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die schon so manchen im Lande umherziehenden
deutschen Abteilungen verhängnisvoll geworden
waren. Wahrscheinlich am 24. Mai abends stießen
die Hottentotten bei Tsamab auf den Leutnant
Fürbringer von der Feldsignalabteilung, der mit
seinem Trupp dort eine Station zur Verbindung
mit Heirachabis einrichten wollte, und machten
die ganze zwölf Mann starke Schar nieder.
Die Leichen wurden am 25. morgens von der
Abteilung Sieberg-Rentel gefunden und bestattet.
Der Verlust war um so schmerzlicher, als die
Schutztruppe in dem Leutnant Fürbringer einen
besonders bewährten Patrouillen= und Signal-
offizier verlor.
Von der stillen Ruhestätte ihrer gefallenen
Kameraden weg setzte die deutsche Abteilung un-
verzüglich die Jagd hinter den Hottentotten fort,
das wild zerklüftete Ham-Revier abwärts. Unter-
halb Nukais führten die Spuren plötzlich in öst-
licher Richtung aus dem Flußbett heraus in ein
von mehreren höheren Bergketten durchzogenes
Hügelgelände, das zur Vorsicht mahnte. Die
3. Ersatzkompagnie, die die Avantgarde hatte,
ging entwickelt und unter dem Schutz der in
Stellung gebrachten Geschütze von Abschnitt zu
Abschnitt vor. Nachmittags stieß sie auf eine
Hügelreihe, die von den Hottentotten in mehreren
Stockwerken übereinander besetzt war. Die 3. Er-
satzkompagnie und die rechts neben ihr eingesetzte
7. Kompagnie eröffneten sofort das Feuer, auch
die Artillerie sandte Schrapnell auf Schrapnell
in die Reihen des Feindes. Es gelang der
3.Ersatzkompagnie, in die sich ein Zug der
1. Kompagnic eingeschoben hatte, sich noch vor
Einbruch der Dunkelheit auf nächste Entfernung
an den Feind heranzuarbeiten, worauf dieser
zurückzukriechen begann, verfolgt von den Schüssen
der deutschen Reiter, solange das Tageslicht noch
währte. Das Gefecht kostete der deutschen Ab-
teilung an Verwundeten einen Offizier und
vier Mann. Eine weitere Ausnutzung des er-
rungenen Erfolgs verbot die Dunkelheit und das
unübersichtliche Klippengelände. Zahlreiche Blut-
spuren in der feindlichen Stellung bewiesen, daß
der Gegner nicht ungestraft weggekommen war,
und stehengebliebene Pferde und Maultiere zeugten
von der Eile, mit der er sich dem Feuer der
Deutschen zu entziehen gesucht hatte.
Am frühen Morgen des 26. Mai nahm Major
Sieberg die Verfolgung der Hottentotten von
neuem auf, während eine andere Abteilung:
9. Kompagnie des 2. Feldregiments und ein
Maschinengewehrzug unter Hauptmann Siebert
sich bei Blydeverwacht bereithielt, um die Hotten-
totten abzufangen. Diese aber merkten die Ab-
sicht und bogen aus ihrer anfänglich nach Osten
gerichteten Marschrichtung nach Norden und später
scharf nach Westen um. Die Abteilung Sieberg-
Rentel erreichte am 28. Mai Naruchas, wo sie
auf Befehl des Oberstleutnants v. Estorff die
weitere Verfolgung einstellte, die nunmehr einer
anderen Abteilung übertragen wurde. Die
Truppen des Majors Rentel hatten in acht Tagen
230 km, die des Majors Sieberg in sechs Tagen
190 km zurückgelegt, in Anbetracht der dazwischen
liegenden Gefechte, der großen Geländeschwierig-
keiten und der unzureichenden Verpflegungs-
verhältnisse eine sehr achtungswerte Leistung, die
vom Hauptquartier in einem Telegramm besonders
anerkannt wurde.
Die Abteilung Sieberg wurde in den folgen-
den Tagen in Kalkfontein ergänzt und dann zu
weiterer Verwendung in Warmbad bereitgestellt.
Ebendorthin führte Hauptmann Siebert die 2.
und 9. Kompagnie des 2. Feldregiments und
einen Maschinengewehrzug. Major Rentel über-
nahm mit seiner bisherigen Abteilung in der
Linie Kubub (Ost)-Groendorn-Heirachabis die
Sicherung an der Ostgrenze. Die 2. Kompagnie
des 1. Feldregiments trat in Kalkfontein zur
Verfügung des Oberstleutnants v. Estorf.
Inzwischen hatten sich die Bondels wieder
nach Westen gewandt und in der Nacht zum
28. Mai die Pad Kalkfontein—Warmbad über-
schritten. Die in Gabis stehende 8. Batterie
meldete, daß 150 meist berittene Hottentotten
unter Johannes Christian in der Nacht zum 28.
an einer Vley westlich Gabis gelagert hätten.
Die Verfolgung dieses Feindes übertrug
Oberstleutnant v. Estorff der Abteilung Freyhold.
Diese war nach der vergeblichen Unternehmung
am Fischflusse auf die Meldung, daß Morris bei
Nohasebmund in den Oranjebergen sitze, auf
Uhabis vorgerückt; nachdem jedoch der Leutnant
v. Abendroth durch eine mit großer Umsicht ge-
rittene Patronille festgestellt hatte, daß die Ge-
gend von Marinkadrift bis westlich Ramansdrift
vom Feinde frei war, wurde die Abteilung nach
Haib zurückberufen.
In Ausführung des ihm erteilten Auftrages
rückte Major v. Freyhold am 30. Mai mittags
mit der 3., 10., 11. und 12. Kompagnie des
2. Feldregiments, je einem Zuge der 2. Batterie
und der Maschinengewehr-Abteilung Nr. 2, einer
Funkenstation und einer Kamelabteilung (zusam-
men 25 Offizieren und 348 Mann) in der Rich-
tung auf Zwarthuk vor, wo er am folgenden
Tage eintraf und ganz frische Spuren vorfand.
Leutnant v. Abendroth gewann mit einer
Patrouille auch bald Fühlung mit den Hotten-
totten und stellte fest, daß sie in der Richtung