W 529 20
licher. Die Bearbeitung der Plantagen ist im
allgemeinen eine intensivere geworden.
Von den Kautschukpflanzungen gedeihen die
jüngeren bedeutend besser als die älteren. Bei
der Anlage der letzteren sind früher offenbar viele
Fehler gemacht worden. Auf dem durch die
Tabakskultur in früheren Jahren ausgesogenen
Lande in Stephansort gedeihen sowohl Kautschuk-
bäume als auch Kokospalmen nicht sonderlich gut.
Bei sachgemäß angelegten und gut gepflegten Be-
ständen kann das Anzapfen bereits nach vollendetem
sechsten Jahre beginnen. Jedoch kann man schon
jetzt sehen, daß die Erträge so junger Bäume
noch keine großen sein werden. Übrigens darf
überall nur sehr vorsichtig angezapft werden, um
die jungen Bäume nicht zu stark zu schädigen.
Das regelmäßige Anzapfen hat, wie schon er-
wähnt, im laufenden Geschäftsjahre im Anschlusse
an die durch Direktor Dr. Preuß vorgenommenen
Probezapfungen begonnen.
Eine besonders rasche Entwicklung hat der
Betrieb auf den Frenuch-Inseln genommen.
Das Verhältuis zu den Eingeborenen hat sich all-
mählich gebessert. Bei Wachsamkeit und Vorsicht
braucht man keine weiteren Aufstände zu fürchten.
Die Ausnutzung der reichen Palmenbestände wurde
energisch in die Hand genommen. Eine große
Kopradarre wurde erbaut sowie mehrere Kopra-
sammelstationen eingerichtet. Die Freuch-Inseln
allein lieferten in dem Jahre über 400 Tonnen
Kopra.
Der vulkanische Boden auf Garowe erwies
sich an mehreren Stellen als für die Kakaokultur
hervorragend geeignet, und die Entwicklung der
jungen Kakaopflanzung und das Wachstum der
Bäume war ein so vorzügliches, wie man es nur
in den besten Kakaoländern der Welt sehen kann.
Infolgedessen wurde eine möglichst energische Aus-
dehnung der Kakaopflanzung angestrebt. Der Kakao
wird mit Parakantschuk und neuerdings auch mit
Kickxia elasticae zusammen angepflanzt. Als
Windbrecher dienen Streifen von Ficus elastica.
Die für Kakao nicht geeigneten Landstrecken werden
mit Kokospalmen ausgepflanzt. Sie enthalten
vielfach wildwachsende Palmen, welche so in die
Pflanzung einbezogen werden.
Außer auf Garowe und Mundna sind auch
auf der Nordinsel und auf Unea Stationen
errichtet worden, so daß sich die ganze Gruppe
der Freuch-Inseln in Bearbeitung befindet. Sämt-
liche Inseln sind vermessen und die Reservate der
Eingeborenen abgegrenzt worden, so daß einer
gedeihlichen Entwicklung dieses wertvollsten Be-
sitzes der Neu-Guineca-Kompagnie nichts mehr im
Wege steht.
Jalult-Gesellschaft.
Dem Jahresbericht der Jaluit-Gesellschaft für
1906 entnehmen wir nachstehende Einzelheiten:
„Günstiger als wir erwarten durften, hat sich
das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres
gestaltet. Allerdings haben wir dieses gute Re-
sultat vornehmlich den anßergewöhnlich hohen
Koprapreisen und unserer Beteiligung bei dem
Abbau der Phosphatlager zu danken.
Die Abladungen von Phosphat haben in dem
verflossenen Jahre bereits eine recht beträchtliche
Höhe erreicht, und nachdem beschlossen worden
war, auch den Abbau der Naurulager in An-
griff zu nehmen, wurde mit der Errichtung um-
fangreicher Anlagen vorgegangen. Diese waren
Ende Jahres so weit vorgeschritten, daß die erste
Sendung Kulis von China abgehen konnte und
die Verschiffungen somit bald ihren Anfang nehmen
werden.
Von Orkanen sind unsere Inselgebiete glück-
licherweise nicht wieder heimgesucht worden, und
wir wollen hoffen, daß wiederum eine lange Reihe
von Jahren vergehen wird, ohne daß wir von
Naturereignissen wie der verheerende Wirbelsturm
von 1905 betroffen werden.
Auch der friedliche Verkehr mit den Ein-
geborenen hat keinerlei Störung erfahren.“
Chinarinde und HBanf in Deutsch --Ostafrika.
Der Frankfurter Wirtschaftsbericht für das
Jahr 1906 enthält hinsichtlich der Anbaufähig-
keit unserer ostafrikanischen Kolonie folgende
Mitteilungen: „Die Anpflanzungen von China-
rinden in Deutsch-Ostafrika beginnen allgemeines
Interesse zu erregen. Speziell in der Versuchs-
station Amani befinden sich an die 30000 Exem-
plare von Chinchonen in Kultur, sie gedeihen gut
und haben wenig von Insekten zu leiden. Eine
hiesige Fabrik konnte an zwei Proben einen Ge-
halt von 6,80 und 6,48 v. H. Chininsulfat fest-
stellen; die Rinden kommen damit den besten auf
Java gezogenen Chinarinden mindestens gleich
und eignen sich vorzüglich zur Chininfabrikation.
Es ist daher anzunehmen, daß mit der Zeit die
Chinarinden aus den in Ostafrika bereits ange-
legten Plautagen einen wichtigen Exportartikel
unserer dortigen deutschen Kolonie abgeben werden.
Bei Gelegenheit der Ausstellung der Naturforscher-
versammlung in Stuttgart waren Proben solcher
Chinarinden sowie daraus hergestellter Chininsalze
ausgestellt, die sich allgemeiner Beachtung er-
freuten.
Neu kam an den Markt Hauf aus unserer
ostafrikanischen Kolonie, der sich wohl mit der