch 
Proben von Gummielastikum ausgestellt, die von 
Weißen oder unter deren Anleitung und Aussicht 
hergestellt waren, und zwar ohne Beimischung von 
Substanzen, die das Gewicht erhöhen, wie Rinden- 
teile, Erde oder andere Pflanzensäfte. Der ver- 
wandte Gummisaft stammte teils von Lianen 
(Landolphia-Arten), teils aus Kickxia africana 
(Fortumia clastica), doch war auch Gummi aus 
Wurzeln vertreten. 
Es war überraschend, zu sehen, einen wie 
günstigen Einfluß eine richtige Bearbeitung auf 
die Qualität des Gummis ansgeübt hatte. 
Zur Bereitung von Wurzelkautschuk war in 
Brazzaville ein größeres fabrikmäßig eingerichtetes 
Unternehmen gegründet worden. Dieses ver- 
arbeitete die von den Eingeborenen gegen Be- 
zahlung herbeigetragenen Wurzeln mit Hilfe von 
Stampfmaschinen. Auch hatte dieses Unternehmen 
etwa 500 Loangoträger besonders für den Trans- 
port der angekauften Wurzeln engagiert. 
Jetzt haben die Eingeborenen aber angefangen, 
in Nachahmung des maschinellen Betriebs den 
Kautschuk durch Ausstampfen in primitiven Holz= 
mörsern, die sonst zur Bereitung von Manioecmehl 
dienen, zu gewinnen. Die Träger erhalten nun 
für die weit wertvolleren Lasten fertigen Gummis 
hohe Preise und die Zufuhr der Wurzeln ist des- 
halb so zurückgegangen, daß das Unternehmen 
jetzt auch die eigenen Träger entlassen hat, da es 
sich besser steht, den von den Eingeborenen her- 
gestellten fertigen Gummi zu kaufen. 
(Aus einem Bericht des Kaiserl. Konsulats in Libreville.)
	        
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