Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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mal gepflügt und darauf dreimal geeggt, das 
letzte Mal nach dem ersten Regen. Anderwärts 
wird bei dreijährigem Turnus nach Sesam einmal 
tiefgepflügt. 
Düngung hat bei der Hirsekultur noch nicht 
allgemein Eingang gefunden oder sie wird in 
manchen Bezirken nur in bescheidenem Maße an- 
gewendet, so z. B. in Berar, wo nur alle zwei 
bis drei Jahre gedüngt wird, wenn es überhaupt 
geschieht. 
In der Präsidentschaft Madras dagegen wird 
ohne Ausnahme für die Sorghumhirse Dünger 
gegeben, je nach der Beschaffenheit des Bodens 
in größeren oder kleineren Intervallen. Tierische 
und menschliche Exkremente, Asche und andere 
Abfälle des Haushaltes werden gemeinsam ver- 
wendet. Auch Gründüngung mit verschiedenen 
Leguminosen ist hie und da im Gebrauch, z. B. 
mit Thephrosia purpurea, Dolichos biflora, 
Indigo usw. Nicht selten werden kümmernde 
oder von Insekten befallene Hülsenfrüchte über 
die ganze Ausdehnung des Feldes untergepflügt, 
um Sorghum darauf folgen zu lassen. 
Auswahl und Behandlung des Saat- 
getreides. In einigen Gegenden Indiens 
widmen die Eingeborenen der Gewinnung mög- 
lichst guter Saat für die Sorghumkultur größere 
Sorgfalt als beim Anbau irgend einer anderen 
Feldfrucht. Einige gehen dabei so weit, eine 
allen modernen Ansprüchen genügende künstliche 
Zuchtwahl zu betreiben, indem sie die üppigsten 
Ahren mit dem größten Korn als Saatgut aus- 
sondern, für sich dreschen und aufsbewahren; 
andere beschränken sich darauf, beim Schwingen 
der gedroschenen Hirse die schwersten Körner ab- 
zusondern. 
Man läßt in verschiedenen Distrikten das 
Saatkorn bis zur Aussaat in den Ahren, da es 
dann weniger von Insekten befallen werden soll. 
Gefäße zur Aufbewahrung des Saatgutes werden, 
wie ich es z. B. auch in Ugogo sah, häufig mit 
Kuhdung ausgestrichen; auch werden Asche oder 
gepulverter Kuhdung oder die stark riechenden 
Blätter von Sphacranthus indieus und anderen 
Pflanzen der Saat beigemischt, um die Korn- 
käfer und weißen Ameisen abzuhalten. 
Von besonderem Interesse ist die mehrfach ge- 
bräuchliche Anwendung der Saatbeize zum Zweck 
der Vernichtung der Brandsporen und anderer 
schädlicher Pilze. Wie es in früheren Zeiten auch 
in England üblich war, wird die Saat unmittelbar 
vor der Bestellung mit Kuhurin durchfeuchtet, 
dann wohl auch noch allerhand Zusätze (3. B. 
Asa foetida oder Curcuma-Pulver) beigefügt 
werden. Auch die Warmwasserbehandlung und 
die Kupfersulfatbeize — beides durch die Eng- 
länder eingeführt — sind hie und da in Gebrauch. 
  
Bestellung des Feldes. Der geeignetste 
Zeitpunkt zur Bestellung wird nicht allein durch 
den Beginn der Regenperiode, sondern auch durch 
die Beschaffenheit des Bodens, dessen natürlichen 
Feuchtigkeitsgehalt (emother moisture") und die 
ihm eigene Kapillarkraft bestimmt. Die Sorghmn- 
saat begnügt sich mit einem viel geringeren Maße 
von Feuchtigkeit, als gewisse andere Feldfrüchte, 
z. B. Baumwolle und Indigo; für dieses Getreide 
ist es nicht unbedingt notwendig — und auf leich- 
teren Böden auch. kaum immer erreichbar — daß 
die Saat in die „Frische“ zu liegen kommt, wie 
der Landmann bei uns zu sagen pflegt. 
Drillen der Saat ist noch nicht aller- 
wärts im Gebrauch. Wo gedrillt wird, geschieht 
das meist mit dreireihigem Drillapparat, seltener 
mit sechsreihigem, der sich auf unebenen und 
steinigen Schlägen und auf kräftigem Boden nicht 
bewährt hat. Auf den schwarzen Baumwollböden 
dagegen wird der sechsreihige Drill bevorzugt. 
Der Abstand der Drillreihen schwankt zwischen 9 
und 20 engl. Zoll; man rechnet 6 bis 8 108 
Saatgut pro Acre. Die Sorghumhirse wird nur 
dicht gesät, wenn sie zu Futterzwecken angebaut 
wird, im übrigen locker. Diejenigen Stämme, 
bei denen das Drillverfahren noch nicht Eingang 
gefunden hat, streuen den Samen auf sehr feuchtem 
Boden breitwürfig mit der Hand aus, auf 
trockenen und leichten Böden wird er in die 
Pflugfurchen ausgelegt. Hierbei wird mehr Saat 
gebraucht als beim Auswerfen. Die Saatfurchen 
werden durch den längsseit laufenden Pflug 
wieder geschlossen, während die gedrillten Schläge 
längs und quer durchgepflügt werden. Das 
Unterbringen der breit ausgeworfenen Saat er- 
fordert natürlich viel Zeit und einen größeren 
Aufwand an Zugtieren. 
Ein eigenartiges Verfahren wendet man in 
den Distrikten Trichinopolis und Madura an 
Stelle des Walzens an, wenn nach Ende der 
Bestellung die Regen ausbleiben: man treibt eine 
Schafherde streifemweise erst längs, dann quer über 
die Schläge, wobei die Tiere den Boden festtreten. 
Die Sorghumhirse keimt im allgemeinen am 
fünften Tage nach der Aussaat. Wenn schwere 
Regen innerhalb der ersten drei Tage nach der 
Bestellung niedergehen und den Boden ver- 
schlemmen, wird das Auflaufen erschwert. Um 
dem vorzubengen, läßt man am zweiten Tage 
eine leichte Egge („Guntika#) darüber gehen. 
Ausdünnen und Versetzen der jungen 
Pflanzen geschieht fast allgemein, vorausgesetzt, 
daß sie nicht älter als einen Monat sind; man 
hat allerdings damit zu rechnen, daß die ver- 
setzten Pflanzen ungefähr 14 Tage länger zur 
Reife brauchen. Seltener pflegt man, wie bei 
der Reiskultur, die Hirse in Keimbeeten anzuziehen
	        
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