Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

GV 518 20 
wundervollem Grün erstrahlende Meer. Zwei 
von den Inseln, Maronn selbst und Akeb (zu- 
sammen etwa 200 Hektar groß), sind ganz mit 
Kokosnüssen bepflanzt. Ebenso wurden bereits 
angepflanzt die den Ring des Atolls bildenden 
Inseln: Amot, Kocherau, Pianau, Makau, Pukue, 
Leabon, Monow und Peme, zusammen ein Areal 
von etwa 100 Hektar. Wie auf allen Korallen= 
inseln, so gedeihen auch hier die Palmen recht 
gut. Nicht bearbeitet ist bis jetzt die etwa 
30 Hektar große Insel Arum oder auch Jelum 
genannt. Doch auch diese Insel soll bald in 
Angriff genommen werden. Ebenso will Wahlen 
nunmehr Land auf der großen Insel Luf er- 
werben, um auch dort Kokosbaumpflanzungen 
anzulegen. 
Die Bevölkerung der Hermits-Inseln ist dem 
Aussterben nahe. Auf Luf wohnen etwa noch 
35 Menschen und auf Maronn etwa 15. Die 
übrigen Inseln sind völlig menschenleer. Auf 
Maronn und Aleb besichtigten wir die Pflan- 
zungen. Auch statteten wir den Eingeborenen 
Maronns, die meist einen schwächlichen, kranken 
Eindruck machen, einen Besuch ab. Die Inseln 
sind zum Teil sumpfig, jedoch durch Gräben und 
Aufschüttungen nach Möglichkeit trainiert. 
Am Montag (19. November) verließen wir 
in der Frühe Maronn, um auf dem Wege nach 
Matty und Durour noch die sogenannten 
Schachbrett-Inseln anzulaufen. Diese Gruppe 
besteht aus 56 flachen Inseln und Inselchen; sie 
zerfallen in folgende Hauptgruppen: Hehna, 
Pelleluhn, Ninigo, Sama, Hani, Awinn 
und Liot (La Boudeuse). Die bedeutendsten 
Inseln sind wohl die der Ninigogruppe. Auf 
der zu ihr gehörigen Insel Longam besitzt 
Wahlen eine Handelsstation, die ein gewisser 
James Devlin leitet. Der Haupthandel war 
früher Trepang, jetzt sind aber die Bestände 
erschöpft. Kopra, Muscheln und Schildpatt bilden 
die hauptsächlichsten Artikel. Die Eingeborenen 
haben die gleiche hellbraune Hautfarbe, wie die 
der Hermits. Sie gehören offenbar ein und der- 
selben Rasse an, wenngleich ihre Sprache nicht 
die gleiche ist. Die Zahl der eingeborenen Be- 
wohner der Schachbrettgruppe ist sehr zurück- 
gegangen. Ganze Inselgruppen, wie die von 
Hehna und Sama sind vollkommen menschen- 
leer. Nach Angabe des Händlers Devlin, der 
alle Inseln genau kennt, leben kaum noch mehr 
als zweihundert Menschen auf den sämtlichen 
Inseln. Diese werden unter dem Namen Echi- 
quiers zusammengefaßt. Wahlen, dem die 
Gruppe gehört, will sie allmählich ganz be- 
pflanzen. 
Gegen Abend verließ der „Seestern“ Longam 
und dampfte weiter nach der Insel Durour, 
  
welche den Eingeborenen-Namen Ana hat. Die 
Entfernung zwischen Longam und Aua beträgt 
etwa 70 Seemeilen. Wir fuhren die Nacht über 
langsam weiter und kamen morgens vor Aua 
an. Ein Ankerplatz ist um die ganze 510 Hektar 
große Insel herum nirgends vorhanden. Sie 
wird vollkommen von einem Riffkranze umsäumt 
und der Meeresboden fällt so schroff und unver- 
mittelt ab, daß ein Ankern unmöglich erscheint. 
In der Nordwestzeit ist bei der Landungsstelle 
gewöhnlich ruhiges Wasser, während im Südost 
oft kaum ein Boot an Land geschickt werden 
kann. Die Insel, welche früher einige tansend 
Menschen beherbergt hat, zählt heute noch etwa 
vierhundertsiebzig Eingeborene. Bei der vor 
drei Jahren erfolgten Ermordung des Händlers 
Reimers waren die Eingeborenen nach Matty ge- 
flüchtet; hierbei fanden etwa elfhundert Menschen 
auf hoher See ihr Grab. Wir durchstreiften die 
Insel auf einem von dem Händler Maathies 
angelegten bequemen Wege, und besuchten hier- 
bei verschiedene Niederlassungen der Eingeborenen. 
Ihre immer nur aus wenigen Häusern be- 
stehenden Dörfer machten durchweg einen sauberen 
Eindruck. Die Häuser sind nicht, wie sonst meist, 
aus gewöhnlichem Buschmateriale hergestellt, 
sondern aus Brettern zusammengezimmert. Es 
ist wunderbar, wie die Leute mit ihren unzu- 
reichenden Werkzeugen imstande sind, die Bretter 
aus dem Hartholze herauszuschneiden, sie zu- 
sammenzusügen und mit Holznägeln an die 
Pfosten anzuschlagen. 
Die Nahrung der Eingeborenen besteht teils 
aus Fischen, welche sie mit großer Geschicklichkeit 
fangen sollen, teils aus Kokosnüssen, und vor 
allem aus einer Art Wassertaros, welche sie in 
besonders angelegten und gut ausgemauerten 
Wasserlöchern ziehen. Für Trinkwasser ist über- 
all reichlich gesorgt. Die Eingeborenen haben 
bei jedem Dorfe mehrere Meter tiefe, ebenfalls 
ausgemanerte Brunnen gegraben. Durch an 
langen Stangen befestigte Kokusnußschalen wird 
das Wasser aus diesen Brunnen geschöpft. 
Die Bewohner der Jusel sind freundliche, 
friedfertige und auch arbeitsame Leute. Der 
Gesundheitszustand scheint hier augenblicklich gur 
äu sein. Seit den letzten anderthalb Jahren ist 
nach Angabe des Händlers kein Eingeborener 
gestorben. 
Von Durour aus besuchten wir dann noch 
die 20 Seemeilen entfernte Insel Matty, in der 
Eingeborenensprache Wuwula genannt. Die 
Insel ist nahezu dreimal so groß, als Aua; sie 
umfaßt ein Areal von 1368 Hektar. Auch hier 
hat die Bevölkerung unverhältnismäßig stark ab- 
genommen. Die letzte, im Angust dieses Jahres 
vorgenommene Zählung ergab hundertfünfzehn
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.