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mal gepflügt und darauf dreimal geeggt, das
letzte Mal nach dem ersten Regen. Anderwärts
wird bei dreijährigem Turnus nach Sesam einmal
tiefgepflügt.
Düngung hat bei der Hirsekultur noch nicht
allgemein Eingang gefunden oder sie wird in
manchen Bezirken nur in bescheidenem Maße an-
gewendet, so z. B. in Berar, wo nur alle zwei
bis drei Jahre gedüngt wird, wenn es überhaupt
geschieht.
In der Präsidentschaft Madras dagegen wird
ohne Ausnahme für die Sorghumhirse Dünger
gegeben, je nach der Beschaffenheit des Bodens
in größeren oder kleineren Intervallen. Tierische
und menschliche Exkremente, Asche und andere
Abfälle des Haushaltes werden gemeinsam ver-
wendet. Auch Gründüngung mit verschiedenen
Leguminosen ist hie und da im Gebrauch, z. B.
mit Thephrosia purpurea, Dolichos biflora,
Indigo usw. Nicht selten werden kümmernde
oder von Insekten befallene Hülsenfrüchte über
die ganze Ausdehnung des Feldes untergepflügt,
um Sorghum darauf folgen zu lassen.
Auswahl und Behandlung des Saat-
getreides. In einigen Gegenden Indiens
widmen die Eingeborenen der Gewinnung mög-
lichst guter Saat für die Sorghumkultur größere
Sorgfalt als beim Anbau irgend einer anderen
Feldfrucht. Einige gehen dabei so weit, eine
allen modernen Ansprüchen genügende künstliche
Zuchtwahl zu betreiben, indem sie die üppigsten
Ahren mit dem größten Korn als Saatgut aus-
sondern, für sich dreschen und aufsbewahren;
andere beschränken sich darauf, beim Schwingen
der gedroschenen Hirse die schwersten Körner ab-
zusondern.
Man läßt in verschiedenen Distrikten das
Saatkorn bis zur Aussaat in den Ahren, da es
dann weniger von Insekten befallen werden soll.
Gefäße zur Aufbewahrung des Saatgutes werden,
wie ich es z. B. auch in Ugogo sah, häufig mit
Kuhdung ausgestrichen; auch werden Asche oder
gepulverter Kuhdung oder die stark riechenden
Blätter von Sphacranthus indieus und anderen
Pflanzen der Saat beigemischt, um die Korn-
käfer und weißen Ameisen abzuhalten.
Von besonderem Interesse ist die mehrfach ge-
bräuchliche Anwendung der Saatbeize zum Zweck
der Vernichtung der Brandsporen und anderer
schädlicher Pilze. Wie es in früheren Zeiten auch
in England üblich war, wird die Saat unmittelbar
vor der Bestellung mit Kuhurin durchfeuchtet,
dann wohl auch noch allerhand Zusätze (3. B.
Asa foetida oder Curcuma-Pulver) beigefügt
werden. Auch die Warmwasserbehandlung und
die Kupfersulfatbeize — beides durch die Eng-
länder eingeführt — sind hie und da in Gebrauch.
Bestellung des Feldes. Der geeignetste
Zeitpunkt zur Bestellung wird nicht allein durch
den Beginn der Regenperiode, sondern auch durch
die Beschaffenheit des Bodens, dessen natürlichen
Feuchtigkeitsgehalt (emother moisture") und die
ihm eigene Kapillarkraft bestimmt. Die Sorghmn-
saat begnügt sich mit einem viel geringeren Maße
von Feuchtigkeit, als gewisse andere Feldfrüchte,
z. B. Baumwolle und Indigo; für dieses Getreide
ist es nicht unbedingt notwendig — und auf leich-
teren Böden auch. kaum immer erreichbar — daß
die Saat in die „Frische“ zu liegen kommt, wie
der Landmann bei uns zu sagen pflegt.
Drillen der Saat ist noch nicht aller-
wärts im Gebrauch. Wo gedrillt wird, geschieht
das meist mit dreireihigem Drillapparat, seltener
mit sechsreihigem, der sich auf unebenen und
steinigen Schlägen und auf kräftigem Boden nicht
bewährt hat. Auf den schwarzen Baumwollböden
dagegen wird der sechsreihige Drill bevorzugt.
Der Abstand der Drillreihen schwankt zwischen 9
und 20 engl. Zoll; man rechnet 6 bis 8 108
Saatgut pro Acre. Die Sorghumhirse wird nur
dicht gesät, wenn sie zu Futterzwecken angebaut
wird, im übrigen locker. Diejenigen Stämme,
bei denen das Drillverfahren noch nicht Eingang
gefunden hat, streuen den Samen auf sehr feuchtem
Boden breitwürfig mit der Hand aus, auf
trockenen und leichten Böden wird er in die
Pflugfurchen ausgelegt. Hierbei wird mehr Saat
gebraucht als beim Auswerfen. Die Saatfurchen
werden durch den längsseit laufenden Pflug
wieder geschlossen, während die gedrillten Schläge
längs und quer durchgepflügt werden. Das
Unterbringen der breit ausgeworfenen Saat er-
fordert natürlich viel Zeit und einen größeren
Aufwand an Zugtieren.
Ein eigenartiges Verfahren wendet man in
den Distrikten Trichinopolis und Madura an
Stelle des Walzens an, wenn nach Ende der
Bestellung die Regen ausbleiben: man treibt eine
Schafherde streifemweise erst längs, dann quer über
die Schläge, wobei die Tiere den Boden festtreten.
Die Sorghumhirse keimt im allgemeinen am
fünften Tage nach der Aussaat. Wenn schwere
Regen innerhalb der ersten drei Tage nach der
Bestellung niedergehen und den Boden ver-
schlemmen, wird das Auflaufen erschwert. Um
dem vorzubengen, läßt man am zweiten Tage
eine leichte Egge („Guntika#) darüber gehen.
Ausdünnen und Versetzen der jungen
Pflanzen geschieht fast allgemein, vorausgesetzt,
daß sie nicht älter als einen Monat sind; man
hat allerdings damit zu rechnen, daß die ver-
setzten Pflanzen ungefähr 14 Tage länger zur
Reife brauchen. Seltener pflegt man, wie bei
der Reiskultur, die Hirse in Keimbeeten anzuziehen