Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Wir kamen daselbst nachmittags an. In der Nähe 
der Insel, auf welcher Bruno Menke, der in 
St. Mathias ermordete Führer der „ersten deutschen 
Südsee-Expedition", begraben liegt, ging der „See- 
stern“ vor Anker. Die Insel wurde von einem 
Ende zum anderen durchstreift, Menkes Grab aber 
nicht mehr gefunden. Die Insel ist anscheinend 
unbewohnt. In ihrer Mitte liegt eine nicht un- 
bedeutende Taro= und Bananenpflanzung; ein 
gut ausgetretener Pfad zeigt an, daß die Ein- 
geborenen von der gegenüberliegenden Insel 
herüberkommen, um von hier Taro und Bananen 
zu holen. Als wir uns anschickten, die Insel zu 
verlassen, kamen von der anderen Seite einige 
Kanus herbei. Da die Eingeborenen jedoch nicht 
zu uns heran-, sondern auf den „Seestern“ zu- 
ruderten, kehrten wir an Bord zurück, um dort 
mit den Eingeborenen in Verbindung zu treten. 
Sie auf der größeren, gegenüberliegenden Insel 
aufzusuchen, dazu reichte die Zeit nicht, weil wir 
vor Einbruch der Dunkelheit die Weiterfahrt nach 
den Admiralitätsinseln antreten wollten. Es dauerte 
nicht lange, da kam noch eine größere Anzahl 
Eingeborener in Kanus herbei. Sie zeigten sich 
keineswegs scheu, sondern fuhren dicht an das 
Schiff heran. Einzelne kletterten auch an Bord. 
Die Leute gehen vollkommen nackt. Haarpfeile 
und Perlen, die sie von den Anwerbeschiffen be- 
kommen, sind ihr einziger Schmuck. 
Bald nachher verließen wir die landschaftlich 
sehr reizvolle Inselgruppe. Auf der Hauptinsel 
erheben sich Berge bis zu 500 Meter Höhe. Die 
übrigen Inseln weisen nur ganz geringe Er- 
höhungen auf. Riffe von außergewöhnlicher Aus- 
dehnung umgeben die Inseln und erschweren die 
Annäherung. 
Am Donnerstag wurde in der Frühe die 
Gruppe der Admiralitäts-Inseln gesichtet. Wir 
kamen gegen neun Uhr vor dem Dorfe Lonin 
an, das im Südosten der großen Manusinsel 
liegt. Die Einwohner dieses Dorfes hatten sich 
anläßlich der Ermordung des Händlers Schlehan 
im vorigen Jahre an der Plünderung der Station 
St. Gabriel beteiligt. Bei Ausführung der zu 
Anfang dieses Jahres deshalb unternommenen 
Strafexpedition waren vom Kaiserlichen Bezirks- 
amtmann einige Geiseln mitgenommen worden. 
Diese sollten nunmehr zurückgebracht werden. Bei 
der Ankunft des „Seestern“ begann in dem Dorfe 
ein großes Leben und Treiben. Nachdem die 
Bewohner ihre vom „Seestern“ herüberwinkenden 
Landsleute erkannt hatten, erhoben sie ein großes 
Freudengeheul; binnen kürzester Zeit umschwärmten 
zahllose Kanus das Schiff. Ich ließ den Leuten 
durch die mitgebrachten Geiseln sagen, daß wir 
in friedlicher Absicht gekommen seien und daß wir 
an Land gehen würden, um das Dorf zu be- 
  
sichtigen. Bereitwillig wurde uns der Weg zu 
der für einen Kutter schon recht kleinen Passage 
gezeigt; auch unserer Landung setzten die Leute 
keine Schwierigkeiten entgegen. Wir durchwan- 
derten das Dorf von einem Ende zum anderen. 
Die Bevölkerung ist im Vergleiche zur Zahl der 
Hütten außerordentlich stark. 
Um Mittag verließen wir Lonin und fuhren 
weiter nach Komuli. Dort hat die Firma 
Hernsheim und Co. eine Handelsstation, die von 
einem früheren Steuermann verwaltet wird. Wir 
kamen gegen drei Uhr vor Komuli, einer kleinen 
mit Kokosnüssen bestandenen Insel an. Die 
Insel ist, wie die anderen in der Nachbarschaft 
liegenden kleinen Eilande, von Eingeborenen nicht 
bewohnt. Der Handel erstreckt sich hier außer 
auf Kopra auf Trokas= und die wertvolleren 
Burgosmuscheln. Die Kopraernte war nach An- 
gabe des Stationsverwalters im letzten Jahre 
nicht besonders groß; sie betrug monatlich etwa 
10 bis 12 Tonnen. 
Die Eingeborenen verhalten sich nach Mit- 
teilung des Stationsleiters den Weißen gegenüber 
zur Zeit friedlich, doch leben sie untereinander in 
steten Fehden. Namentlich sind die Mokleute 
immer noch sehr gefürchtet. Nach der Ermordung 
des Händlers Mätzke haben sie ihre Insel ver- 
lassen und schlagen nun bald da, bald dort ihren 
Wohnsitz auf. Zur Zeit sollen sie auf den so- 
genannten Green-Inseln wohnen und von da aus 
Raubzüge unternehmen. 
Es muß einer später zu errichtenden Polizei- 
station vorbehalten bleiben, den Landfrieden auf 
diesen Inselgruppen herzustellen. 
Vor Komuli blieb der „Seestern“ die Nacht 
über liegen. Am Freitag, den 16. November, 
wurde nach Sonnenaufgang weitergefahren; zu- 
nächst sollte dem Eingeborenendorfe Papitalei 
ein Besuch abgestattet werden. Auf dem Wege 
dahin liefen wir aber nochmals vor Lonin vor. 
In Komuli war uns nämlich mitgeteilt worden, 
daß die Loninleute ein von der Insel Baluan 
abgetriebenes Kanu überfallen, die Männer in 
dem Kann getötet und die Weiber in Gefangen- 
schaft weggeführt hätten. Ich wollte versuchen, 
die Herausgabe der beiden Weiber durchzusetzen. 
Die Eingeborenen kamen auch bei unserer zweiten 
Anfahrt ohne Schen an das Schiff heran. Einem 
der Geiseln, den wir Tags vorher hier abgesetzt 
hotten und der auch wieder an Bord kam, er- 
klärten wir, weshalb wir wieder zurückgekommen 
seien. Er gab zu, daß zwei fremde Weiber im 
Dorfe gewesen seien; der Häuptling, welcher auch 
gestern schon nicht da war, habe sie aber mit in 
den Busch genommen. Darauf ließ ich den 
Leuten sagen, sie sollten die Weiber sofort bringen. 
Nach einiger Zeit kamen sie wieder mit ihren
	        
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