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Guayule-Industrie“. Der Verfasser hat bereits
im „Tropenpflanzer“ vom Mai 1905 eingehende
Mitteilungen über die erst in den letzten Jahren
näher bekannt gewordene Kautschukpflanze des
nordamerikanischen Hochlandes veröffentlicht und
berichtet jetzt, daß die Gnuaynle-Industrie inzwischen
wesentliche Fortschritte gemacht hat. Da einer-
seits die wildwachsenden Bestände nahezu aus-
gebeutet sind, andererseits die Kulturfähigkeit
des Guayule als erwiesen anzunehmen ist, so rät
der Verfasser, zum Anbau der nenen Nutzpflanze
zu schreiten. Wenn auch der Kautschuk nur von
mittlerer Qualität ist, so hat der Guayule gegen-
über den meisten anderen Kautschukpflanzen den
Vorteil, daß er in bezug auf Boden und Feuchtig-
keit außerordentlich geringe Ansprüche stellt und
sich demnach zur Nutzbarmachung von sonst un-
fruchtbaren Ländereien eignet.
In einem Artikel „Verwendung des Motor-
wagens im Kongostaat“ berichtet Heinz Roß-
Antwerpen über die Versuche, die man im
Kongostaat mit den bekannten Dampfwagen von
Dr. Robert Goldschmidt-Brüssel gemacht hat. Bei
dem großartigen Plan, eine Verkehrsstraße zwischen
dem Kongo und dem Nil zu bauen, ist es mit
Freuden zu begrüßen, daß diese Versuche mit
Erfolg gekrönt worden sind. Wenn auch mit
Rücksicht auf die schwierigen Geländeverhältnisse
und das Klima noch manche Verbesserungen vor-
genommen werden müssen, auf die der Verfasser
näher eingeht, so berechtigen die bisherigen Er-
gebnisse doch zu der Hoffnung, daß die Ver-
wendung der Lastwagen sich im Kongostaate er-
folgreich durchführen läßt.
Ludwig Kindt-Groß-Lichterfelde gibt in
einem kleineren Aufsatz „Bananenmehl“ inter-
essante Ratschläge für die Selbstbereitung von
Bananenmehl und weist mit Recht auf die
Wichtigkeit dieses Nahrungsmittels für eine er-
folgreiche Ernährung kleiner Kinder in den
Tropen hin.
In einem Artikel „Ostafrikanischer Kopal“
teilt Dr. A. Foelsing-Offenbach a. M. mit, daß
es in neuester Zeit gelungen ist, diesen für die
Lackindustrie so wertvollen Handelsartikel auch
aus den Früchten des Kopalbaumes herzustellen,
während man bis jetzt zur Gewinnung des so-
genannten Harzes die Bäume verletzen mußte,
was meist ihr Eingehen zur Folge hatte.
Unter den folgenden Mitteilungen sei ver-
wiesen auf „Musterkollektionen von tropischen
Nutzhölzern“. Es wird hier darauf aufmerksam
gemacht, daß in den Räumen des Kolonial-Wirt-
schaftlichen Komitees Muster afrikanischer Nutzhölzer
von Interessenten eingesehen werden können.
Unter „Vermischtes" wird das Referat wieder-
gegeben, welches der Vertreter des Kolonial=
Wirtschaftlichen Komitees, Moritz Schanz-
Chemnitz, auf dem IV. Internationalen Baum-
wollkongreß in Wien gehalten hat. Interessante
Mitteilungen über wichtige tropische Ole finden
sich unter „Handelsnotizen und wissenschaftliche
Angaben über ätherische Ole“ aus dem Bericht
von Schimmel & Co. in Miltitz bei Leipzig.
eingeborene im Bolonialen LCandesvermessungs--
dienst.
Nach einem Bericht des Komitees für die
Vermessung der britischen Kolonien in
Afrika ist die Gründung einer Schule zur
Ausbildung Farbiger für den Vermessungs-
dienst beabsichtigt.
Das Komitee ist der Ansicht, daß die Be-
strebungen für Verwendung Eingeborener zur
Landesaufnahme — etwa in dem in Britisch-
Indien eingeführten Umfange — möglichst ge-
fördert werden sollten.
Mehrere Gonvernements haben Eingeborene
zum Vermessungsdienst bereits mit Erfolg heran-
gezogen.
Die Grundstücksvermessung im englisch-ägyp-
tischen Sudan wird durch Agypter und Sudanesen,
welche die Gordon-Schule zu Khartum besucht
haben, ausgeführt. Die Leute arbeiten mit Meß-
tisch und Meßband. Vier solche Landmesser
unterstehen einem farbigen Unterinspektor; zwei
oder mehrere solcher Gruppen bilden dann eine
Vermessungsabteilung; diese wird von einem
Europäer geleitet.
Das Gouvernement der Gold küste beschäftigt
auch seit Jahren einige Eingeborene in der
Polygonzug-Messung mit Prismenkompaß und
Stahlband.
Der Vorsteher des Vermessungsamtes i# in Lagos
hat besondere Erfolge in der Ausbildung der
allerdings auch außergewöhnlich begabten Lagos-
neger erzielt. Seine Schüler haben nicht nur
Kartenkonstruktion mit Koordinaten und Protraktor,
Kartenschrift, farbige Ausführung der Karte, Aus-
wertung der Polygonzüge, Gebrauch der Rechen-
maschine und der Reduktionsmethoden gelernt,
sie können auch gute astronomische Breiten= und
Azimutbestimmungen ausführen.
Die verschiedenen Gonvernements der afrika-
nischen Kolonien werden nunmehr für den Ver-
messungsdienst besonders geeignet erscheinende Ein-
geborene in die zu gründende Fachschule senden.
(Aus Annunl Coloninl Reports Nr. 500.)