Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Tode verurteilt und am 12. April, nach Bestäti- 
gung des Urteils durch den stellvertretenden Gou- 
verneur, hingerichtet. 
An Stelle des vierten Täters Ondna war, 
wie sich erst in Jaunde herausstellte, dem Bezirks- 
amte ein Sklave in die Hände gespielt worden, 
der von seinem Herrn Ondua den Befehl erhalten 
hatte, sich für Ondua auszugeben. Nachdem der 
Sklave in Jaunde aber doch den wahren Sach- 
verhalt aufgeklärt hatte, wurde seitens des Be- 
zirksamtes sofort Maßregeln zur Ergreifung On- 
dnas getroffen. · 
Die Bevölkerung verhielt sich nach dem Morde 
vollkommen ruhig und leistete dem Bezirksamte 
bei der Ergreifung der Mörder tatkräftige Hilfe. 
Wenn sonach auch eine weitergehende politische 
Bedeutung dem Vorfall nicht beizumessen ist, so 
darf dieser doch als ein bezeichnendes Symptom 
für die Stimmung eines Teils der Bevölkerung 
gegenüber den Weißen angesehen werden. 
2. Ein vereitelter Anschlag. 
Weit ernster und nicht ohne politischen Hinter- 
grund war ein Vorgang, der sich um dieselbe 
Zeit im Bezirk Jaunde abspielte. 
Der Dolmetscher Attangana aus Jannde 
und der Häuptling Eivambedde aus Emombo 
bei Jaunde begleiteten im Jannar d. Is. den 
Hauptmann Dominik, welcher die Heimreise an- 
trat, zur Küste. Die beiden der Regierung treu 
ergebenen Eingeborenen waren den Häuptlingen 
des Bezirks Jaunde schon längst verhaßt, weil sie 
nach Ansicht der letzteren das Bezirksamt stets 
über die Verhältnisse und die Stimmungen der 
Eingeborenen auf dem laufenden erhielten und 
so zur Durchführung einer geordneten Verwal- 
tung viel beitrugen. 
Der Häuptling Onambellenka aus Jankula 
benutzte die Abwesenheit der beiden, um in dem 
bei seinem Dorfe gelegenen Wald eine geheime 
Versammlung einzuberufen. In dieser Versamm- 
lung, an welcher eine größere Zahl Häuptlinge 
und sonstige angesehene Eingeborene des Bezirks 
teilnahmen, wurde zunächst beschlossen, Attangana 
und Ejoa-mbedde zu vergiften. Waren sie erst 
tot, war ein Verrat von ihrer Seite nicht mehr 
zu befürchten, dann sollte eine günstige Gelegen- 
heit abgewartet werden, um, wenn die Truppe 
von Jannde auf Expedition und die Station von 
Soldaten entblößt sei, das Bezirksamt samt den 
Faktoreien zu erstürmen und die Weißen zu er- 
morden. In der Versammlung wurde unter 
allerlei Zeremonien (Ausgraben und Kochen von 
Schädeln verstorbener Angehöriger) aus Blättern 
von Giftbäumen ein Gift bereitet und sofort an 
einer Ziege erprobt, die alsbald verendete. Das 
Gift wurde dem Häuptling Mbala-befolo über- 
  
geben, welcher sich erboten hatte, es mit Eßwaren 
zu vermengen und diese dann den Opfern un— 
auffällig anzubieten. 
Den Plan teilte aber ein Teilnehmer der 
Versammlung dem Attangana mit, und der letztere 
erstattete dem Bezirksamt Meldung. Die Ver- 
schwörer wurden sofort in Haft genommen, in 
der am 27. März, unter dem Vorsitz des Be- 
zirksamtmanns v. Krosigk, stattgefundenen Haupt- 
verhandlung, an welcher als Belistzer zwei 
Missionare und zwei Häuptlinge teilnahmen, 
wurden auf Grund von Zeugenaussagen und 
teilweisem Geständnis sechs Eingeborene, darunter 
Onambellenka und Mbala-befolo, wegen versuch- 
ten Hochverrats und versuchten Gistmordes zum 
Tode und zwei weitere Eingeborene zu fünf- 
jähriger Kettenhaft verurteilt. Fünf der zum 
Tode Verurteilten wurden am 11. April, nach 
Bestätigung des Urteils durch den stellvertretenden 
Gouverneur, hingerichtet, während es einem 
gelang, zu entfliehen. 
Daß die Absicht der Verschwörer, Attangana 
und Ejoa-mbedde zu ermorden, auch ausgeführt 
worden wäre, ist nicht zu bezweifeln. Dagegen 
spricht bei den weiteren Verabredungen über die 
Erstürmung von Jaunde nach Auffassung des 
Gouverneurs der prahlerische Charakter des Negers 
mit, es ist keineswegs als sicher anzunehmen, daß 
auch dieser Plan später tatsächlich verwirklicht 
worden wäre. Jedenfalls darf nach dem ener- 
gischen Vorgehen des Bezirksamtes und nach der 
raschen und strengen Bestrafung der Verschwörer 
erwartet werden, daß die Eingeborenen sich nicht 
so leicht wieder in solche geheimen Machenschaften 
einlassen. 
Die ÖOffnung des direkten Weges Uanga-Eboko — 
Dendeng. 
Bericht des Leutnants v. Oertzen. 
(Mit einer Ubersichts#kizge.) 
Die Orte Nanga-Eboko und Dendeng gehören 
zu den bedeutendsten Handelsplätzen des Schutz- 
gebietes Kamerun. Dort haben neun Firmen 
ihren Sitz, welche den großen Gummireichtum 
des Baia= und Beri-Landes ausbeuten. Zwischen 
den beiden Orten findet im Durchschnitt monatlich 
ein Karawanenverkehr von 16 Karawanen mit 
1200 Trägern statt. Der direkte Weg von 
Nanga-Eboko nach Dendeng führt entlang dem 
linken Sanaga-Ufer durch Wute= und Mwele- 
Gebiet. Dieser Weg war durch die Leute von 
Idongo, Jem und Baka gesperrt. Die Firmen 
waren gezwungen, ihre Karawanen auf die rechte 
Sanaga-Seite überzusenen und sie den Umweg 
über Idutschaba machen zu lassen. Bei dem
	        
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