Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Qualität unterlegen. Sie ist nicht so fein und 
läßt sich daher nur für gewisse Zwecke verarbeiten. 
Da ihr Preis billiger ist, wird sie jedoch häufig 
mit Bengaljute vermischt, um die Fabrikations= 
kosten gewisser Gewebe zu vermindern. 
Das im genannten Delta angebaute Areal 
wurde in der vergangenen Saison 1906/07 auf 
3 336 400 Acres (gegenüber 3 128 300 Aeres 
im Vorjahre) geschätzt, welche einen Ertrag von 
ungefähr 9 Millionen Ballen von je 400 lbs. 
ergeben dürften. Trotz dieser bisher noch nie 
erreichten Anbaufläche und des tatsächlichen Er- 
gebnisses der jetzigen Ernte von nie gewesenem 
Umfange — es waren bereits am 31. März d. Is., 
d. h. für die ersten neun Monate der jetzt 
laufenden Saison, 8 405 696 Ballen entweder 
verschifft oder sichtbar — erreichten die Preise 
eine noch nie erzielte Höhe. Während beispiels- 
weise im Juli 1905 der Preis sich noch auf 
41 Rs. für 400 lbs. stellte, wurde im Juli 1906, 
also nach 12 Monaten, ein Preis von 71 Rs. 
bezahlt. Der gegenwärtige Stand ist ungefähr 
60,61 Rs. Diese hohen Preise sollen besonders 
durch die Handlungsweise der eingeborenen Groß- 
händler, welche die Ware im Inlande zurück- 
hielten, entstanden sein. Dieses Spiel der Preis- 
treibereien dürfte jedoch nicht viel weiter gehen, 
denn schon sehen sich die Konsumenten allgemein 
nach anderen Hilfsmitteln um. In Nordamerika 
sollen bereits in Memphis, Tenn., von der 
Mississippi-Division of the Farmers Union An- 
strengungen gemacht werden, eine geringwertige 
Baumwolle zur Herstellung von Säcken zu ver- 
werten, so daß ein erstes Konkurrenzmittel bereits 
entstanden sein soll. 
Die Jute wird in der Regel gegen Ende 
März und während des Monats April angebaut. 
Die neue Pflauze kommt dann gewöhnlich zu 
Anfang Juli bereits an den Markt. Aus dem 
letzteren Grunde wird daher die Saison in 
Handelskreisen immer vom 1. Juli bis 30. Juni 
des kommenden Jahres gerechnet. 
Die Zahl der am 31. März 1906 in Britisch- 
Indien in Betrieb befindlichen Spindeln wird 
mit 453 168 und die der Webstühle mit 22 750 
angegeben. Diese Zahlen dürften während des 
letzten Jahres kaum einen großen Zuwachs er- 
litten haben, da infolge der hohen Preise des 
Rohmaterials die indischen Fabriken kaum be- 
deutende Vergrößerungen ausgeführt haben. 
(Bericht des Handelssachverständigen bei dem RKois. 
Generalkonsulat in Calcutia vom 29. April 1907.) 
Der Indigohandel Britisch-ndiens 1906/07. 
Die indischen Indigopflanzer haben in den 
Ergebnissen des Jahres 1906/07 eine Verbesserung 
  
ihrer Lage erblickt, und man sieht hoffnungs- 
voller in die Zukunft. Die von dem Java-Natal- 
Samen erzielten Resultate ließen über seine Über- 
legenheit keine Zweifel. Deshalb sind für die 
kommende Saison größere Strecken mit diesem 
Samen zur Bepflanzung gelangt. Die von einem 
Sachverständigen der indischen Regierung nach 
einer zweijährigen Forschung veröffentlichten Re- 
sultate über den relativen Wert des natürlichen 
und des synthetischen Indigos haben bedeutende 
Hoffnungen, wenn auch einige Widersprüche er- 
weckt. In dem einen Punkt ist man sich jedoch 
einig, daß das vegetabilische Produkt einer Nor- 
mierung des Gehalts (standardisation) unbedingt 
bedarf. 
In Behar ist die erste Ernte durch üÜber- 
schwemmung zerstört worden, dagegen war die 
Qualität der späteren Ernte ausnahmsweise gut. 
Die Preise sind deshalb sowohl in Calcutta wie 
in London um 12 v. H. gestiegen. In manchen 
Kreisen ist man der Ansicht, daß der niedrigste 
Stand für die Aussichten des natürlichen In- 
digos erreicht worden ist, und daß die zur Zeit 
bestehende Nachfrage Zwecken dient, welchen das 
synthetische Färbemittel nicht nachkommen kann. 
Allerdings gibt der nachstehende Überblick über 
die Ausfuhr keinen Anhaltspunkt für die Richtig- 
keit dieser Annahme, denn die erhöhte Nachfrage 
nach Indigo kommt hauptsächlich von Persien 
und von Japan und ist erst seit so kurzer Zeit 
aufgetreten, daß man nicht mit Bestimmtheit 
sagen kann, ob sie von Dauer sein wird. Die 
Verschiffungen nach Großbritannien und anderen 
Ländern des Westens dagegen, von wo eine feste 
Nachfrage erwartet werden könnte, sind — wenn 
man größere Zeiträume überblickt — zurück- 
gegangen. 
Als mit von Bedeutung für die Nachfrage 
nach Indigo wird der Aufschwung im Eisen= und 
Maschinenhandel angegeben, der einen großen 
Verbrauch von mit Indigo gefärbter Arbeiter- 
kleidung zur Folge gehabt habe. 
Den Export von Indigo in den Jahren 
1901/02 bis 1906/07 zeigt die nachstehende 
Statistik, der vorausgeschickt werden mag, daß 
vor zehn Jahren der Gesamterport 169 500 ewts. 
zum Werte von 43,7 Millionen Rs. betrug. 
Die Ausfuhr betrug in ewts. von: 
Cal- Ma= anderen zu- Wert 
cutta dras Häfen sammen Rupien 
1901/02 55 038 25 400 p312 89 750 18522554 
1902/03 29 103 322sT2 3732 65377 12056 819 
1903.04 29 858 24 414 6138 60 140 10 762 026 
1904/05 30 029 11901 7322 19 252 8346 073 
1905/06 19 062 7756 4368 31 186 5 863 777 
1906/07 19 309 11 159 46314 35 102 70004 773 
Der Rückgang war somit in zehn Jahren 
fast 80 v. H. in der Menge und nahezu 84 v. H.
	        
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