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Saatenstand im Kreise Andischan war gegen das
Vorjahr um dieselbe Zeit um 15 v. #. schlechter.
Das Reifen verspätete sich um 10 Tage; man
erwartet eine um 15 v. niedrigere Ernte.
Im K Kreise Namangan steht die Baumwolle besser
als im vorigen Jahre. Man erwartet hier eine
gleiche Ernte wie im vorigen Jahre. Nieder-
gegangener Hagel hat gegen 5 v. H. der Saaten be-
schädigt. Im Kreise Kokand übertrifft der Saaten-
stand den vorjährigen um 2 v. H. Es wird
hier eine um 20 v. H. höhere Ernte erhofft.
Im schlechtesten Stande befanden sich die Baum-
wollsaaten im Kreise Margelan, wo sie im Ver-
gleiche mit den vorjährigen um 20 v. H. schlechter
stehen. Indessen wird die Zunahme in der
Anbaufläche diesen Ausfall im Ertrage kom-
pensieren, so daß man auf eine ebenso große
Baumwollernte wie im vorigen Jahre rechnen
kann. Von Faktoren, die ungünstig auf den
Saatenstand eingewirkt haben, werden Rost und
Raupen gemeldet.
Die Baumwollanbauflächen haben in diesem
Jahre fast in allen Rayons zugenommen. Haupt-
anlaß dazu war der hohe Preis der Faser in
der vorigen Handelssaison, der die Möglichkeit
bot, günstig und mit Vorteil die Baumwollernte
zu realisieren, sowie auch der Umstand, daß Auf-
käufer schon im Februar begonnen haben, Vor-
schüsse auf die zukünftige Baumwollernte zu be-
willigen. Im Syr-Darjagebiet wurden in früheren
Jahren große Ländereien überhaupt nicht bebaut,
und zwar aus Furcht vor den Henuschrecken, jetzt
jedoch sind sie mit Baumwolle angesät. Im Fer-
chanagebiet, wo es keine freien für den Baumwoll-
anbau geeigneten Ländereien mehr gibt, ist die Er-
weiterung der Anbaufläche hauptsächlich durch
Verwendung von Getreidefeldern und Gemüse-
und Obstgärten zu Baumwollpflanzungen erfolgt.
Eine Verminderung des Anbauareals wird
nur im Gouvernement Eriwan festgestellt, und
zwar infolge der guten Preise für Weizen und
Reis. Im Gouvernement Baku dagegen Kreis
Dschewad) hat die Anbauslächen zugenommen.
Torg. Prom. (inz.)
Ulldung eines Baumwollkomitees in Bußland.
Vor einiger Zeit ist auf Veranlassung des
Chefs der Kaiserlich russischen Hauptverwaltung
für Landeinrichtung und Landwirtschaft in St.
Petersburg ein Baumwollkomitee gebildet worden,
das die Interessen des inländischen Baumwoll=
anbaus und der Baumwolle verarbeitenden In-
dustrie Rußlands schützen und stärken soll. Den
Vorsitz in dem Komitee hat der frühere Handels-
minister, jetzige Präsident der Bank für aus-
wärtigen Handel, W. J. Timirjaseff ange-
nommen. Zu Komiteemitgliedern sind Vertreter
der landwirtschaftlichen Hauptverwaltung und der
Ministerien für Finanzen, Handel, Verkehr, des
Krieges und des Kaiserlichen Hauses (Apanagen-
verwaltung) berufen. Es sind ferner durch ständige
Abgeordnete vertreten die Börsenkomitees von
St. Petersburg und Moskan, die russisch-chinesische
Bank, die internationale Handelsbank, die russische
Bank für auswärtigen Handel und endlich die
Textilabteilung des Verbandes der russischen In-
dustriellen, diese mit 11 Abgeordneten. Das
Sekretariat des Komitees befindet sich in der
Landwirtschaftlichen Hauptverwaltung (Abteilung
für Landwirtschaft). Zum ständigen Sekretär des
Komitees in Turkestan ist der Börsenvorsteher
A. J. Siegel in Kokand berufen.
Das Komitee wird über Maßnahmen zur Er-
weiterung und Verbesserung des Baumwollbaues,
besonders auch über damit in Zusammenhang
stehende neue Bewässerungsanlagen, über Baum-
wollhandel und "transport, die Lage der In-
dustrie und andere interessierende Fragen be-
raten. In den ersten Sitzungen hat sich die
Mehrheit der Mitglieder dahin geeinigt, daß die
Bemühungen zur Hebung des Baumwollbaues
einstweilen auf Turkestan und Transkaspien (ohne
Buchara und Chiwa) beschränkt werden sollen.
Eine Mitgliederabordnung wird demnächst diese
Gebiete bereisen und festzustellen versuchen, welche
Ländereien sich gegenwärtig als frei und zur
Baumwollkultur geeignet bezeichnen lassen. In
erster Linie wird eine Durchsicht des Gesetzes über
die Grundbesitzrechte der nomadisierenden Ein-
geborenen erstrebt. Nach dem jetzt geltenden
Rechte sind die Staatsländereien den darauf
nomadisierenden Stämmen zu unbegrenzter, ge-
meinschaftlicher Nutznießung überlassen. Einem
Antrage des Komitees entsprechend stellt die land-
wirtschaftliche Hauptverwaltung einen Gesetzent-
wurf zur Bildung von Landreservaten für die
Nomaden der zentralasiatischen, russischen Be-
sitzungen fest. Die sich dann ergebenden freien
Ländereien würden in größerem Umfange zu
Zwecken des Baumwollbaues erschlossen werden
können. Die weitere Absicht ist, mit Rücksicht auf
die Finanzlage des Staates privaten Unter-
nehmungsgeist in möglichst großem Umfang zur
Beteiligung kommen und nicht die erstrebten Fort-
schritte von der Größe verfügbarer Staatsmittel“)
) Zurzeit sind staatliche Bewässerungsarbeiten auf
die Lenrbptepnr. beschränkt. Die Arbeiten wurden
hier im Jahre 1901 begonnen und sollten 1906 be-
endet sein (Bewässerung von 50 000 ha). Inzwischen
hat sich jedoch herausgestellt, daß die veranschlagten
Baukosten um mindestens 100 v. H. höher ausfallen
werden. Im letzten Falle werden die bisher wenig
vorgeschrittenen Arbeiten im Jahre 1912 zum Abschluß
kommen.