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suchten, den Anschluß an den rückwärts liegenden
Teil der Kompagnie zu gewinnen, was ihnen
unter dem Schutz des Feuers derselben auch ge-
lang. Die Kompagnie wurde dabei wirksam von
dem Maschinengewehrzuge des Oberleutnants
Strehlke unterstützt, der schon zu Beginn der An-
griffsbewegung links von der Kompagnie in
Stellung gegangen war und das feindliche Feuer
niederzuhalten versucht hatte.
Nach diesem aufregenden Vorfall ließ auf
beiden Seiten das Feuer an Heftigkeit nach; kurz
nach Mittag lebte es jedoch plötzlich wieder auf,
da die Hottentotten versucht hatten, die deutsche
Abteilung auch im Rücken anzugreifen. Hier
war die Funkenstation des Leutnants Jochmann
seit dem frühen Morgen erfolgreich tätig, um die
Verbindung mit Warmbad aufrecht zu erhalten.
Sie hatte wiederholt das Feuer einzelner an-
greifender Hottentotten erwidern müssen, aber
trotzdem den Betrieb aufrecht erhalten. Unter-
stützt durch Pferdehalter, Wagenführer und Leute
des Kamelkorps unter Zahlmeisteraspirant Molling
vermochten sie auch jetzt, die Hottentotten zurück-
zuweisen.
Im Laufe des Nachmittags ließ die Kampf=
lust und Widerstandskraft des Feindes immer
mehr nach, zumal er wohl Nachricht von dem
Anrücken der 2. Kompagnie des 2. Feldregiments
erhielt, die, durch den Funkentelegraphen benach-
richtigt, den Marsch von Ramansdrift auf Sperlings-
pütz angetreten hatte. Major v. Freyhold konnte
daher nachmittags trotz der Ermüdung seiner
Truppen durch einen 22 stündigen schweren
Kampf seine Kompagnien zu beiden Seiten des
Weges zum Angriff vorführen. Die Bondels
hielten nicht stand, sondern wandten sich unter
fortwährendem Feuern zur Flucht. Gegen Abend
war die Wasserstelle Sperlingspütz in den Händen
der Deutschen und das letzte größere Gefecht
dieses Feldzuges damit siegreich beendigt.
Der Kampf hatte hohe Anforderungen an die
Tapferkeit und Ausdauer der deutschen Reiter
gestellt und ihnen schwere Opfer auferlegt, zwei
Offiziere, acht Mann waren tot, ein Offi-
zier und sieben Mann verwundet. Aber die
Reiter konnten auf diese letzte größere Waffentat
mit berechtigtem Stolz zurückblicken. „Sämtliche
Truppen einschließlich der Funkenstation und der
Bedeckungsmannschaften haben sich vorzüglich ver-
halten“, so lautete das Urteil des Kommandeurs
der Schutztruppe.
Der Feind, den Major v. Freyhold auf etwa
200 Gewehre schätzte und der wahrscheinlich Zu-
zug aus dem englischen Gebiet erhalten hatte,
war bestrebt gewesen, seinen durch die schnellen
Kreuz= und Querzüge erschöpften Werften die er-
forderliche Zeit zum Abzug zu verschaffen, was
ihm auch gelang. In diesem Kampfe, in dem
er zum letzten Male entschlossenen Widerstand
leistete, hatte er noch einmal seine ganze Zähig-
keit und sein Geschick in der Ausnutzung um-
fassender Feuerstellungen bewiesen. Daß er
einem schlimmeren Schicksal entging, verdankte er
dem Umstande, daß die 11. Kompagnie, die von
Ramansdrift am Oranje entlang gegen Nohaseb-
mund vorgedrungen war, nicht mehr rechtzeitig
hatte eingreifen können, obwohl sie, sobald sie
den Kanonendonner vernommen hatte, sofort auf
diesen losmarschiert war. Auch die 2. Kom-
pagnie des 2. Feldregiments traf erst nach Be-
endigung des Kampfes in Sperlingspütz ein. Am
5. Juni langte noch Oberstleutnant von Estorff
mit der 1. und 9. Kompagnie des 2. Feldregi-
ments, der halben 2. und der halben 8. Batterie
und einem Maschinengewehrzuge aus Warmbad
ein. Die bei Sperlingspütz vereinigte Truppen-
macht mußte indessen wegen Wassermangels an
die Straße Warmbad-Ramansdrift und an den
Oranje verlegt werden.
Die Verfolgung des geschlagenen Feindes
wurde der durch die 9. Kompagnie des 2. Feld-
regiments verstärkten Abteilung Freyhold über-
tragen, während Major Sieberg mit der 7. und
8. Kompagnie des 2. Feldregiments, einem
Maschinengewehr= und einem Artilleriezuge an
der Pad Ramanzdrift-Warmbad ein Ausweichen
der Bondels nach Osten verhindern sollte. Ritt-
meister Ermekeil stand bei Außenkehr bereit,
während Hauptmann Wilck mit zwei Kompagnien
über Uhabis gegen den Oranje vordrang, aber
der außerordentlich beschwerliche Vormarsch in
das wild zerklüftete Oranjebergland führte auch
diesmal nicht zum Ziel. Am 18. Juni erschienen
die Bondels bei Auros plötzlich im Rücken der
Abteilung Freyhold und gingen in zwei Gruppen
auf Haib und Warmbad vor, offenbar mit der
Absicht, Vieh zu stehlen. Sofort wurden in Auros,
Haib und Gabis Kräfte bereitgestellt, um die
Verfolgung aufzunehmen, sobald der Feind an
irgend einer Stelle mit Sicherheit festgestellt wäre.
Der Transportverkehr zwischen Ramanzdrift und
Kalkfontein wurde eingestellt, an alle Stationen
erging eine Warnung. Trotzdem fielen einer
Bande von über 100 Bondels am 20. Juni
nördlich Warmbad 36 Maultiere in die Hände,
die infolge eines Versehens auf der Weide belassen
worden waren. Teile der Besatzung von Warm-
bad unter Hauptmann v. Stocki und Oberlentnant
v. Schauroth sowie ein von Kalkfontein kommen=
der Transport Ergänzungsmannschaften unter