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Die Jebekoles legten nach dem Kriege im
Mai vorigen Jahres überall neue stattliche Dörfer
an; sie arbeiten fleißig in ihren Kulturen und
schaffen nach Anleitung des Feldwebels Liebert,
dessen verständige Einwirkung viel zu dem schnellen
Aufschwung beigetragen hat, neue Verkehrswege.
Ihre Haltung bei Unterwerfung der Omvangs,
deren Überläufer sie auslieferten, trotzdem sie zum
Teil mit ihnen verschwägert sind, war der beste
Prüfstein ihrer Loyalität.
Mit der Anlage der Dume-Station ist der be-
deutendste Schritt vorwärts auf der Bahn der
Erschließung und der wirtschaftlichen Nutzbar-
machung Südkameruns in Verbindung mir der
Jebekole-Unterwerfung im Frühjahr 1906 getan.
Durch die Jebekole-Expedition wurde der
Njong tatsächlich zur sicheren Handelsstraße in
das Gummizentrum Südkameruns. In zzwei
Marschtagen führt die Straße von Abong-bang,
der Endstation am schiffbaren Njong, zur Station
am Dumej; dieser bildet nun den natürlichen Zu-
gang bis in den äunßersten Osten der Kolonie,
die Verbindung zum Kadei und Kongo.
In zwei Marschtagen ist von der Dume-Station
aus Bertua zu erreichen, das mit Beri die öst-
lichsten Handelszentren in dieser Gummizone
darstellt.
Von Jannde über Nanga-Eboko mit zwei-
maligem Sanaga-Ubergang nach Dendeng führte
bisher der Handelsweg in den Bertua-Beri-
Bezirk, weil in Bengabong und Schimekoa die
direkten Straßen nach Osten ein Ende hatten;
die Betuge-Makas sperrten sie. Die Nord-Maka-
Expedition hat auch hier der Entwicklung ganz
neue Wege geschaffen; Nanga-Eboko wird nun-
mehr wesentlich entlastet werden.
Der nächste Weg nach Osten ist die große
neue Straße durch Jebekole-Omvang nach Dume,
auf der ich marschiert bin; die nördlichere Straße
führt über Sembe (Semikoa) Semini, Oundi,
über Malaman, Schimekoa nach Bertua; die
dritte schließlich geht über Bengalong, Posten
Betuge-Rsana dorthin. Die Hauptader jedoch
wird jetzt immer mehr der Njong und mit ihm
der Dume bilden. Die Wasserkräfte machen
Menschenkräfte frei und diese können dann der
Landeskultur dienstbar gemacht werden.
Kus dem Bezirk Jaunde.
Die Ermordung des Pflanzers Voß.
Über die im März d. Is. erfolgte Ermordung
des Pflanzers Voß sind jetzt durch einen Bericht
des Goivernements in Buca nähere Einzelheiten
bekannt geworden.
Voß, der mit Anwerbung von Arbeitern für
die Bimbia-Pflanzung beauftragt war, traf am
11. März in Begleitung von etwa hundert an-
geworbenen Arbeitern, vor dem Dorfe Wondesana
(zwei Tagreisen von Jaunde) ein. Er wollte
aus diesem Dorfe Verpflegung für seine Leute
requirieren, erhielt aber von dem Vertreter des
abwesenden Häuptlings nur sieben Bündel Plan-
ten und ein Huhn. Da dies für die große Ka-
rawanc nicht genügte und alle Bemühungen, aus
Wondesana mehr Nahrungsmittel zu erhalten,
erfolglos blieben, brach Voß mit sechs Mann
nach einem Nachbardorf auf, um dortselbst Eß-
waren zu kaufen. Sein Weg führte ihn an dem
Dorfe Endo vorbei, wo der Häuptling Esamenomo
und viele andere Leute beim Glücksspiel saßen.
Als diese von der Annäherung eines Weißen er-
fuhren, beschlossen sie, ihn nicht in das Dorf zu
lassen; die ganze Gesellschaft strömte ihm, mit
Knütteln und Stöcken bewaffnet, entgegen und
verlangte unter Drohungen, daß er sofort um-
kehren solle. Obwohl ihnen Voß erklärte, daß
er nur gekommen sei, um Nahrungsmittel zu
kaufen und nicht, um Streit zu suchen, ließen sich
die Leute nicht beruhigen. Voß kehrte deshalb
mit seinen Leuten sofort um, die Eingeborenen
folgten ihm. Hierbei erhielt Voß, der als letzter
ging, mehrere Schläge und zuletzt beim Passieren
eines Steges einen Hieb mit einem Knüppel auf
den Hinterkopf. Der leichte Filzhut, den Voß
trug, war nicht imstande, den Hieb genügend
abzuwehren; Voß stürzte sofort tot zu Boden.
Die Eingeborenen zogen sich hierauf zurück. Die
Leiche wurde von den Leuten des Ermordeten
nach Jannde gebracht und auf dem dortigen Fried-
hof beerdigt.
Schon vorher aber, am 13. März, war das
Gerücht von dem Morde nach Jaunde ge-
drungen. Bezirksamtmann v. Krosigk brach un-
verzüglich zur Feststellung des Sachverhalts nach
Wondesang auf. Bei seiner am 16. März er-
folgten Ankunft meldeten sich bei ihm sofort der
Häuptling des Dorfes und mehrere benachbarte
als zuverlässig bekannte Häuptlinge, sie gaben
ihm über den Hergang genaue Auskunft. Nach
den Feststellungen des Bezirksamtmannes hatten
sich an der Mißhandlung beteiligt die Häuptlinge
Esamenono aus Endo, Essindi aus Edama, Ottitie-
Beloa aus Jebbekolle und der Eingeborene Ondna
aus Ehinballa. Der tödliche Schlag war von
Essindi geführt worden.
Die vier Täter waren nach einigen Tagen
eingefangen und wurden nach Jaunde geschafft.
Am 26. März wurden Esamenono, Essindi und
Ottitie-Beloc, von denen die beiden letzteren ge-
ständig waren, während Esamenono durch die
andern überführt wurde, wegen Mordes zum